Kampf der Klone – FLI-Forscher erhält Sofja Kovalevskaja-Preis der Alexander von Humboldt-Stiftung

Jena. Unser Verständnis vom Altern ändert sich gerade grundlegend. Stammzellen, die zeitlebens unsere Organe regenerieren, mutieren im Alter in Genregionen, die das Epigenom, also die Oberfläche und Struktur unserer Erbinformation, kontrollieren. Diese Mutanten wachsen als Klone heraus und erhöhen das Risiko für Erkrankungen und Tod. 50 Prozent der Menschen sind im Alter von 70 Jahren betroffen. Francesco Neri erforscht die grundlegenden Ursachen dieses Prozesses und wird für seine Arbeiten nun mit dem Sofja Kovalevskaja-Preis ausgezeichnet, einem der höchst dotierten deutschen Wissenschaftspreise in Deutschland.

Er ist damit einer von sechs internationalen Preisträgern aus den USA, Polen/Kanada, Italien, Kenia, USA/Dänemark und Iran/Australien, die mit dem Preisgeld von bis zu 1,65 Millionen Euro ein eigenes Forschungsprojekt an einem Institut ihrer Wahl in Deutschland durchführen und eine eigene Arbeitsgruppe aufbauen können. Die diesjährigen Preise werden im Rahmen einer Feierstunde am 15. November 2016 in Berlin überreicht.

Große Chance für einen jungen Forscher

„Der Sofja Kovalevskaja-Preis bietet eine große Chance für junge Forscher, nahezu unabhängig eigene kreative Forschungsansätze zu verfolgen und umsetzen zu können“, unterstreicht Prof. Karl Lenhard Rudolph, Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Alternsforschung, die Bedeutung des Forschungspreises. Mit der Förderung durch die Alexander von Humboldt-Stiftung baut Dr. Francesco Neri am Leibniz-Institut eine neue Junior-Forschungsgruppe zur „Epigenetik des Alterns“ auf.

Der Forschungsfokus der neuen Gruppe liegt auf der funktionellen Charakterisierung epigenetischer Veränderungen, die beim Altern von Stammzellen auftreten. Ziel ist es, diese epigenetischen Veränderungen alternder Stammzellen, z.B. anhand veränderter Methylierungsmuster der DNA, detailliert zu beschreiben und mechanistische Grundlagen abzuleiten, warum alternsbedingte epigenetische Veränderungen die Stammzellfunktion beeinflussen und zur Entstehung klonaler Dominanz und neoplastischer Veränderungen beitragen.

„Ich freue mich riesig über diese hohe Auszeichnung“, berichtet Dr. Francesco Neri stolz. „Die Arbeit am FLI in Jena bietet mir neben einem international anerkannten Forschungsinstitut auf dem Gebiet der Alternsforschung optimale Forschungsbedingungen, so dass ich mich nun voll und ganz auf meine Forschung konzentrieren kann.“

Der Preisträger – Dr. Francesco Neri

Dr. Francesco Neri wurde 1981 in Italien geboren, wo er von 2000 bis 2007 an der Universität Siena Molekularbiologie studierte und in Biotechnologie promovierte. Nach einem Forschungsaufenthalt am Radboud University Medical Centre in Nijmegen, Niederlande, kehrte er 2011 nach Italien zurück. Dort forschte er an der Human Genetics Foundation in Torino zunächst als Postdoktorand, ab 2015 dann als Research Assistant. Seit Juli 2016 ist er am FLI Leiter einer Junior-Forschungsgruppe.

Sofja Kovalevskaja-Preis für junge Forschertalente

Der Sofja Kovalevskaja-Preis wurde nach der 1850 geborenen russischen Mathematikerin Sofja Kovalevskaja benannt und ist einer der höchst dotierten deutschen Wissenschaftspreise. Er wird in diesem Jahr an sechs internationale Nachwuchsforscher aus den USA, Polen/Kanada, Italien, Kenia, USA/Dänemark und Iran/Australien verliehen. Der Preis der Alexander von Humboldt-Stiftung ermöglicht den ausgezeichneten Forschern wissenschaftliche Arbeiten zu einzigartigen Konditionen in Deutschland durchzuführen: Sie erhalten die Möglichkeit, fünf Jahre ein eigenes Forschungsprojekt an einem Institut ihrer Wahl in Deutschland durchzuführen und eine eigene Arbeitsgruppe aufzubauen. Die Preissumme beträgt bis zu 1,65 Millionen Euro pro Preisträger und wird vom Bundesbildungsministerium für Bildung und Forschung finanziert. Die diesjährigen Preise werden im Rahmen einer Feierstunde am 15. November 2016 in Berlin überreicht.

Weitere Informationen zu diesem Programm und zur Preisvergabe finden Sie unter .

Kontakt

Dr. Kerstin Wagner
Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI), Beutenbergstr. 11, 07745 Jena
Tel.: 03641-656378, Fax: 03641-656351
E-Mail: presse@leibniz-fli.de

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Hintergrundinformation

Das Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) in Jena widmet sich seit 2004 der biomedizinischen Alternsforschung. Über 330 Mitarbeiter aus 30 Nationen forschen zu molekularen Mechanismen von Alternsprozessen und alternsbedingten Krankheiten. Näheres unter .

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 88 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,6 Milliarden Euro.

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