Medizintechnik: Wenn die Natur der beste Lehrer ist

Hausmittel gegen Haarausfall, Homöopathie - Wirkstoffe aus der Natur

Medizintechnik. Blutige Zahnoperationen, Menschen, die zur Ader gelassen werden und Pfusch mit Kräutern und Pflanzen – daran denken die meisten, wenn es um mittelalterliche Medizin geht. Allein der technische Fortschritt ermöglichte in den letzten Jahrzenten völlig neue Behandlungsmethoden, Diagnosemöglichkeiten und verbesserte die Heilungschancen erheblich. Trotz allem lagen Mediziner im Mittelalter häufig richtig, wie Skelettfunde und alte Aufzeichnungen beweisen.

 

Medizintechnik – Schaurig, aber effektiv: Die Techniken des Mittelalters

Aus heutiger Sicht waren viele Methoden durchaus effektiv: So wurden damals zum Beispiel Wunden mit gezüchteten Schimmelpilzen behandelt. Dass diese den Wirkstoff Penicillin bilden können, wusste zwar niemand, aber man war sich der Heilkraft bewusst. Viele andere Funde zeigen gut verheilte Brüche, Wunden oder sogar wieder zusammengewachsene Schädeldecken – für Forscher ein Beweis, dass man sich damals durchaus zu helfen wusste.

Solche Entdeckungen sind es unter anderem, die Mediziner und Forscher – trotz der heutigen Medizin und Prozesse – immer wieder dazu animieren, sich durch die Natur inspirieren zu lassen und dort nach neuen Lösungsansätzen zu suchen.

 

Schwarzbären gegen Gallensteine

Asiatische Schwarzbären werden bis zu 1,80 Meter groß und können bis zu 150 Kilogramm auf die Waage bringen. Die als wenig aggressiv geltenden Bären wurden für Mediziner wegen einer ganz besonderen Eigenschaft interessant – in ihrer Gallenblase befindet sich eine spezielle Substanz: die Ursodesoxycholsäure. Diese kann zur Auflösung kleinerer Gallensteine und zur Behandlung diverser Lebererkrankungen eingesetzt werden. Obwohl es seit 1955 möglich ist, den Arzneistoff synthetisch herzustellen, gibt es im asiatischen Raum noch zahlreichen Bärenfarmen, wo die Bären unter grausamen Bedingungen gehalten werden.

Spinnennetze als Wunderwaffe

Spinnenseide ist im Verhältnis zur Größe und Dicke fünfmal fester als Stahl, gleichzeitig jedoch flexibel und ausgesprochen reißfest. Sie ist resistent gegen Pilze und Bakterien, wasserfest und hält Temperaturen von bis zu 200 Grad stand. Zudem baut unser Körper den Faden aus Eiweißen nahezu rückstandslos ab – echte Traumbedingungen für die medizinische Forschung! An der medizinischen Hochschule Hannover gibt es seit 2004 das „Spider Silk Laboratory“ – hier leben rund 150 goldene Radnetzspinnen. Jede Spinne hat einen Namen und wird wöchentlich für etwa 15 Minuten „gemolken“, d.h. es werden etwa 100 bis 200 Meter Faden entnommen. Eine größere Entnahme wäre möglich, jedoch steht für die Forscher das Tierwohl an oberster Stelle.

Nerven aus Spinnenseide

Die dünnen Fäden wurden bereits erfolgreich zur Nervenrekonstruktion bei Schafen und Ratten verwendet. Durchtrennte Nervenstränge konnten über eine Distanz von bis zu sechs Zentimetern rekonstruiert werden – eine echte Sensation! Der nächste Schritt ist eine klinische Studie an menschlichen Patienten. Anwendung könnte die Methode vor allem in der plastischen und der Unfallchirurgie finden. Ihre antibakteriellen Eigenschaften und die Klebfähigkeit machen Spinnenseide ebenfalls interessant für die Wundversorgung oder Neurodermitis-Patienten. Übrigens: Der griechische Philosoph Aristoteles soll bereits um 300 v. Chr. Blutungen mit Hilfe von Spinnweben gestillt haben.

Axolotl: Kleiner Molch mit großen Geheimnissen

Der Axolotl bringt die Köpfe von Generationen von Wissenschaftlern zum Qualmen. Der Querzahnmolch verbleibt sein Leben lang im Larvenstadium und pflanzt sich auch in dieser Lebensphase fort. Schuld daran ist das Fehlen des Hormons „Thyroxin“, bei dessen künstlicher Gabe er sich entwickelt. Beim Menschen wird Thyroxin zur Behandlung von Schilddrüsenunterfunktionen eingesetzt. Doch das ist längst nicht alles: Fehlende Gliedmaßen und sogar Schäden an inneren Organen wie dem Herzen oder sogar dem Gehirn heilen beim Axolotl und hinterlassen keinerlei Narben und Schäden. In seiner Heimat Mexico, kommt der Axolotl nur in einem einzigen See vor, dort gilt er heute als nahezu ausgestorben. In Forschungslabors und bei privaten Aquarianern leben jedoch noch unzählige Tiere.

Tierwelt als Inspiration für moderne Medizin

Trotz des technischen Fortschritts bergen Tiere und Natur noch immer Geheimnisse und Selbstheilungstechniken, von denen sich die Humanmedizin vieles abschauen kann. „Zurück zur Natur“ darf deshalb keinesfalls als Rückschritt, sondern vielmehr als Weg zu neuen Möglichkeiten gesehen werden.

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