‚Verankert in Basel aber in breiter Partnerschaft mit vielen Ländern in Nord und Süd.’ So verortet der scheidende Direktor Marcel Tanner das Swiss TPH heute. Unter seiner Führung hat sich das ehemalige Schweizerische Tropeninstitut zu einer global tätigen Institution mit einem interdisziplinären Ansatz in Lehre, Forschung und Dienstleistung entwickelt.
Gegründet 1944 betreibt das Swiss TPH heute Spitzenforschung im Bereich der Infektionsbiologie, der Medikamentenentwicklung für vernachlässigte Krankheiten, der öffentlichen Gesundheit/Public Health und der Gesundheitssysteme. Neben seinem Beitrag zu Lehre und Forschung an der Universität Basel nimmt das Swiss TPH auch leitende Funktionen im schweizerischen Public Health Weiterbildungsprogramm und auf dem Gebiet der globalen Gesundheit wahr. Das Swiss TPH ist aber auch ein gefragter Umsetzungspartner für internationale Gesundheitsprogramme z.B. der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, der Weltgesundheitsorganisation, des ‚Global Fund against HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria’ oder der Bill & Melinda Gates Stiftung.
Vom Tropeninstitut zum Spezialisten für Globale Gesundheit
Mit Marcel Tanner als Direktor hat sich das Institut seit 1997 inhaltlich und strukturell weiterentwickelt. Standen früher Fragen zur Infektionsbiologie von Krankheiten wie der Malaria oder der Schlafkrankheit im Vordergrund, wuchs mit Tanner die Überzeugung, dass Krankheit, Gesundheit und Gesund bleiben nur in einem Gesamtkontext verstanden werden können: Lebensumstände, ökologische und kulturelle Einflüsse. Unter Tanners Leitung forcierte das Institut den interdisziplinären, systemischen Ansatz. «Der Kontext zwischen Gesundheits- und Sozialsystemen ist entscheidend», sagt Tanner.
Heute arbeiten Anthropologen, Soziologen und Ethnologen eng mit Veterinären, Medizinern, Biologen, Statistikern oder Ökonomen zusammen. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, die Gesundheitssituation insbesondere vulnerabler Bevölkerungsgruppen zu verbessern. «Die komplexen Fragen rund um Krankheit und Gesundheit lassen sich nur in einem Disziplinen- und Methodenmix lösen», sagt Tanner.
Mit Marcel Tanner reagierte das Swiss TPH flexibel auf globale Herausforderungen. So gehört nun auch die Erforschung chronischer Erkrankungen zu den Kernanliegen des Instituts. Mit der Integration des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Basel erreichte das Swiss TPH eine kritische Grösse und konnte seine Aktivitäten im Bereich der Umweltepidemiologie, der Lungen-/Atemwegserkrankungen und der öffentlichen Gesundheit in der Schweiz verstärken.
Von der Innovation im Labor zur Umsetzung im Feld
Marcel Tanner formte das Swiss TPH zu einer hocheffizienten Innovationsschmiede, die von der Grundlagenforschung bis zur Umsetzung von Gesundheitprogrammen reicht. Um die Entwicklung neuer Wirk- und Impfstoffe gegen Krankheiten der Armut wie z.B. Malaria zu beschleunigen, regte Tanner die Gründung von Public-Private-Partnerships wie ‚Medicines for Malaria Venture’ oder der ‚Drugs for Neglected Diseases initiative’ an.
Heute gehört das Swiss TPH mit über 500 Publikationen pro Jahr zu den produktivsten Forschungsinstitutionen am Platz Basel. In den Rankings der Universität Basel werden drei Forscher des Swiss TPH unter den zehn produktivsten Wissenschaftler aufgeführt. International belegt das Swiss TPH Spitzenplätze z.B. in der Parasitologie oder der Erforschung von Gesundheitssystemen.
Förderung von Partnerorganisationen in Afrika und Asien
Ein zentrales Anliegen Tanners war der Aufbau starker Partnerinstitutionen in Afrika und Asien. Das Ifakara Health Institute in Tansania und das Centre Suisse de Recherches Scientifiques in der Côte d’Ivoire beispielsweise entwickelten sich zu regional bedeutenden Zentren der grundlagen- und angewandten Forschung. Sie sind wichtige Ausbildungsstätten für den lokalen wissenschaftlichen Nachwuchs und ein Ort des Austausches.
«Richtig stolz bin ich über all die fähigen Kolleginnen und Kollegen, die ich ausbilden, in Dissertationen mitbetreuen und mit ihnen arbeiten durfte», sagt Tanner. «Denn nur durch die Ausbildung junger Menschen werden wissenschaftliche Erkenntnisse nachhaltig.» Viele ehemalige Doktoranden sind heute in leitenden Funktionen in Ministerien und Forschungsorganisationen in ihren Herkunftsländern. Eine enge Zusammenarbeit pflegt das Swiss TPH u.a. auch mit Institutionen in China, Laos, Papua Neu Guinea, Tadschikistan oder der Ukraine.
Geplanter Neubau in Allschwil
Dank einer von den Regierungen beider Basel beschlossenen gemeinsamen Trägerschaft im Rahmen eines Staatsvertrags und durch die Unterstützung durch den Bund soll im Bachgrabenareal in Allschwil in den nächsten Jahren ein Neubau entstehen. Das Swiss TPH wird auf dem neuen Innovationspark die Rolle einer Ankerinstitution für den dort entstehenden Forschungs-, Innovations- und Wirtschaftscluster einnehmen. Die reisemedizinischen Dienstleistungen für die Bevölkerung in der Region Basel sollen weiterhin an der Socinstrasse bestehen bleiben.
Harmonischer Übergang
Nach drei Amtszeiten übergibt der bald 63-jährige Tanner das Direktorenamt an Jürg Utzinger. Mit ihm übernimmt ein erfahrener und erfolgreicher Epidemiologe die Leitung des Instituts. Utzinger leitet seit 2004 als Professor für Epidemiologie der Universität Basel die Abteilung ‹Ecosystem Health Sciences› am Swiss TPH. Geboren 1968 in Zürich studierte Jürg Utzinger Umweltnaturwissenschaften an der ETH Zürich.1999 promovierte er am damaligen Schweizerischen Tropeninstitut nach Forschungsarbeiten am Centre Suisse de Recherches Scientifiques in der Côte d’Ivoire. Nach mehrjährigem Forschungsaufenthalt als Visiting Research Fellow an der Princeton University in den USA erhielt er 2004 eine SNF-
Förderprofessur am Swiss TPH und der Universität Basel.
Jürg Utzinger ist ein international anerkannter Experte für Epidemiologie und der Kontrolle parasitärer Krankheiten, mit Schwerpunkt Bilharziose und anderer parasitärer Erkrankungen. Weitere Forschungsschwerpunkte bilden die Kartierung und Vorhersage der räumlichen Verbreitung von wichtigen parasitären Krankheiten sowie die
Gesundheitsverträglichkeitsprüfung von Grossprojekten (Staudämme, Minen) in Entwicklungsländern. Jürg Utzinger ist Mitglied diverser nationaler und internationaler Gremien im Bereich Gesundheit und Entwicklungszusammenarbeit.
Marcel Tanner wird dem Institut in diversen Mandaten eng verbunden bleiben. Bis zu seiner ordentlichen Emeritierung wird er weiterhin als Ordinarius für Epidemiologie und medizinische Parasitologie an den Philosophisch Naturwissenschaftlichen und der Medizinischen Fakultäten der Universität Basel unterrichten.
Weitere Informationen
Prof. Marcel Tanner, Tel. 061 284 82 83, marcel.tanner@unibas.ch
Prof. Jürg Utzinger, Tel. 061 284 81 29, juerg.utzinger@unibas.ch
Dr. Christian Heuss, Kommunikation, Tel. 061 284 86 83, christian.heuss@unibas.ch
Über das Swiss TPH
Das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) ist eine der führenden Institutionen der Schweiz im Bereich Public- und Global Health. Das mit der Universität Basel assoziierte Institut vereint Forschung, Lehre und Dienstleistungen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Das Swiss TPH ist eine öffentlich-rechtliche Organisation und deckt derzeit etwa 20% seines Budgets von derzeit etwa 72 Millionen Franken durch Kernbeiträge des Kantons Basel-Stadt (3%), der von Basel-Land mitgetragenen Universität Basel (9%) sowie des Bundes (7%). Die restlichen Mittel werden kompetitiv eingeworben. Das Institut umfasst rund 700 Mitarbeitende, davon 490 in Basel.