Das OP-System wird auch deshalb von der Klinik bei der sogenannten Whipple-Operation genutzt, weil die Bauchchirurgen damit sehr feine Nähte setzen können, um den verbleibenden Teil der Drüse zuverlässig mit dem Dünndarm zu verbinden. Das erweiterte OP-Spektrum in der roboterassistierten Chirurgie belegt die führende Rolle des Dresdner Uniklinikums in der Krebsmedizin. Es vereint Maximalversorgung, Forschung sowie Lehre und fördert medizinische Innovationen.
„Bauchspeicheldrüsenkrebs gehört zu den aggressivsten Tumorerkrankungen, dessen Entfernung chirurgisch sehr anspruchsvoll ist. Um die Überlebenszeit und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern, ist eine möglichst schonende Operation sehr wichtig“, erklärt Prof. Jürgen Weitz. „Neben der chirurgischen Entfernung des Tumors entscheidet ein früher Beginn und das vollständige Verabreichen der Chemotherapie mit darüber, wie gut Krebszellen außerhalb der Drüse überleben können und damit auch über das Langzeitüberleben der Patienten.“ Leider können nach der herkömmlichen Operationsmethode nur etwa 40 bis 60 Prozent der Patienten nach einer Entfernung des Bauchspeicheldrüsenkopfes die geplante Chemotherapie in der geplanten Form vollständig erhalten, häufig aufgrund eines nicht ausreichenden Allgemeinzustandes. Das Beispiel von Milica Fleischer zeigt, dass der Einsatz des DaVinci den Genesungsprozess um etwa ein Drittel der Zeit verkürzen kann: Die 68-Jährige konnte nach weniger als zwei Wochen aus dem Uniklinikum entlassen werden. Dank des komplikationslosen Verlaufs kann bereits sieben Wochen nach der OP mit der Chemotherapie begonnen werden – die erste Infusion findet am kommenden Montag (14. März) statt. Bei einer offenen OP hätte der Heilungsprozess vermutlich deutlich länger gedauert: Durch den Einsatz des DaVinci-OP-Systems sind lediglich ein vier Zentimeter langer sowie vier kleine Schnitte von jeweils einem Zentimeter notwendig. Bei der herkömmlichen OP dagegen hätten die Chirurgen einen Schnitt quer über die komplette Bauchdecke sowie durch die darunter liegenden Muskeln machen müssen, um an die Bauchspeicheldrüse zu gelangen. Bevor sich der Körper von dieser Wunde erholt, verbringen die Patienten durchschnittlich 18 Tage im Krankenhaus.
„Das stetig erweiterte Einsatzspektrum der roboterassistierten Chirurgie belegt die führende Rolle des Dresdner Uniklinikums in der Krebsmedizin. Neben der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie engagieren sich auch die Kliniken für Urologie und für Frauenheilkunde dafür, ihren Patienten neue, oftmals deutlich schonendere Operationsverfahren anzubieten. Indem sie Maximalversorgung, Forschung sowie Lehre vereinen und medizinische Innovationen fördern, erfüllen sie den hohen Anspruch der Hochschulmedizin Dresden“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums. Jüngster Beleg der hohen Reputation der Dresdner Krebsmedizin ist die 2015 erfolgte Ernennung als Partnerstandort des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) – dem einzigen neben Heidelberg. Träger des NCT-Partnerstandorts ist das aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) Heidelberg, dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, der TU Dresden sowie dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) bestehende Konsortium.
Die Entfernung des vorderen Teils der Bauchspeicheldrüse – dem Pankreaskopf – stellt auch für die Bauchchirurgen eine große Herausforderung dar: „Wir müssen den Bauchspeicheldrüsengang, der einen Durchmesser von manchmal nur ein bis zwei Millimetern aufweist, mit dem Dünndarm vernähen. Parallel verschließen wir auch das Gewebe der Drüse. Insgesamt sind dazu meist etwa 14 Nähte notwendig, die eine absolut dichte Verbindung sicherstellen müssen. Das aggressive Sekret der Bauchspeicheldrüse könnte anderenfalls die Nahtverbindungen angreifen. Halten die Nähte nicht, müsste erneut operiert oder anders interveniert werden“, erklärt Prof. Weitz. Die feinen Stiche lassen sich mit der ursprünglichen Form der Minimalinvasiven Chirurgie – auch Schlüssellochchirurgie genannt – nur schwer ausführen: Denn der Operateur führt dabei seine Instrumente über Hülsen in den Bauch ein und bewegt Skalpell, Zangen, Scheren, Nadeln, die Optik und weitere Dinge direkt mit seinen Händen. Das Da Vinci-System dagegen unterstützt ihn mit einem komplexen elektronischen System. Die Übersetzung macht aus einer fünf-Zentimeter-Bewegung der Hand beispielsweise einen zehn Millimeter langen, direkt ausgeführten Schnitt. Dank dieser individuell einstellbaren Übersetzung, wesentlich beweglicherer Instrumente sowie der hochauflösenden, dreidimensionalen Optik kann der Operateur die zu operierenden Organe räumlich sehen und das OP-Instrumentarium wesentlich genauer bewegen. Dies ist ein entscheidender Vorteil gegenüber konventionellen minimal-invasiven Eingriffen.
Seit 2006 verfügt das Universitätsklinikum über ein DaVinci-OP-System, das 2013 durch ein Modell der neuesten Gerätegeneration ausgetauscht wurde. In den ersten Jahren setzte ausschließlich die Klinik für Urologie den OP-Roboter ein. Es folgten die Klinik für Frauenheilkunde und seit Prof. Weitz‘ Berufung 2012 schließlich die Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie (VTG). Derzeit werden jährlich über 200 Patienten mit dem Dresdner DaVinci operiert. Die Bauchspeicheldrüsen-OP von Milica Fleischer war der 50. Eingriff, den die VTG-Experten mit dem System vorgenommen haben. Die große Erfahrung in der Bauchspeicheldrüsenchirurgie und der minimal invasiven Chirurgie haben diese Entwicklung möglich gemacht.
Kontakt für Journalisten
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie
Direktor: Prof. Dr. med. Jürgen Weitz
Tel.: 0351 458 27 42
E-Mail: juergen.weitz@uniklinikum-dresden.de