Damit wollen sie neue Techniken entwickeln, mit denen Wirkstoffe gegen PD identifiziert und erforscht werden können. Viel versprechende Substanzen sollen zudem in Richtung medizinischer Anwendung weiter entwickelt werden. „In SysMedPD ergänzt sich die Expertise aus Universitäten und biopharmazeutischen Unternehmen auf ideale Weise“, sagt Prof. Dr. Rudi Balling, LCSB-Direktor und Koordinator von SysMedPD: „Das schafft optimale Voraussetzungen, um bei der Diagnose- und Therapieentwicklung für Parkinson ein deutliches Stück voranzukommen.“
Parkinson ist eine Erkrankung des menschlichen Nervengewebes, die allmählich voranschreitet und unter anderem Muskelzittern und Muskelstarre zur Folge hat. Ursächlich an der Entstehung beteiligt sind häufig die Mitochondrien der Nervenzellen – die Kraftwerke der Zellen, die über biochemische Reaktionen Energie für zelluläre Stoffwechselvorgänge bereitstellen. „Bei schätzungsweise zehn bis 20 Prozent aller Parkinson-Patienten funktionieren die Mitochondrien nicht einwandfrei“, sagt Dr. Ronan Fleming, leitender Wissenschaftler am LCSB , der an der Konzeption und Koordination von SysMedPD maßgeblich beteiligt ist: „Um Parkinson besser diagnostizieren, heilen oder zumindest das Fortschreiten wirksam eindämmen zu können, müssen wir die Dysfunktion der Mitochondrien im Detail verstehen.“
Dabei konzentrieren sich die Forscher in SysMedPD zunächst auf solche Krankheitsbilder von PD, bei denen die Mitochondrien durch Mutationen in einzelnen Genen geschädigt sind. „Später können die Ergebnisse dann auf Patientengruppen übertragen werden, bei denen mehrere Gene und Umweltfaktoren an der Entstehung von PD beteiligt sind“, so Ronan Fleming.
Seine Aufgabe will das SysMedPD-Konsortium mit verschiedenen Ansätzen angehen: „Am LCSB legen wir einen Schwerpunkt darauf, neue rechnerbasierte Modelle zu entwickeln, mit denen sich die Vorgänge in den Mitochondrien besser darstellen lassen“, erklärt Dr. Ronan Fleming. Einen ergänzenden Ansatz beschreibt Prof. Dr. Jens Schwamborn, Leiter der LCSB-Gruppe Entwicklungs- und Zellbiologie: „Die Computervorhersagen müssen wir in Experimenten überprüfen. Deshalb werden wir im Rahmen dieses EU-Projekts auch weiterentwickelte Zellmodelle einsetzen, für die Hautzellen von Parkinson-Patienten zu menschlichen Nervenzellen umprogrammiert werden.“
Damit die Forschungsergebnisse, die in SysMedPD erzielt werden, möglichst schnell den Weg in Richtung Anwendung finden, sind auch biopharmazeutische Firmen im Konsortium mit an Bord. Sie sind in den Bereichen Testentwicklung für neue Wirkstoffe sowie Wirkstoffidentifizierung tätig. „Das Projekt ist so angelegt, dass sich die Erkenntnisse, die wir und die anderen akademischen Partner erzielen, mit denen der beteiligten Unternehmen sehr gut ergänzen“, sagt Rudi Balling: „Durch diese enge Verzahnung von öffentlicher und privater Forschung können wir sicherstellen, dass die EU-Fördermittel einerseits optimal im Sinne der PD-Patienten eingesetzt werden, andererseits zu wirtschaftlichen Impulsen führen. Das sind wichtige Zielvorgaben der EU, die wir hier erfüllen.“
Die SysMedPD-Partner:
– Deutschland: Universität Lübeck (Prof. Dr. Christine Klein), EURICE – European Research and Project Office GmbH (Corinna Hahn)
– Irland: Maynooth University (Dr. Niall Finnerty)
– Luxemburg: Universität Luxemburg (Prof. Dr. Rudi Balling, Dr. Ronan Fleming, Prof. Dr. Jens Schwamborn)
– Niederlande: Universität Leiden (Prof. Dr. Thomas Hankemeier), Khondrion BV (Prof. Dr. Jan Smeitink), Mimetas BV (Dr. Paul Vulto)
– Großbritannien: University College London (Prof. Dr. Anthony Schapira)
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