Kommunikation mit Krebspatienten verbessern

In der Krebsmedizin bieten Innovationen in Prävention, Diagnostik und Therapie in den letzten Jahren mit der personalisierten Medizin viele erfolgreiche Ansätze. Vielfach fehlen Patienten jedoch Informationen über innovative Therapien und ihre Möglichkeiten. Lösungsansätze hierzu wurden auf dem 32. Deutschen Krebskongress in Berlin diskutiert, das unter dem Motto stand: „Krebsmedizin heute: präventiv, personalisiert, präzise und partizipativ“.

Wichtig: Netzwerke zwischen Wissenschaftlern in Forschung, Kliniken und Industrie

In den Diskussionen waren sich die Experten einig: nur wenn Netzwerke zwischen Wissenschaftlern in Forschung, Kliniken und Industrie gut funktionieren, lassen sich Innovationen in der Onkologie schnell zugunsten der Patienten umsetzen. Außerdem wurde als wichtiges Ziel auf dem DKK definiert, Patienten besser und verständlicher über ihre Krankheit zu informieren, auch um sie stärker in die Entscheidungsfindung bei der Wahl der Therapie einbinden zu können.

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Diagnose Krebs überfordert viele Patienten überfordert

Rund 500.000 Menschen erhalten in Deutschland jedes Jahr die Diagnose Krebs. In dieser Situation fühlen sich viele Patienten überfordert und sind kaum in der Lage, die medizinischen Informationen der Ärzte zu verstehen und einzuordnen.

Bei Betroffenen jedoch kann die Unwissenheit darüber, was mit ihnen passiert und welche Möglichkeiten sie haben, mitunter große Unsicherheit und Ängste auslösen. Dies greift auch der Nationale Krebsplan auf, der von der Deutschen Krebshilfe, der Deutschen Krebsgesellschaft und der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren 2008 mitinitiiert wurde. Unter anderem fordert er die Stärkung der Patientenorientierung. Der Arzt soll nicht mehr ausschließlich die Rolle des Behandlers, sondern auch die des Beraters und Begleiters übernehmen. Der Patient auf der anderen Seite soll nicht mehr der folgsame Dulder, sondern mündiger und kompetenter Gesprächspartner sein.

Krebsselbsthilfe-Organisationen als kompetente Ansprechpartner

Für viele Betroffene ist das Internet häufig das erste Recherchemittel. Es hält jedoch eine wahre Flut an Informationen bereit und nur schwer lässt sich zwischen seriösen und interessengesteuerten Aussagen unterscheiden. „Schon auf der ersten Seite der Suchmaschine tauchen außerdem alle Reiz- und Schreckenswörter auf“, beschreibt Andrea Hahne, Vorstandsvorsitzende vom BRCA- Netzwerk – Hilfe bei familiärem Brust- und Eierstockkrebs, die Situation aus der Sicht einer Betroffenen. Als kompetente Ansprechpartner nennt sie in diesem Zusammenhang auch die Krebsselbsthilfe-Organisationen, die bei der Beratung auf eigene Erfahrungen zurückgreifen und damit authentisch berichten können.

Für die behandelnden Ärzte auf der anderen Seite besteht eine besondere Herausforderung darin, statistische Zusammenhänge zu erfassen und ihren Patienten zu vermitteln. Aussagen wie „die relative Überlebensrate liegt bei 57 %“ oder „die Rezidivwahrscheinlichkeit beträgt 12 %“ können Patienten nur schwer einordnen. Selbst für Ärzte sind statistische Angaben mitunter schwer abzuwägen. „Mangelndes Verständnis für Statistik kann aber leicht zu falschen Entscheidungen führen“, erklärte Professor Dr. Gerd Gigerenzer, Direktor des Harding-Zentrums für Risikokompetenz und des Forschungsbereichs Adaptives Verhalten und Kognition am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Eine fundierte statistische Ausbildung von Medizinstudenten und bereits praktizierenden Ärzten sei daher dringend erforderlich.

Zu wenig Zeit für den einzelnen Patienten auf Seiten der Ärzte und der Pflege, häufig wechselnde Behandler und mangelnde Teamkommunikation behindern aktuell den Prozess des gemeinsamen Entscheidens. Dies stellte Dr. Isabelle Scholl vom Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf in einer Studie fest. „Nur selten werden Therapieentscheidungen heute gemeinsam von Arzt und Patient getroffen“, erklärte Scholl. Um dieses Problem anzugehen, hat sie ein Programm entwickelt, das helfen soll, die gemeinsame Entscheidungsfindung in den medizinischen Alltag zu integrieren.

Krebs ist eine Erkrankung, die überwiegend im höheren Alter auftritt. Ältere Patienten haben oft eine Vielzahl von Gesundheitsproblemen und Funktionseinschränkungen, die eine entsprechende Unterstützung notwendig machen. „Die ohnehin schwierige Aufklärung eines Patienten über Diagnose und Therapieoptionen bei einer Krebserkrankung wird oft zusätzlich durch kognitive Einschränkungen des Patienten und die Notwendigkeit der Aufklärung von Angehörigen erschwert“, erklärte Prof. Dr. Elisabeth Steinhagen-Thiessen, Geriaterin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. „Wir brauchen eine vertrauensvolle fächerübergreifende Zusammenarbeit der Onkologie, Palliativmedizin und Geriatrie, um die Herausforderungen bei älteren onkologischen Patienten zu meistern und optimal behandeln zu können.“

Quelle:
Der informierte Patient – individuell beraten, gemeinsam entscheiden
Pressemeldung Deutsche Krebsgesellschaft e. V. , Berlin, 26.02.2016

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