Listerien-Check in öffentlichen Toiletten Wiens

Das Bakterium Listeria monocytogenes ist ein sogenannter Umweltkeim. Er ist sehr angepasst und widerstandsfähig. Aus früheren Studien an der Vetmeduni Vienna ist bekannt, dass ländliche Gebiete stärker mit Listerien belastet sind als Städte. Wie die Situation in den städtischen Toiletten aussieht, wurde bisher noch nicht untersucht.

Toiletten sind Hygiene-Hotspots

Dagmar Schoder, Leiterin der Forschungsgruppe „Globale Lebensmittelsicherheit“ an der Vetmeduni Vienna untersuchte jene Orte in Wien, an denen besonders viele Menschen verkehren. „Städtische Sanitäranlagen sind aus mikrobiologischer Sicht besonders spannende Orte“, meint Schoder. „Beim Toilettenbesuch werden über die Schuhe vielerlei Keime durch die WC-Anlagen geschleust. Um zu verstehen, wie sich Listerien verbreiten und wie belastet der städtische Raum eigentlich ist, haben wir Toilettenböden und Schuhsohlen von Passantinnen und Passanten auf Listerien
untersucht.“

WCs in Parkanlagen und mobilen Containertoiletten besonders betroffen
Insgesamt fanden die Forschenden das Bakterium Listeria monocytogenes in zwei Prozent aller Toilettenproben. „Auffallend hoch ist die Rate in WCs von Parkanlagen und mobilen Containertoiletten mit jeweils über zehn Prozent“, so Schoder. Toiletten in Einkaufszentren und auf Bahnhöfen sind laut Studie weniger belastet.

Auf Lebensmittelmärkten und Christbaummärkten waren die Listerien besonders häufig zu finden. Schoder erklärt dies so: „Diese Märkte werden häufig von landwirtschaftlichen Betrieben beliefert und bewirtschaftet. Da Listerien auf dem Land tendenziell bessere Überlebenschancen haben, kommen sie dort auch vermehrt vor und gelangen mit den Menschen über die Schuhe in die Stadt.“

Für Schuhe gilt: Je tiefer das Profil, desto häufiger werden Listerien nachgewiesen. Auf flachen Schuhsohlen gibt es seltener Keime.

Erkenntnisse für die Lebensmittelindustrie und Privathaushalte

„Die Studie ist besonders für lebensmittelproduzierende Betriebe interessant“, meint Schoder. „Dass innerhalb der Betriebe auf höchste Hygiene geachtet wird, ist mittlerweile Standard. Bei Personen, die Waren liefern, sollte besonders auf Hygiene geachtet werden. Gerade LieferantInnen und HandwerkerInnen tragen häufig Arbeitsschuhe mit tiefem Profil. Die regelmäßige Reinigung und Desinfektion der Schuhe ist also auch hier besonders wichtig.“ Für Privathaushalte empfiehlt Schoder: „Wohn- und Essbereiche sollten nicht mit Straßenschuhen begangen werden.“

Service:
Der Artikel “Urban Prevalence of Listeria spp. and Listeria monocytogenes in Public Lavatories and on Shoe Soles of Facility Patrons in the European Capital City Vienna” von Dagmar Schoder, Alois Schmalwieser, Kati Szakmary-Brändle, Beatrix. Stessl und Martin Wagner erschien in der Fachzeitschrift Zoonoses and Public Health. doi: 10.1111/zph.12121

Über die Veterinärmedizinische Universität Wien
Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist eine der führenden veterinärmedizinischen, akademischen Bildungs- und Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Forschungsbereichen Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen. Die Vetmeduni Vienna beschäftigt 1.300 MitarbeiterInnen und bildet zurzeit 2.300 Studierende aus. Der Campus in Wien Floridsdorf verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche Forschungseinrichtungen. Zwei Forschungsinstitute am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in Niederösterreich gehören ebenfalls zur Vetmeduni Vienna. Im Jahr 2015 feiert die Vetmeduni Vienna ihr 250-jähriges Bestehen.

Wissenschaftlicher Kontakt:
Ass. Prof. Dr. Dagmar Schoder
Institut für Milchhygiene
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
T +43 1 20577-3520

Aussenderin:
Dr. Susanna Kautschitsch
Wissenschaftskommunikation / Public Relations
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
T +43 1 25077-1153

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