Journalistenpreis „Evidenzbasierte Medizin in den Medien“ für Daniela Remus

Bereits zum siebten Mal verlieh das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V. den Journalistenpreis „Evidenzbasierte Medizin in den Medien“. Mit diesem 1.500 Euro dotierten Preis können Arbeiten aus dem Print-, TV-, Hörfunk- oder Onlinebereich ausgezeichnet werden, die in deutschsprachigen Medien die Prinzipien der Evidenzbasierten Medizin in ihren journalistischen Arbeiten umsetzen. Für die Ausschreibung 2015 wurde eine Rekordzahl von 41 Beiträgen eingereicht.

Preisträgerin 2015 ist die Journalistin Daniela Remus für ihren Hörfunkbeitrag „Gesellschaft von Kranken? – Umstrittene Grenzwerte in der Medizin“, der am 7. Oktober 2014 bei Bayern 2 gesendet wurde.

Daniela Remus hat einen interessanten, spannenden und handwerklich großartig gelungenen Hörfunkbeitrag produziert, der die Stellschraube Grenzwert als Indikation von medizinischen Interventionen zum Inhalt hat. Sie wirft Fragen auf wie: Worum geht es eigentlich in der Behandlung? Geht es darum, das Wohlbefinden wiederherzustellen, oder geht es um die Optimierung physiologischer Parameter? Und wenn ja, wann gelten diese Parameter als optimal? Und vor allem: Wer legt das fest und mit welchen Methoden?

Grenzwerte für Blutdruck, Cholesterin, Blutzucker aber auch für Traurigkeit oder Schüchternheit können selbst zur Krankheit werden. Die Macht der Grenzwerte steht dem subjektiven Empfinden der Patientin bzw. des Patienten gegenüber. Wird ein Grenzwert abgesenkt, kann für einen sich völlig gesund fühlenden Menschen eine Behandlungsbedürftigkeit erwachsen.

Die Autorin Remus weist darauf hin, dass Erkrankungen durch eine Summe von Risikofaktoren ausgelöst werden. Die ärztliche Diagnostik darf deshalb nicht an einzelnen starren Grenzwerten ausgerichtet sein. Diagnosen haben nur dann einen Wert, wenn sie zu wirkungsvollen Interventionen führen, die das Wohlbefinden der Patientin bzw. des Patienten tatsächlich verbessern können.

Von der ersten bis zur 25. Minute dieses Hörfunkbeitrages gelingt es Daniela Remus den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten. Der Hintergrund der evidenzbasierten Medizin wird anhand vieler Beispiele sehr gut erklärt. Patientinnen und Patienten, die diesen Beitrag gehört haben, werden Ärztinnen und Ärzten nach dem Lesen sicher skeptischer und nachfragender gegenübertreten.

Wer in Zeiten von Facebook, Youtube, Twitter und Co. Hörfunkbeiträge für einen Anachronismus hält, wird mit diesem Beitrag eines Besseren belehrt. Die Jury war der Meinung, dass der Hörfunkbeitrag von Daniela Remus es wert ist, sich Zeit zum Zuhören zu nehmen. Eine Eigenschaft, die auch Ärztinnen und Ärzte immer wieder trainieren sollten, statt sich an aus den Fugen geratenen Grenzwerten zu orientieren.

Der Journalistenpreis „Evidenzbasierte Medizin in den Medien“ wurde anlässlich der 16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e.V. in Berlin feierlich an Frau Remus überreicht.

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