Körper und Seele

Ist der Körper krank oder die Seele? Das "oder" in dieser Frage würde Professor Gündel sofort streichen – sein Fach, die Psychosomatik, beschäftigt sich mit der Verschränkung von körperlichen und seelischen Erkrankungen. "Seelische Leiden, wie Konflikte im Privatleben oder am Arbeitsplatz, können auch organische Störungen auslösen oder verstärken. Auf der anderen Seite kann eine psychosomatische Behandlung nicht nur psychische, sondern auch organische, gerade sog. stressassoziierte Störungen lindern und einer Chronifizierung vorbeugen. Außerdem hilft es vielen Patienten mit schweren körperlichen Erkrankungen, z.B. Krebs, im Rahmen einer umfassenden Therapie auch seelische Unterstützung, z. B. hinsichtlich der bestmöglichen Bewältigung und des bestmöglichen Umgangs mit ihrer Erkrankung, zu erhalten.", erläutert der neue Ärztliche Direktor, der die exzellente fachliche Tradition der Ulmer Psychosomatik weiterführen will.

Im Rahmen einer Multicenterstudie konnte beispielsweise gezeigt werden, dass Patienten mit chronischen Schmerzen dank einer zeitlich begrenzten Psychotherapie eine bessere Lebensqualität erreichen. "Wir wollen die Heilungschancen und die Lebensqualität der Patienten verbessern, indem wir alle Faktoren, körperliche wie seelische einbeziehen", betont der 46-Jährige, dessen Ziel daher die enge Anbindung an die Kliniken ist. Im geplanten Neubau einer Psychosomatischen Klinik auf dem Oberen Eselsberg in unmittelbarer Nachbarschaft zur Inneren Medizin und ab 2012 zur neuen Chirurgie sieht Gündel dafür die besten Voraussetzungen. "Wir wollen nah bei den vielen Schwerkranken sein, die ein Universitätsklinikum aufsuchen, und dabei eng mit den übrigen Fächern zusammenarbeiten", so Gündel.
Der neue Direktor plant zudem, in seinem Bereich die stationäre und tagesklinische Betreuung stärker zu verzahnen: In einem integrierten Setting, so der Fachbegriff, kümmern sich die gleichen Ärzte und Therapeuten um Patienten, die nach einem stationären Aufenthalt noch weiter die Tagesklinik besuchen. Besonders wichtig ist ihm dabei die enge Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kollegen.

Seine Forschungsschwerpunkte will der Wissenschaftler, der außer in Hannover bereits in Münster, Dortmund und München tätig war, weiter ausbauen: "In der Neurobiologie beschäftigen wir uns mit den Wechselwirkungen zwischen psychosozialen Einflüssen und biologischen Funktionen, z.B. bei der Übermittlung von Schmerzsignalen oder im Rahmen kardiologischer Erkrankungen", erläutert Gündel. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Bereich Arbeit und Gesundheit, wo der neue Ärztliche Direktor zusammen mit Arbeitsmedizin und Arbeits- und Organisationspsychologie beispielsweise gezeigt hat, dass die spezifische Schulung von Führungskräften innerhalb eines Programms zur betrieblichen Gesundheitsförderung die Ausschüttung von Stresshormonen bei den Betroffenen senkt. Wichtig ist Gündel zudem, durch sein Engagement in der Lehre die Wechselwirkungen von körperlichen und seelischen Störungen im Selbstverständnis der Mediziner von morgen zu verankern.

Im Anhang finden Sie ein Foto von Prof. Gündel. Gerne vermitteln wir Ihnen ein Gespräch. Nehmen Sie bitte Kontakt zu Jörg Portius, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Universitätsklinikum Ulm, unter der Rufnummer 0731 500-43043 auf.
(idw, 03/2010)

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