Ein an und für sich lebensfrohes Kind ist auf einmal in sich gekehrt und möchte nicht mehr zur Schule gehen? Manchmal liegt diesem Verhalten eine Lese-Rechtschreibschwäche zugrunde. Sie macht sich in den meisten Fällen erst bemerkbar, wenn das Kind lesen lernt. Doch Experten vermuten, dass es sich dabei um eine angeborene Störung handelt. Schon Säuglinge, die davon betroffen sind, haben wahrscheinlich Probleme akustische Signale korrekt zu verarbeiten.
Wie oft Legasthenie vorkommt
Da es oft sehr spät zur Diagnose kommt und bei der Erstellung unterschiedliche Faktoren herangezogen werden, lässt sich die Anzahl der von Legasthenie betroffenen Kinder schwer abschätzen. Die Angaben schwanken signifikant zwischen fünf und 17 Prozent aller Schüler. In Familien, wo Legasthenie bereits ein Thema ist, leiden die Hälfte der Kinder ebenfalls darunter. Das ist ein Indiz dafür, dass die Störung vererbbar ist. Auffallend ist außerdem, dass Jungen häufiger darunter leiden als Mädchen.
Legasthenie ist jedoch nicht nur ein Phänomen, das Kinder betrifft. Immerhin ist die Störung nicht heilbar, es können nur Mechanismen vermittelt werden, um besser damit umzugehen. In Deutschland leiden 4 Prozent der Bevölkerung darunter, das sind rund 3 Millionen Menschen. Vermutlich ist die Dunkelziffer deutlich höher, da sich nicht jeder Betroffene in Behandlung begibt oder das Problem vor dem Arzt verschweigt und des daher nie zu einer Diagnose kommt. Dabei kann eine gezielte LRS Therapie die Symptome deutlich verbessern.
Worauf Eltern achten sollten
Mein Kind liest langsam, hat es Legasthenie? Oft sind sich Eltern nicht sicher, ob der Nachwuchs tatsächlich betroffen ist. Langsames Lesen ist tatsächlich eines der Symptome, oft weiß das Kind am Ende eines Satzes nicht mehr was am Anfang stand. Hier sind noch einige Probleme, die auf eine Legasthenie hindeuten können:
- Wörter werden beim Lesen ausgelassen oder einfach durch andere ersetzt
- Kinder haben Schwierigkeiten, mit dem Lesen zu beginnen, sie kommen schlecht in den Text hinein und zögern immer wieder
- Sie verlieren häufig die Zeile
- Wörter oder Buchstaben werden vertauscht
- Es werden Textbausteine erfunden
- Legastheniker können den Inhalt der Texte nicht zusammenfassen
Legasthenie bedeutet nicht nur, dass Betroffene geschriebene Texte nur schwer in Worte fassen können. Umgekehrt können sie auch das, was sie denken schlecht niederschreiben. Dabei kommt es immer wieder zu vielen Fehlern. Ein Warnsignal ist außerdem, dass Kinder beim Abschreiben bereits vorgedruckter Texte viele Fehler machen.
Weitere Anzeichen, die auf Legasthenie hindeuten
Legastheniker finden sich verstreut in allen gesellschaftlichen Schichten. Doch ein soziales Umfeld, das die Störung zu spät erkennt oder gar ignoriert führt dazu, dass die Betroffenen auch im Erwachsenenalter noch Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben werden. Eltern mit einem hohen Ausbildungsniveau haben eher Zugang zu Fördermaßnahmen und schaffen es meist besser, das Kind individuell zu unterstützen. Immerhin sind Therapien zum Teil auch eine finanzielle Belastung. Nicht jede Familie mit geringem Einkommen kann sich die Fördermaßnahmen leisten. Dazu kommt noch, dass oft nicht nur ein Kind, sondern mehrere davon betroffen sind.
Ein weiterer Faktor, der nicht außer Acht gelassen werden sollte, ist die Hilfestellung, die Schüler bei Hausaufgaben und dem Lesen im Speziellen erfahren. Gerade bei Kindern mit einer Lese- und Rechtschreibstörung ist es wichtig, dass sich Eltern in die Hausaufgaben aktiv einbinden und das Kind individuell dabei unterstützen. Je mehr ein Kind zu Hause ein liebevolles Umfeld zum Üben erfährt, umso besser.
Oft machen sich die ersten Anzeichen für eine spätere Legasthenie schon sehr früh bemerkbar. Normalerweise beginnen Kleinkinder bis zum Alter von 24 Monaten zu lesen. Bei den Jüngsten, die später eine Lernschwäche entwickeln, ist die Entwicklung verzögert. Sie schaffen es im Alter von zwei Jahren meistens noch nicht, die für dieses Alter üblichen 50 Wörter zu sprechen und 2-Wort-Sätze zu bilden. Bemerkbar macht sich darüber hinaus eine Störung in der visuellen Wahrnehmung. Untersuchungen haben ergeben, dass die Augenbewegungen bei Legasthenikern langsamer ablaufen. Wenn Kinder erst einmal ein wenig Übung beim Lesen haben, erfassen sie nicht jeden Buchstaben einzeln, sondern erkennen ganze Worte Genau das ist bei Legasthenikern gestört. Sie überspringen Wörter, Zeilen und ganze Sätze. Untersuchungen haben außerdem ergeben, dass Legastheniker unter einem gestörten phonologischen Bewusstsein leiden. Sie nehmen Gehörtes nicht so gut wahr wie Menschen ohne diese Beeinträchtigung.
Fazit
Menschen, die unter Legasthenie leiden sind weder faul noch dumm. Ganz im Gegenteil, ihr Intelligenzquotient ist meist genauso hoch wie bei anderen. Legasthenie liegt meistens schon im Säuglingsalter vor. Bis die Störung erkannt wird, vergehen in der Regel einige Jahre. Denn erst bei Schuleintritt wird klar, dass das Kind nicht richtig lesen kann und auch Probleme mit der Rechtschreibung hat. Je früher der betroffene Schüler Hilfe erfährt, umso besser. Es gibt nämlich zahlreiche Programme, die dabei helfen die Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen. Heilbar ist Legasthenie zwar nicht, aber mit einigen Tricks und viel Übung kann der Lesefluss verbessert werden.
Lese-Rechtschreibschwäche auch beim Augenarzt abklären lassen