Journalistenpreis „Evidenzbasierte Medizin in den Medien“ für Heike Haarhoff

Mit dem Ziel, die Qualität im Medizinjournalismus zu fördern, hat das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (DNEbM) den mit 1.500 € dotierten Preis „Evidenzbasierte Medizin in den Medien“ ins Leben gerufen. Dieser Preis, der im Rahmen der 15. Jahrestagung des DNEbM nun bereits zum sechsten Mal vergeben wurde, zeichnet journalistische Arbeiten aus, die in deutschsprachigen Medien die Prinzipien der Evidenzbasierten Medizin umsetzen.

Preisträgerin 2014 ist die Journalistin Heike Haarhoff für ihren Artikel „Herr Michalek und sein Herz“, der im Februar 2013 in der taz erschienen ist.

Anhand des Schicksals des Patienten Robert Michalek aus Bayern stellt Heike Haarhoff Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen beispielhaft dar. Robert Michalek leidet an Mitralklappeninsuffizienz, dem zweihäufigsten Herzklappenfehler bei Erwachsenen. Die evidenzbasierte Standardtherapie ist die Herzklappenoperation (Rekonstruktion) durch Herzchirurgen. Anstatt einer Behandlung nach diesem bewährten Operationsverfahren wurde Robert Michalek das Einsetzen eines MitraClips empfohlen. Diese minimal-invasive Katheder-gestützte Methode ist in Europa jedoch kaum erforscht und erreicht keine vergleichbare Evidenz wie die Operation. Der Clip soll nach den Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften nur bei Patienten angewendet werden, die durch Alter oder Nebenerkrankungen ein erhöhtes Operationsrisiko besitzen. Allerdings darf diese Methode auch von Kardiologen angewendet werden.

Herr Michalek vertraute den Spezialisten. Aber mit Einpflanzung des Clips wurde ihm nicht nur nicht geholfen, sondern explizit geschadet. Durch Verwachsungen, die der Clip verursachte, hat er seine Mitralklappe komplett verloren.

Heike Haarhoff bleibt nicht bei der Schilderung der Krankengeschichte von Robert Michalek stehen: Sie spürt den Motiven der Ärzte für ihre Entscheidungen nach und stößt auf Prestige, Geld, Karriere, Deutungshoheit und Territorialanspruch.

Am Beispiel des MitraClips werden ökonomische Fehlanreize im deutschen Gesundheitssystem zu Lasten des Patientenwohls dargestellt. Eine verfehlte europäische Gesetzgebung für künstliche Implantate unterstützt diese Entwicklung. Das Beispiel ist übertragbar auf künstliche Kniegelenke, Hüftprothesen, Stents usw. Es tangiert zentrale Fragen der medizinischen Versorgung und wirft die Frage auf, warum Ärzte sich immer noch vielerorts über die Kriterien der evidenzbasierten Medizin hinwegsetzen.

Im Beisein des Patienten Robert Michalek wurde Heike Haarhoff der Preis am Freitag, den 14.03.2014, im Rahmen der Jahrestagung des DNEbM in Halle (Saale) unter großem Applaus feierlich überreicht.

Nach oben scrollen