Mit über 270 Besuchern startete die GenerationenHochschule am Dienstag, dem 8. Januar 2013, äußerst erfolgreich ins neue Jahr. Der Wernigeröder Diplom-Agrarökonom Werner Kropf warf einen Blick auf die Welternährungsprobleme und stellte die spannende Frage „Hat die Erde Brot für alle?“. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Prof. Dr. Georg Westermann. Der Prorektor für Forschung und Internationales dankte dem Referenten, der bereits zum zweiten Mal einen Vortrag im Rahmen der beliebten Reihe hielt, für die Auswahl eines hochaktuellen Themas, das immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Werner Kropf ist nicht nur staatlich geprüfter Landwirt, sondern auch zertifizierter Arabienexperte und war mehrere Jahre u.a. in Ägypten und im Jemen tätig. Früh wurde er mit Mangelernährung konfrontiert und konnte das komplexe Problem sowohl aus persönlicher als auch wissenschaftlicher Sicht beleuchten. Zunächst stellte er die aktuelle Situation dar: Bereits heute leben 7,1 Milliarden Menschen auf der Erde, bis 2050 sollen es 9,6 Milliarden sein. Dieses Bevölkerungswachstum findet fast ausschließlich in Entwicklungsländern statt, was die bereits vorhandenen Ernährungsprobleme zusätzlich verstärkt. Etwa 870 Millionen Menschen hungern. Die Hauptursachen sind Armut, Naturkatastrophen und Kriege. Für den Experten ist es ein Paradoxon, dass zwei Drittel der Hungerleidenden auf dem Land leben und somit „hungernde Bauern“ sind. Dies wird u.a. durch Verpachtungen an fremde Staaten verschärft; auch werden Kleinbauern von ihrem eigenen Land vertrieben.
„Der Klimawandel trägt zusätzlich dazu bei, dass durch Dürren oder Überschwemmungen immer weniger Flächen landwirtschaftlich genutzt werden können“, erläuterte der Fachmann weiter. Andere Faktoren seien der zunehmende Fleischverzehr, für dessen Produktion Unmengen an Nahrungsmitteln verbraucht werden, oder die Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen für die Erzeugung erneuerbarer Energien.
„Trotz vieler Programme, die den Hunger bekämpfen sollen, sind die Anstrengungen bisher viel zu gering“, so Werner Kropf, der gleichzeitig betonte, dass die Hilfen durch Lebensmittelspenden keine langfristige Lösung darstellten. Vielmehr müssten die Menschen dazu befähigt werden, sich selbst zu ernähren. „Das größte Potential liegt im wissenschaftlichen Fortschritt. Mit dem Einsatz neuer Methoden kann vor allem in den Entwicklungsländern eine deutliche Produktionssteigerung erreicht werden“, erklärte der gebürtige Hakeborner.
Die Frage „Hat die Erde Brot für alle?“ beantwortete der erfahrene Landwirt mit „theoretisch ja“. Neben der „Hilfe zur Selbsthilfe“, welche vor allem die Bildung der Bevölkerung und die Entwicklung der einheimischen Landwirtschaft beinhaltet, sieht Kropf auch die ungleiche Verteilung von Ressourcen und den hohen Verbrauch der westlichen Welt im Zentrum. Abschließend wünschte er dem nachdenklichen Publikum immer einen gedeckten Tisch und gleichzeitig ein waches Bewusstsein für die aktuellen Welternährungsprobleme.
Die nächste Veranstaltung der GenerationenHochschule findet am Dienstag, dem 5. Februar, von 17 bis 19 Uhr im AudiMax („Papierfabrik“, Haus 9) auf dem Wernigeröder Campus statt. Zum Thema „Volkskrankheit Arthrose: Gelenkersatz als Ausweg? Multimodale Therapiekonzepte der HELIOS Klinik Hettstedt bei der Behandlung von Arthroseschmerz“ schickt das Krankenhaus drei Experten an die Hochschule Harz. Dr. med. Babette Loggen, Kommissarische Leiterin des Orthopädisch-traumatologischen Zentrums, Thomas Bier, dortiger Oberarzt, und Dr. med. René Pfeiffer, Chefarzt der Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, sprechen über das Leiden. Die Teilnahme ist kostenfrei, die Anmeldung erfolgt unter