Der Biochemiker Professor Martin Eilers (54) erforscht an der Universität Würzburg die Veränderungen, die normale Körperzellen zu aggressiven Krebszellen werden lassen. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt seit Jahren auf den Myc-Proteinen: „Wir wissen, dass sie an der Entstehung fast aller Tumoren beteiligt sind“, sagt der Professor.
In gesunden Zellen binden sich die Myc-Proteine ans Erbgut und aktivieren bestimmte Gene. In Tumorzellen aber liegen sie in einer „Überdosis“ vor und bringen die Verhältnisse aus den Fugen: Sie schalten dann ganz andere Gene an als in normalen Zellen – und das hat fatale Folgen, denn es befeuert das Wachstum der Krebszellen.
Könnte man die Myc-Proteine bremsen oder ausschalten, würden sich daraus vielleicht neue Therapien für Krebspatienten ergeben. Ein Problem dabei: „Wir wissen bislang nicht, wie die Myc-Proteine genau funktionieren und warum gerade sie bei der Krebsentstehung eine so große Rolle spielen“, sagt Eilers.
Untergruppe der Myc-Proteine im Blick
In einem neuen Projekt konzentriert sich Eilers auf eine Untergruppe der Myc-Proteine, die neuronalen Myc-Proteine. Diese verursachen Tumoren des Nervensystems, zum Beispiel Neuroblastome –lebensgefährliche Geschwulste, die sich vor allem im Bauch entwickeln – oft bei sehr kleinen Kindern.
Die neuronalen Myc-Proteine müssen sich erst mit einem anderen Protein (Aurora A) verbinden, um ihre unheilvolle Wirkung entfalten zu können. „Das Aurora-Protein lässt sich hemmen, man kennt entsprechende Wirkstoffe, die in den USA auch schon getestet werden“, sagt Eilers. Trotzdem weiß man immer noch nicht, warum die neuronalen Myc-Proteine Aurora als Partner brauchen. Genau das will der Professor herausfinden.
2,5 Millionen Euro für das Projekt „AuroMyc“
Sein Vorhaben kann Eilers mit einem „Advanced Grant“ des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) in Angriff nehmen. Der ERC vergibt diese Grants nach einem strengen Auswahlverfahren an etablierte Spitzenwissenschaftler in Europa.
Eilers bekommt für sein Projekt „AuroMyc“ 2,5 Millionen Euro. Damit werden auch drei neue Wissenschaftlerstellen in seinem Team finanziert. Als Partner hat der Würzburger Biochemiker Professor Richard Bayliss von der Universität Leicester (England) mit ins Boot geholt: „Die Kollegen dort sind Experten für Aurora, wir in Würzburg sind Experten für Myc.“
Werdegang von Martin Eilers
Martin Eilers, 1960 in Bonn geboren, hat Chemie und Biochemie in Münster, Tübingen und Edinburgh studiert. Seine Doktorarbeit schloss er 1988 an der Universität Basel ab, danach forschte er als Postdoc an der University of California in San Francisco.
Zurück in Deutschland, wurde er Forschungsgruppenleiter an der Universität Heidelberg, wo er sich 1995 auch habilitierte. 1997 wechselte Eilers als Professor für Molekularbiologie an die Universität Marburg. Von Marburg folgte er dann 2008 einem Ruf auf die Professur für Biochemie und Molekularbiologie am Biozentrum der Universität Würzburg.
Für seine erfolgreiche Forschung hat Eilers 2004 den Deutschen Krebspreis erhalten. 2006 wurde er zudem als Mitglied in die Europäische Molekularbiologie-Organisation EMBO in Heidelberg aufgenommen.
Fakten über die ERC-Grants
Die ERC-Grants sind die renommiertesten europäischen Wissenschaftspreise. Sie sind sehr hoch dotiert und ermöglichen es den Preisträgern, aufwändige Projekte anzugehen. Der Forschungsrat vergibt die Grants seit 2008 in verschiedenen Kategorien. Für „aussichtsreiche Nachwuchsforscher“ gibt es die Starting Grants, für „besonders aussichtsreiche Forschungstalente“ die Consolidator Grants und für „etablierte Spitzenwissenschaftler“ die Advanced Grants.
Kontakt
Prof. Dr. Martin Eilers, Biozentrum der Universität Würzburg, T (0931) 31-84111, Martin.Eilers@biozentrum.uni-wuerzburg.de