Fortgeschrittenes Urothelkarzinom – Durchbruch in der Krebsimmuntherapie erweitert Therapiespektrum
Die Krebsimmuntherapie hat das Therapiespektrum beim fortgeschrittenen Urothelkarzinom entscheidend erweitert – nach rund 30 Jahren ohne relevanten medikamentösen Fortschritt in dieser Indikation. Exemplarisch für diesen Durchbruch steht Tecentriq: Seit Ende September 2017 ist der PD-L1-Inhibitor Tecentriq® (Atezolizumab) in der Europäischen Union (EU) zur Therapie von Patienten mit vorbehandeltem fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) sowie zur Therapie von Patienten mit fortgeschrittenem Urothelkarzinom (mUC) zugelassen.(1) Der erste PD-L1-Inhibitor in beiden Indikationen bietet den betroffenen Patienten eine hohe Wirksamkeit – und dies bei guter Verträglichkeit und unabhängig vom PD-L1-Status. (2,3,4,5)
Fortgeschrittenes Urothelkarzinom: IMvigor210 belegt Wirksamkeit und Verträglichkeit der Krebsimmuntherapie
Studiendaten belegen die Wirksamkeit und gute Verträglichkeit in beiden Therapiesituationen (2,3,4): So sprachen in Kohorte 1 der Phase-II-Zulassungsstudie IMvigor210 rund ein Viertel (23 %) der Patienten, die für eine Cisplatin-basierte Chemotherapie nicht geeignet waren, auf die First-Line-Therapie mit Tecentriq an. Bei rund 70 % dieser Patienten hielt das Ansprechen nach einem medianen Follow-up von 17,2 Monaten weiterhin an. Insgesamt erreichten die Patienten unter der First-Line-Therapie mit Tecentriq ein medianes Gesamtüberleben (OS) von 15,9 Monaten (95 %-KI: 10,4 – NE).(2) Bei bereits Platin-vorbehandelten Patienten (Kohorte 2) lag die objektive Ansprechrate bei 20 %. Auch bei diesen Patienten hielt das Ansprechen langfristig an: So profitierten 65 % der Patienten, die ein Ansprechen gezeigt haben nach einem medianen Follow-up von 21 Monaten weiter von Tecentriq. (3) Die Daten der Phase-III-Studie IMvigor211 zum Einsatz von Tecentriq bei bereits vorbehandelten Patienten sind konsistent mit jenen aus der Phase-II-Studie und belegen gleichzeitig die bessere Verträglichkeit von Tecentriq im Vergleich zur Chemotherapie (therapiebedingte unerwünschte Ereignisse Grad 3/4: 20 % vs. 43 % unter Vinflunin oder Taxan).(4) „Mit Tecentriq steht uns eine wichtige neue Therapie zur Verfügung, die unseren Patienten die Chance auf eine langfristige Tumorkontrolle bei guter Verträglichkeit bietet“, so das Fazit von Prof. Dr. Axel Merseburger, Lübeck. „Ein Vorteil für die klinische Praxis könnte sein, dass die Patienten unabhängig vom PD-L1-Status von Tecentriq profitieren.“
Gesamtüberleben von 13,8 Monaten beim vorbehandelten NSCLC
Beim lokal fortgeschrittenen oder metastasierten NSCLC ist Tecentriq nach vorheriger Chemotherapie zugelassen. Studiendaten belegen, dass Tecentriq bereits vorbehandelten Patienten die Chance auf ein signifikant verlängertes Überleben bietet: So verlängerte Tecentriq in der Phase-III-Zulassungsstudie OAK das mediane OS gegenüber Docetaxel signifikant um 4,2 Monate von 9,6 auf 13,8 Monate (HR: 0,73; 95 %-KI: 0,62 – 0,87; p = 0,0003). Das ist gleichzeitig das längste Gesamtüberleben, das bislang in dieser Therapiesituation erzielt wurde.

Der Überlebensvorteil bestätigte sich unabhängig vom PD-L1-Status: So erreichten auch Patienten mit einer PD-L1-Expression von ≥ 1 % (TC 1/2/3 oder IC 1/2/3: HR: 0,74; p = 0,0102) und < 1 % (TC 0/IC 0: HR: 0,75; p = 0,0215) eine vergleichbare Reduktion des Mortalitätsrisikos um etwa 25 %. (5) „Die Ergebnisse der OAK-Studie sind insgesamt überzeugend, so dass Tecentriq eine sinnvolle Therapieoption in der Zweitlinienbehandlung darstellt“, betonte Dr. Nikolaj Frost, Oberarzt und Leiter der Lungentumor-Ambulanz,Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum Berlin.
„Das mediane Gesamtüberleben, das mit Tecentriq erreicht wurde spricht für sich – dazu kommt aber, dass Patienten, die auf die Behandlung ansprechen, noch deutlich länger von Tecentriq profitieren können.“ Die OAK-Studie belegt dies: So sprachen Patienten median 16,3 Monate auf Tecentriq an – und damit mehr als 10 Monate länger als auf Docetaxel (6,2 Monate; HR: 0,34; 95 %-KI: 0,21 – 0,55; p < 0,0001; mediane Nachbeobachtungszeit von 21 Monaten). Auch beim fortgeschrittenen NSCLC bestätigte sich zudem die bessere Verträglichkeit des PD-L1-Inhibitors: So lag die Rate an therapiebedingten unerwünschten Ereignissen (Grad 3/4) unter Tecentriq bei 15 % gegenüber 43 % unter Docetaxel. (5)
Tecentriq aktiviert körpereigenes Immunsystem bei fortgeschrittenem Lungenkrebs und Blasenkrebs
- Fachinformation Tecentriq®, Stand: September 2017
- Balar AV et al., Lancet 2017; 389 (10064): 67-76
- Loriot Y et al., Ann Oncol 2016; 27 (Suppl 6):vi270–vi271, Abstract 783P
- Powles T et al., EACR-AACR-SIC 2017 (Special Conference); Abstract 606
- Rittmeyer A et al., Lancet 2017; 389 (10066): 255-65
- Pressekonferenz Roche Pharma: Zulassung für Tecentriq, Frankfurt, 04.10.2017
Die Rolle von PD-L1
Forschung und Entwicklung in der Onkologie