Es ist eine Zeit der neuen Nachdenklichkeit angebrochen.Immer mehr Menschen suchen heute Klöster auf. Diese altenOrte der Stille. Gesucht wird nach Ruhe und Entspannung. DasLeben wieder in Balance zu bringen. Oder die eigene Religiositätzu finden – den eigenen Glauben. Die Orden nennen das Klosterauf Zeit, für den Suchenden ist es Balsam für Geistund Seele. Hektik, Stress und Unzufriedenheit prägen unseren Alltag.Alles ist schnelllebiger geworden, und die Anforderungen anden einzelnen sind enorm gestiegen. Die zunehmende Zahl anHerz-Kreislaufkrankheiten, Burn-outs und anderen stressbedingtenKrankheiten ist alarmierend.Viele sind derzeit auf dem Weg zu sich selbst unterwegs.So hat seit Ende der 90er Jahre in Deutschland eine starkeNachfrage nach Reisen in die Klosterstille eingesetzt. Diemehr als 3.500 deutschen Klöster und klösterlichenNiederlassungen der christlichen Ordensgemeinschaften habensich diesem Bedarf angepasst. Sowohl Frauen- und Männerordenöffnen den „weltlichen" Gästen ihre Klosterpforten- und präsentieren sich auf eigenen Websites und Broschürender Öffentlichkeit. Sie offerieren klösterlichenLebensrhythmus und Räume der Stille abseits des hektischenAlltags. Gleichzeitig nutzen die Orden diesen neuen Trendder Spiritualität für ihr wirtschaftliches Überleben.Auftanken. Die Orden wollen helfen. Helfen beim Auftanken durchExerzitien, Besinnungs- und Einkehrtage. Es gibt oft auchdie Möglichkeit der intensiven persönlichen Begleitungz.B. Hilfe bei der Suche nach dem Sinn des Lebens oder beider Suche nach Gott. Je nach den Bedürfnissen des Gastes.Und die sind ganz unterschiedlich.
Da gibt es zum einen die Tagestouristen. Einige besichtigendie Klöster nur in Hinblick auf ihr kulturelles und architektonischesErbe. Andere wiederum suchen bei diesen kurzen Besuchen denDialog mit den Ordensleuten. In Veranstaltungen, Symposienoder Konzerten wird der Besucher an die Spiritualitätder Ordensgemeinschaft herangeführt.Für längere Aufenthalte stehen immer öfterin den Klöstern Gästezimmer abseits der Klausurzur Verfügung – sei es im klostereigenen Gästehausbzw. -hotel. Altes Klosterwissen rund um die Ernährung,Kräuterkunde, Kneippsche Anwendungen etc. wird in Seminarenangeboten."Kloster auf Zeit" hingegen bietet erlebtes Kloster.Es ist für diejenigen, die am Ordensleben – dem ora etlabora – teilhaben möchten. An der Liturgie, an den Gebeten,den gemeinsamen Mahlzeiten im Refektorium und die sich auchin den Arbeitsalltag einer Ordensgemeinschaft integrierenmöchten. Inwieweit das möglich ist, hängt vonden einzelnen Kongregationen ab.
Fastenzeit
Die 40-tägige Fastenzeit zwischen Aschermittwoch undOstern ist in vielen Klöstern immer noch traditionellerBestandteil ihres Jahreslaufs. Dieser innerliche und äußerlicheReinigungsprozess zieht zunehmend Laien in die Klöster.Um innezuhalten, zur Ruhe zu kommen, ein still-sein-könnenund vor allem um Körper, Geist und Seele zu reinigenund so die eigenen Selbstheilungskräfte zu aktivieren.Das Fasten ist auch Symbol für den Neubeginn. Innerhalbder Klostermauern bereiten sich die Orden so auf die hohenkirchlichen Feste z.B. Ostern vor. Außerhalb der Klostermauernkann diese innere und äußere Reinigung zur Entdeckungneuer Formen der Lebensgestaltung führen. Alter Ballastwird abgeworfen und macht Platz für Neues: Das Lebenkann mit neuen Ideen gewürzt werden.