Der im August diesen Jahres vorgestellte erste Qualitätsbericht zum deutschen Mammographie-Screening-Programm belegt nach Ansicht der Expertin bereits heute, dass die sogenannten Surrogat-Parameter, die eine frühzeitige Einschät-zung des Einflusses des Screening auf die Brustkrebs-Sterblichkeitsentwicklung erlauben (Tumorgröße, Lymphknotenstatus), voll im Bereich der europäischen Vorgaben liegen. „Das heißt, es wurden mehr Brustkrebs-Vorstufen und kleine Brustkrebse entdeckt als ohne Screening.“ Der Bericht zeige, dass von 1000 Frauen, die 20 Jahre lang am Screening teilnehmen, fünf Frauen gerettet werden. Weitere 50 Frauen würden biopsiert, hätten aber ein gutartiges Ergebnis – einen so genannten falsch-positiven Befund. Insgesamt fünf Frauen würden übertherapiert.
Bessere Genauigkeit notwendig
„Überdiagnose und Übertherapie sind ein methoden-inhärentes Problem, sie führen zu individueller psychischer Belastung und unnötiger Therapie. Es ist daher wichtig, kontinuierlich den belegten Nutzen gegenüber einem möglichen Schaden abzuwä-gen, denn die Früherkennungsmaßnahme richtet sich ja an gesunde Frauen“, so Schreer. Der guten Information der Frauen komme daher größte Bedeutung zu. Allein frühe Krebsstadien zu entdecken, reicht nach Ansicht der Expertin jedoch nicht aus: „Es müssen die frühen, aggressiven Krebse entdeckt werden. Das Problem jedoch ist, dass dafür bisher keine Test- oder Vorhersage-Möglichkeiten der individuellen Tumor-Biologie existieren.“
Das Mammographie-Screening-Programm
Das seit 2005 in Deutschland eingeführte Mammographie-Screening-Programm ergänzt die regelmäßige Früherkennungs-Untersuchung bei der Frauenärztin oder beim Frauenarzt. Es ist ein qualitätsgesichertes Programm zur Früherkennung von Brustkrebs. Alle Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren können daran teilnehmen. Die Frauen werden dabei jedes zweite Jahr schriftlich zu einer Mammographie-Untersuchung in eine sogenannte Screening-Einheit eingeladen. Ziel ist es, Brustkrebs so früh wie möglich zu entdecken. Für gesetzlich versicherte Frauen ist die Teilnahme kostenlos. Für privat Versicherte können spezielle Regelungen gelten. Zur Koordination, Qualitätssicherung und Evaluation des Programms wurde von den gesetzlichen Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung die Kooperationsgemeinschaft Mammographie gegründet.
(idw, 10/2010)