Die Studie von Weigel, Heindel, Heidinger et al. schließt 19.563 Erstuntersuchungen sowie 18.034 Folgeuntersuchungen einer Screening-Einheit im Zeitraum von Januar 2008 bis Dezember 2010 ein. Erhoben wurden die im Screening diagnostizierten Brustkrebsstadien sowie erstmals die Stadien der Brusterkrankungen, die bei Screening-Teilnehmerinnen im folgenden 2-Jahreszeitraum im Intervall außerhalb des Screenings auftraten. Die Daten stammen aus einem Abgleich der Screening-Daten mit den Daten des Epidemiologischen Krebsregister Nordrhein-Westfalen.
Die 2-Jahresinzidenzrate aller Stadien lag bei Frauen in der Folgeuntersuchung signifikant niedriger (0,85 %, bzw. 8,5 von 1000 Frauen) als bei Frauen in der Erstuntersuchung (1,29 % bzw. 12,9 von 1000 Frauen). Für die fortgeschrittenen Stadien zeigt sich nach Folgerundenteilnahme eine deutlich niedrigere 2-Jahresinzidenz (0,26 %) als nach Erstrundenteilnahme (0,48 %). Bei Frauen zwischen 50 und 59 Jahren ist der Inzidenzunterschied geringer (0,21 % versus 0,35 %) als bei Frauen zwischen 60 und 69 Jahren (0,31 % versus 0,70 %).
Betrachtet man die Stadienverteilung getrennt für die im Screening entdeckten Karzinome und die Intervallkarzinome, bestätigt sich der günstigere Trend für die Folgeuntersuchungen:
Der Anteil der fortgeschrittenen Stadien bei Ersteilnehmerinnen im Screening lag bei 0,17 %, und für die Intervallkarzinome bei 0,33 %. In den Folgeuntersuchungen sinkt der Anteil der UICC II bis IV-Stadien der im Screening entdeckten Brustkrebserkrankungen auf 0,09 % und für das nachfolgende 2-Jahresintervall auf 0,15 %.
Unter den fortgeschrittenen Brustkrebserkrankungen war der Anteil ohne Fernmetastasierung in den Folgeuntersuchungen (93,3 %) höher als in den Erstuntersuchungen (86,0 %). Ein ähnliches Ergebnis zeigte sich für die fortgeschrittenen Tumoren ohne Lymphknotenbefall (Folgeuntersuchungen: 40,0% / Erstuntersuchungen: 34,4%).
Die Intervallkarzinomrate für alle Stadien war unter den Teilnehmerinnen in den Folgeuntersuchungen und bei den Ersteilnehmerinnen in etwa gleich hoch (0,20 % versus 0,19 %).
Die Studie weist Limitationen auf. Zum einen stammen die Daten aus nur einer Screening-Einheit und sind somit nicht ohne weiteres auf die Gesamtsituation in Deutschland übertragbar. Zum anderen waren in den Erstuntersuchungen die jüngeren Altersgruppen stärker vertreten, was sich auf die Brustkrebsentdeckungsrate auswirken kann. Allerdings wäre bei jüngeren Frauen eine geringere Brustkrebsinzidenz als bei älteren Frauen zu erwarten. „Unsere Analyse zeigt, dass das Mammographie-Screening den Anteil fortgeschrittener Krebsstadien senken kann. Das ist eine wichtige Bedingung, die Sterblichkeit an Brustkrebs zu senken“, sagt Prof. Walter Heindel, einer der Studienautoren.
Aktuell wird die Auswirkung der systematischen Brustkrebs-Früherkennung durch Screening auf fortgeschrittene Tumorstadien für das Bundesland Nordrhein-Westfalen evaluiert.
Literaturhinweis
Weigel S, Heindel W, Heidrich J et al.
Reduction of Advanced Breast Cancer Stages
at Subsequent Participation in Mammography Screening.
Fortschr Röntgenstr 2016; 188(01): 33-37
DOI: 10.1055/s-0041-107835
https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0041-107835
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2002 beschließt der Deutsche Bundestag parteiübergreifend, das Mammographie-Screening-Programm in Deutschland einzuführen. Im August 2003 wird in gemeinsamer Trägerschaft von den gesetzlichen Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) die Kooperationsgemeinschaft Mammographie gegründet. Ihre Aufgabe ist die Koordination, Qualitätssicherung und Evaluation des Mammographie-Screening-Programms. Im Jahr 2005 gehen die ersten Screening-Einheiten an den Start. Seit 2009 ist das Programm in Deutschland flächendeckend umgesetzt. Heute wird das Mammographie-Screening von 95 Screening-Einheiten an rund 400 Standorten angeboten.
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