Bereits zum achten Mal verlieh das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V. den Journalistenpreis „Evidenzbasierte Medizin in den Medien“. Mit diesem 1.500 Euro dotierten Preis können Arbeiten aus dem Print-, TV-, Hörfunk- oder Onlinebereich ausgezeichnet werden, die in herausragender Weise zeigen, wie sich die Prinzipien der evidenzbasierten Medizin im Medizinjournalismus umsetzen lassen.
Preisträger 2016 ist der Journalist Michael Brendler für seinen Beitrag „Die Aufschneider“, erschienen in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung am 10. Mai 2015.
Michael Brendler beleuchtet in seinem sprachlich und handwerklich hervorragenden Artikel ein hochaktuelles Thema: In „Die Aufschneider“ zeigt er anhand verschiedener Beispiele, wie neue Methoden in der Chirurgie entwickelt und durchgesetzt werden: Ob in der Gefäßchirurgie, der Orthopädie oder der Neurochirurgie: Es regiert das Prinzip „Versuch und Irrtum“ und nicht eine Entscheidung gemäß evidenzbasierter Kriterien, um ein Verfahren in den Operationskatalog aufzunehmen. So macht Michael Brendler am Beispiel der laparoskopischen Gallenblasen-OP sehr eindrücklich deutlich, dass es fünfzehn Jahre lang dauerte, bis diese Methode auf ihre wissenschaftliche Seriosität und Wirksamkeit hin untersucht wurde. Und das mit durchaus ernüchterndem Ergebnis. Und auch arthroskopische Eingriffe bei Gelenkverschleiß schneiden bei Studien nicht immer so ab, wie ihr inflationärer Gebrauch in der Praxis es erwarten lassen würde. Sehr überzeugend gelingt es Michael Brendler zu entfalten, dass die Grundsatzfragen der evidenzbasierten Medizin: „Wieviel Nutzen ist durch die OP zu erwarten und wie viel Schaden?“ und „Rechtfertigt das Nutzen-Schaden-Verhältnis das Angebot der Behandlung?“ auch die Grundsatzfragen dieser medizinischen Disziplin sind.
Die Laudatorin Daniela Remus, Preisträgerin des Vorjahres und Mitglied der Jury 2016, stellt fest, dass es Brendler mit diesem Artikel gelungen ist, ein relevantes, aber noch wenig bekanntes Thema prominent und handwerklich außerordentlich gut zu platzieren. „Patienten werden damit ermutigt, nachzufragen und ihren Operateuren kritische Fragen zu stellen. Und damit einen entscheidenden Schritt weiter zu kommen, auf dem Weg zu einer informierten Entscheidung“, so Remus in ihrer Laudatio.