Mechanismen bei neurodegenerativen Erkrankungen auf der Spur

Die Auszeichnung erfolgte im Rahmen einer von der Universitätsklinik für Neurologie Magdeburg und dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in der Helmholtz-Gemeinschaft (DZNE) ausgerichteten Fortbildungsveranstaltung am 29. November 2011. Der Preisträger Prof. Heneka hielt den Festvortrag mit dem Titel: „Far from eye far from heart – oder wie der Locus coeruleus vergessen wurde“. In Anwesenheit von Universitätsrektor Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann und Klinikdirektor Professor Dr. Hans-Jochen Heinze wurde anschließend der mit 15.000 Euro dotierte Christa Lorenz-ALS-Forschungspreis feierlich verliehen.

Der Preisträger, Professor Dr. med. Michael T. Heneka aus Bonn, leitet die Abteilung für Klinische Neurowissenschaften am Universitätsklinikum Bonn und gleichzeitig die von der DFG eingerichtete Klinische Forschergruppe 177 „Innate immunity in chronic neurodegeneration“. Beide Einrichtungen sind ein wichtiger Kooperationspartner des 2009 in Bonn gegründeten Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE).

Professor Heneka beschäftigt sich mit der Charakterisierung und Modulation entzündlicher Mechanismen bei neurodegenerativen Erkrankungen wie der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) und der Alzheimer-Erkrankung. So gelang es der Gruppe von Professor Heneka, komplexe Regulationsmechanismen der Neuroinflammation zu entschlüsseln und insbesondere die Bedeutung des noradrenergen Locus coeruleus für den Neuronenuntergang in den Projektionsarealen aufzuklären. Am ALS-Modell der SOD1-Maus konnte die Gruppe in unmittelbarer Nähe der Motoneuronen aktivierte Gliazellen und vermehrte Entzündungsmarker nachweisen, die in Gegenwart des entzündungshemmenden Medikaments Pioglitazon stark vermindert waren. Die Modulierung der Neuroinflammation mit Aktivierung alternativer restaurativer Effekte erwies sich als vielversprechender translationaler Ansatz und mündete in eine Reihe hochrangiger Veröffentlichungen.

Die Stiftung für medizinische Wissenschaft Frankfurt a. M. wurde im Jahre 1999 durch Christa Lorenz gegründet, die selber Betroffene mit einer ALS war und daran verstarb. Der Zweck der Stiftung ist die Förderung der Forschung und Wissenschaft bei dieser neurodegenerativen Erkrankung, die auch als Modellerkrankung für andere altersgebundenen Erkrankungen mit selektiven Zelltod wie den Demenzen angesehen wird.

Die Amyotrophe Lateralsklerose (Amyotrophie = Muskelschwund, lateral = lat. zur Seite hin gelegen und Sklerose = Verhärtung: gemeint ist der Untergang motorischer Nerven im Rückenmark) ist eine chronische Erkrankung des Nervensystems. Durch die fortschreitende Schädigung von Nervenzellen kommt es zu Muskellähmungen, die zu Bewegungs-, Sprech- und Schluckstörungen führen, was die Betroffenen bei der Ausübung der Aktivitäten ihres täglichen Lebens zunehmend einschränkt. Die Erkrankung ist nicht heilbar, da die Ursachen für die Entstehung noch unbekannt sind. Mit den heute bekannten Therapiemöglichkeiten kann jedoch zu einer Linderung der Symptome beigetragen werden. Innovative Therapieansätze – wie die von Prof. Heneka etablierten experimentellen Modelle – lassen in den nächsten Jahren große Behandlungsfortschritte erwarten.

Ansprechpartner für Redaktionen:
Ögelin Düzel
Public Relations
Universitätsklinik für Neurologie und Universitätsklinik für Stereotaktische Neurochirurgie Magdeburg
Tel: 0391 / 6117535
Email: oegelin.duezel-candan@med.ovgu.de

Nach oben scrollen