Japan ehrt Dresdner Parkinson-Forscher

Als Top Parkinson-Experte hält Prof. Heinz Reichmann bereits seit vielen Jahren engen Kontakt zu seinen Kollegen in Japan. Jetzt nimmt die Japanische Gesellschaft für Neurologie den Direktor der Neurologie am Universitätsklinikum Dresden als zehntes Ehrenmitglied überhaupt in der hundertjährigen Geschichte der Fachgesellschaft auf. Damit reiht sich der 61jährige als erster Deutscher zwischen Nobelpreisträgern und anderen renommierten Neurologen ein.

Arme und Beine gehorchen nicht mehr dem Willen, das Verdauungssystem gerät durcheinander, Schmerzen durchziehen den Körper. Viele Parkinsonpatienten weltweit leiden still, bevor die treffende Diagnose gestellt werden kann.

Allein in Deutschland sind es 250 000 bis 400 000 Menschen, die mit der Krankheit leben müssen. Ob Parkinson eine genetische Disposition voraussetzt, Umweltgifte ursächlich sind oder entzündliche Prozesse, all das ist bis heute noch nicht abschließend geklärt. Sicher ist nur, dass mit der Erkrankung ein Mangel an Dopamin einhergeht. Fehlt dieser anregende Neurotransmitter im Gehirn, so gehen rasch die körperliche Beweglichkeit und die mimischen Ausdrucksmöglichkeiten verloren, die spezifische Signalübertragung zwischen Nervenzellen bleibt auf der Strecke. Die Steuerung der Muskulatur gerät außer Kontrolle.

Morbus Parkinson können Ärzte bislang nicht heilen, das Einzige, was möglich ist: „Man kann Patienten über viele Jahre hinweg einen großen Teil der Lebensqualität erhalten. Voraussetzung dafür ist allerdings eine frühzeitige treffende Diagnose“, sagt Prof. Heinz Reichmann, Chef der Neurologie am Dresdner Uniklinikum und Dekan der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus. International versuchen Ärzte derzeit neue Therapieansätze zu etablieren und die Ursachen von Parkinson zu erforschen. Beispielsweise hat man festgestellt, dass es mehr Parkinsonpatienten im ländlichen Bereich gibt. Ein Grund dafür könnten Insektizide wie Rotenon oder ähnlich wirkende Giftstoffe sein. Einem Forscherteam um Prof. Reichmann ist es bereits gelungen, einen Zusammenhang am Tiermodell zu beweisen. Besonders interessant war damals der Wirkmechanismus, dessen verhängnisvolle Kette ihren Anfang im Darmtrakt hat. Ein ausgeschüttetes Protein wirkt von dort unmittelbar auf die Nervenzellen im Gehirn. Die Folge sind parkinsonähnliche Symptome. Eine wichtige Erkenntnis, die maßgeblich die Behandlungsmethoden beeinflussen könnte.

Mit der Auszeichnung kommt es zur besseren Vernetzung mit den japanischen Kollegen, „die Ehrenmitgliedschaft wird mir Ansporn sein, die japanischen Freunde noch stärker in die hiesige Forschung mit einzubeziehen – und diese Ehrung öffnet die Tür für weitere Zusammenarbeit“, sagt Prof. Reichmann.

Kontakt:
Technische Universität Dresden
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
Klinik und Poliklinik für Neurologie
Direktor: Prof. Dr. med. Heinz Reichmann
Tel.: (0351) 458 3565
E-Mail: Heinz.Reichmann@uniklinikum-dresden.de
http://www.neuro.med.tu-dresden.de

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