Martin Vingron, Direktor am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin, ist zum Fellow der International Society for Computational Biology (ISCB) gewählt worden. Die ISCB ist die führende Vereinigung von Wissenschaftlern, die sich mit der Untersuchung von lebenden Systemen durch computergestützte Methoden beschäftigen. Die Auszeichnung wird am 15. Juli 2012 im Rahmen der ISMB – Intelligent Systems for Molecular Biology-Konferenz 2012 überreicht.
Vingron gehört zu den weltweit führenden Wissenschaftlern für die rechnergestützte Analyse und Verarbeitung biologischer Informationen. Der Mathematiker entwickelt Computerverfahren, mit denen große Mengen an molekularbiologischen Daten systematisch ausgewertet werden können. Sein besonderes Interesse gilt der Regulation der Genaktivität im Zusammenhang mit der Struktur und Entstehung von Säugetiergenomen. In seiner Abteilung arbeiten Mathematiker und Informatiker gemeinsam mit experimentell tätigen Biologen, um grundlegende Fragen zur Steuerung der Genaktivität und Regulation von einzelnen Genen zu beantworten.
Als ISCB Fellows werden seit 2009 Forscher geehrt, die herausragende Beiträge auf dem Gebiet der Bioinformatik geleistet haben. Von den etwa 3.000 ISCB-Mitgliedern aus insgesamt 70 Ländern wurden bislang erst 17 als Fellows ausgezeichnet. In diesem Jahr kommen weitere sechs hinzu. Vingron ist der erste in Deutschland tätige Wissenschaftler, der diese Auszeichnung erhält. Mit ihm geehrt werden Bonnie Berger, Peter Karp, Jill Mesirov und Pavel Pevzner aus den USA, Ron Shamir aus Israel und Gunnar von Heijne aus Schweden.
Martin Vingron wurde am 5.10.1961 in Wien geboren. Er studierte Mathematik an der Universität Wien und promovierte anschließend am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) und der Universität Heidelberg. Von 1991 bis 1993 forschte er an der University of Southern California in Los Angeles. Es folgten Aufenthalte am Forschungszentrum Informationstechnik in St. Augustin bei Bonn und am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. 2000 wurde Vingron zum Direktor am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin und Leiter der Abteilung Bioinformatik berufen. Seit 2001 ist er zudem Honorarprofessor am Fachbereich Mathematik und Informatik der Freien Universität Berlin. Seit 2006 ist er außerdem Direktor am CAS-MPG Partner Institute for Computational Biology in Shanghai, China, an dem er jedes Jahr mehrere Wochen verbringt. 2004 wurde Vingron zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. Ebenfalls in 2004 erhielt er gemeinsam mit Eugene W. Myers den Max Planck Forschungspreis.