Nach den Tieren sind Pilze geschätzt mit weltweit drei bis fünf Millionen Spezies die zweitgrößte Organismengruppe der Erde. Pilze sind für uns Menschen in vielen Bereichen sehr wichtig. Ob Lebensmittel-Produktion wie beispielsweise bei Käse- und Wurstwaren sowie Genussmitteln wie Bier und Wein, ob industrielle Produktion von Papier und Zellstoff-Artikeln und auch bei der Herstellung von Medizin-Produkten wie zum Beispiel Penicillin – überall dort sind Pilze im Einsatz. Und nicht zu vergessen sind die schmackhaften Speisepilze, die nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) circa 200 Arten in Mitteleuropa umfassen. Doch es gibt auch die gefährlichen Giftpilze, mit circa 150 Arten. Davon sind etwa zehn Pilzsorten so giftig, dass der Verzehr tödlich sein kann, wie etwa der grüne Knollenblätterpilz.
In jeder Pilzsaison kommt es aus Unachtsamkeit und Unwissenheit, auch bei selbst ernannten Pilzexperten, zu teils lebensgefährlichen Vergiftungen durch den Verzehr von Giftpilzen. Einer der giftigsten Pilze in Europa ist der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides), er zählt auch in Deutschland zu den toxischsten Pilzen und ist für circa 90 Prozent aller durch Pilzvergiftungen verursachten Todesfälle verantwortlich.
Der Grüne Knollenblätterpilz
„Der Grüne Knollenblätterpilz ist besonders gefährlich, weil es bei diesem Giftpilz meistens erst mehrere Stunden nach dem Verzehr zu Vergiftungserscheinungen kommt – und zu diesem Zeitpunkt ist das Gift dann bereits überall im Körper verteilt. Die lebensbedrohliche Wirkung des Knollenblätterpilzes wird durch sogenannte Amatoxine verursacht. Besonders für Kinder und ältere Menschen ist die Gefahr extrem groß, da bei ihnen bereits kleine Mengen giftiger Pilze schwere gesundheitliche Schäden hervorrufen können“, erläutert Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung, und konkretisiert den Verlauf, der häufig bei einer Pilzvergiftung zu beobachten ist:
„Nach einer gewissen Zeit kommt es bei den Patienten zu Beschwerden wie Unwohlsein und Magenschmerzen sowie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, Symptome, die auch bei einer Magen-Darm-Infektion auftreten können. Die Gifte des Knollenblätterpilzes beginnen bereits etwa 24 Stunden nach dem Verzehr die Leber zu zerstören, dies kann von Blutgerinnungs- und Nierenfunktionsstörungen begleitet werden. Im schlimmsten Fall kann eine Knollenblätterpilzvergiftung zum kompletten Versagen der lebenswichtigen Leberfunktionen führen, sodass nur noch eine Lebertransplantation das Leben des Patienten retten kann. Mein dringender Appell lautet deswegen: Wenn der Verdacht einer Pilzvergiftung besteht, sollte unbedingt der Notarzt gerufen oder ein Giftinformationszentrum befragt werden.“
Die Deutsche Leberstiftung rät allen Pilzsammlern, sich sehr gründlich über die Pilzarten zu informieren. Am besten ziehe man sich einen Experten zu Rate oder (noch besser) Speisepilze zu kaufen. Eine Lebervergiftung durch Giftpilze ist eine ernstzunehmende medizinische Notlage, die bei Nichtbehandlung tödlich enden kann.
Wenn man Pilze sammelt, sollten folgende Punkte beachtet werden:
- Niemals bei der Identifizierung von essbaren Pilzen ausschließlich einem Pilzbestimmungsbuch oder einer App vertrauen.
- Niemals auf angeblich überlieferte Merkmale für die Ungiftigkeit von Pilzen wie Maden- oder Schneckenbefall vertrauen.
- Auf Symptome nach einer Pilzmahlzeit achten: Bei ersten Anzeichen einer Vergiftung sofort medizinische Hilfe aufsuchen oder ein Giftinformationszentrum kontaktieren.
- Keine eigenen Behandlungsversuche unternehmen oder „Hausmittel“ anwenden.
- Wenn es zu einer Pilzvergiftung gekommen ist, sollten zur Erleichterung der Diagnose Pilzreste und gegebenenfalls Erbrochenes dem behandelnden Arzt übergeben werden.
Deutsche Leberstiftung
Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung durch Forschungsförderung, Forschungsvernetzung und wissenschaftliche Projekte zu verbessern. Mit intensiver Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung die öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher erkannt und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem Information und Beratung in medizinischen Fragen. Auf der Website finden Sie umfangreiche Informationen sowie Bildmaterial für Betroffene, Interessierte, Angehörige der Fachkreise und Medienvertreter: https://www.deutsche-leberstiftung.de.
Weitere Informationen
Buchempfehlungen
„Das große Kochbuch für die Leber“ – 122 Rezepte mit allen wichtigen Nährwertangaben. Ebenfalls: Küchentipps und Regeln für eine lebergesunde Ernährung, September 2022. Das Buch ist im Buchhandel erhältlich: ISBN 978-3-8426-3100-7 € 28,00 .
„Das Leber-Buch“ informiert allgemeinverständlich und umfassend über die Leber, Lebererkrankungen, ihre Diagnosen und Therapien. Die 4. erweiterte und aktualisierte Auflage September 2021 und ist im Buchhandel erhältlich: ISBN 978-3-8426-3043-7, € 19,99 .
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