„Der alte Arzt spricht Lateinisch, der junge Arzt Englisch. Der gute Arzt spricht die Sprache des Patienten.“ (Ursula Lehr)
Ob ärztliche Behandlungen erfolgreich sind, ob Patientinnen und Patienten die
verordneten Therapien einhalten, ob sie bei ihrem Arzt bleiben oder von einem
zum anderen ziehen – dies hängt nicht nur vom fachlichen Können des Arztes,
sondern ganz wesentlich auch von der Kommunikation zwischen Arzt und
Patient ab. Misslungene Kommunikation zwischen Arzt und Patient zieht manche
falsche Diagnose und überflüssige Untersuchung nach sich und hinterlässt
unzufriedene Patienten. Bei einem Anteil des Gesundheitswesens von 11% am
Bruttoinlandsprodukt spielt die Nichteinhaltung von Therapieverordnungen bei
ca. 67% der Patienten eine wichtige, auch ökonomische Rolle.
Wie viel Geld geht dabei allein verloren durch Kommunikationsversagen, was könnte gespart werden?
Die linguistische Gesprächsforschung nimmt die Probleme, die im Gespräch zwischen Arzt und Patient entstehen, anhand von Videoaufnahmen medizinischer
Kommunikation unter die Lupe. Sie untersucht, welche Aufgaben in der medizinischen Kommunikation zu bewältigen sind und widmet sich dabei folgenden
Fragen: Wie werden Anamnesen durchgeführt, Diagnosen mitgeteilt, Therapieentscheidungen getroffen oder Patienten vor Operationen aufgeklärt?
Wie spricht der Arzt mit Krebspatienten oder mit Migranten, die nur wenig Deutsch sprechen, wie mit Kindern oder mit Demenzpatienten?
Und wie stellt man im Gespräch das notwendige Vertrauen her?
Welche Probleme tauchen im Gespräch zwischen Arzt und Patient auf und wie lassen sich die Gespräche optimieren?
Auf der diesjährigen Arbeitstagung zur Gesprächsforschung diskutieren Linguisten
und Mediziner wie die Kommunikation zwischen Arzt und Patient sich auf
Diagnostik, Therapie und Compliance auswirken.
Vortragende aus sechs Ländern stellen aktuelle Forschungsergebnisse zur Analyse, Bewertung und Verbesserung der medizinischen Kommunikation vor. Die Ergebnisse der gemeinsamen, interdisziplinären Forschung fließen dann auch ein in die medizinische Aus- und Weiterbildung und für die Entwicklung von Gesprächsleitfäden.
Im Rahmen der Tagung wird Maxi Kupetz (Universität Potsdam) für ihr Dissertationsprojekt „Empathie-Darstellungen in der sozialen Interaktion“
mit dem 1000 Euro dotierten Dissertationspreis des Vereins „Gesprächsforschung“ e.V. ausgezeichnet.
Weitere Informationen unter:
http://www.ids-mannheim.de/aktuell/kolloquien/agf/2012/
Das Institut für Deutsche Sprache (IDS)