Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass im Bereich der Nierentransplantation Geschlechterunterschiede eine große Rolle spielen. Diese Unterschiede betreffen soziologische, medizinische und psychologische Gegebenheiten. Wie die Differenzen genau aussehen, ob und wie sie zusammenhängen, untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jetzt in einem Projekt an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Das Vorhaben, das zu dem noch jungen Forschungsgebiet der geschlechtersensiblen Medizin gehört, wird vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur im Rahmen des Programms „Geschlecht – Macht – Wissen“ mit 500.000 Euro gefördert. „Die Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen hat insgesamt fünf Projekte zur Förderung empfohlen. Das Projekt der MHH stärkt die Biomedizin und setzt ein Zeichen zur Intensivierung der Geschlechterforschung an der MHH“, sagt Ministerin Gabriele Heinen-Kljajić.
Auf geschlechtsspezifische Besonderheiten im Kontext der Nierentransplantation weisen beispielsweise Daten hin, die zeigen, dass Frauen seltener auf der Warteliste für eine Nierentransplantation stehen als Männer, obwohl bei beiden mutmaßlich das gleiche medizinische Ausgangsrisiko besteht und beide in gleichem Maße von einer Transplantation profitieren. Das MHH-Projekt verfolgt einen innovativen, komplexen Ansatz, der von einem epidemiologischen Projektteil an Routinedaten der AOK, über klinische Studiendaten von Patientinnen und Patienten der MHH bis hin zu immunologisch-experimentellen Versuchen reicht und dabei eine hohe Durchlässigkeit zwischen diesen Elementen sowie eine fächerübergreifende Betrachtung gewährleistet. Insgesamt werden Daten von mehr als 1.000 Transplantierten untersucht.
„Unsere Arbeit soll zu direkten handlungsrelevanten Ergebnissen für die Behandlung von Nierenkranken führen“, erklärt Professorin Dr. Anette Melk aus der MHH-Klinik für Pädiatrische Nieren-, Leber- und Stoffwechselerkrankungen. „Das Ziel ist eine verbesserte Versorgung Nierentransplantierter Patientinnen und Patienten auf einem gleichgestellten, höheren Niveau.“ Professorin Melk ist Hauptantragstellerin und Sprecherin der interdisziplinären Arbeitsgruppe. Projektpartner sind die MHH-Abteilungen Pädiatrische Nephrologie, Nephrologie, Medizinische Soziologie, Transplantations-Immunologie sowie das Gleichstellungbüro der MHH und das Institut für New Public Health der Universität Oldenburg.
Weitere Informationen erhalten Sie bei Professorin Dr. Anette Melk, Klinik für Pädiatrische Nieren-, Leber- und Stoffwechselerkrankungen, Telefon (0511) 532-5597, .