Mehr Patientensicherheit nach Operationen: Medizinisches Einsatz-Team soll Notfälle vermeiden

Im Notfall zählt jede Sekunde. In jedem Krankenhaus gibt es dafür genau festgelegte Ablaufpläne und Vorgehensweisen. Doch was kann man präventiv tun, um Notfälle nach Möglichkeit gar nicht erst entstehen zu lassen? Am UKM (Universitätsklinikum Münster) gibt es dafür seit Kurzem das sogenannte „Medizinische Einsatz-Team“ (MET) der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie. „Bei operativen Patienten besteht je nach Vorerkrankung und Art des Eingriffs das Risiko, nach der OP Komplikationen zu entwickeln und zum Notfall zu werden. Risikopatienten werden daher am UKM vor der OP identifiziert und erhalten nach der OP von einem Facharzt für Anästhesie eine zusätzliche Visite“, macht Prof. Dr. Dr. h.c. Hugo Van Aken, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, deutlich.

Gleichzeitig wird auf allen operativen Stationen standardmäßig neben Blutdruck, Puls, Körpertemperatur und Schmerzen auch die Sauerstoffsättigung der Patienten bestimmt und dokumentiert. „Studien belegen eindrucksvoll, dass dieser Wert ein entscheidendes Alarmierungskriterium bei anbahnenden Komplikationen ist“, erläutert Van Aken diese Maßnahme. Zusätzlich besteht ein intensivmedizinischer Konsildienst für alle operativen Stationen. Rund um die Uhr ist ein Facharzt mit intensivmedizinischer Erfahrung verfügbar, der von der Station angefordert werden kann, wenn sich der Zustand eines Patienten nach der OP verschlechtert. „Diese Situation kennen viele Ärzte und Pflegende: Der Patient ist nach einer OP stabil, doch plötzlich ändern sich die Vitalwerte, die Therapie schlägt nicht wie gewünscht an und der Zustand des Patienten verschlechtert sich, ist aber nicht akut lebensbedrohlich. Hier unterstützen wir mit unserer intensivmedizinischen Expertise, damit der Fall nicht erst zum Notfall wird“, erklärt Prof. Dr. Björn Ellger, Leiter der operativen Intensivmedizin. Verlängerte Krankenhausaufenthalte, ungeplante Aufnahmen auf die Intensivstationen und Todesfälle sollen so verhindert und die Patientensicherheit verbessert werden. Mit seinem MET ist das UKM Vorreiter: Denn das innovative Pilotprojekt existiert in dieser Form lediglich in drei anderen Kliniken in Deutschland (UK Bonn, Dresden und Mainz), sein Nutzen ist aber bereits durch viele umfassende internationale Studienergebnisse belegt.

Für ihren Einsatz auf den Normalstationen sind die Fachärzte des MET auch besonders ausgestattet: Seit wenigen Wochen ist ein neues „Handheld-Sonogerät“ im Einsatz. Dahinter verbirgt sich ein Ultraschallkopf angeschlossen an ein Ultraschallgerät in der Größe eines Tablet. Das Gerät wird in dieser Form vom UKM als erste Klinik bundesweit genutzt. Hinter dem unscheinbaren Gerät versteckt sich jede Menge Technik auf kleinstem Raum, die es den Ärzten ermöglicht das Gerät in der Kitteltasche mitzuführen und direkt am Krankenbett Ultraschalluntersuchungen vorzunehmen. „Das Ultraschallgerät kommt zum Patienten und nicht der Patient zum Ultraschallgerät“, bringt Prof. Dr. Björn Ellger es auf den Punkt.

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