(djd). Nur jeder vierte deutsche Haushalt ist heute gegen das Risiko der Berufsunfähigkeit abgesichert. Der Grund liegt immer noch häufig darin, dass das eigene Risiko und die persönliche Absicherungssituation falsch eingeschätzt werden. Dabei sprechen die Statistiken eine deutliche Sprache: Jeder dritte Deutsche scheidet heute vorzeitig aus dem Berufsleben aus. Häufigste Ursache sind mittlerweile psychische Erkrankungen, gefolgt von Rückenleiden, schweren Krankheiten wie Krebs, Herz- beziehungsweise Gefäßerkrankungen und Unfällen.
Falsche Vorstellungen
Dabei trifft es nicht nur diejenigen, die schon lange im Beruf stehen: Ein Viertel der Betroffenen ist noch keine 45 Jahre alt. „Viele denken trotzdem noch, dass der Kelch sehr wahrscheinlich an ihnen vorübergeht. Oder sie gehen davon aus, dass der Staat im Fall des Falles ausreichend für sie sorgen wird“, berichtet Marion Stabel, Expertin für Berufsunfähigkeitsversicherungen bei Axa. Tatsächlich erhielten diejenigen, die in 2011 erstmalig eine Erwerbsminderungsrente bezogen haben, im Schnitt aber unter 600 Euro – davon lässt sich kaum der Lebensunterhalt bestreiten.
Was vom Staat zu erwarten ist
Nur wer bis 1960 geboren wurde, genießt noch einen sogenannten Berufsschutz und erhält dann eine Erwerbsminderungsrente, wenn er in seinem bislang praktizierten Beruf nicht mehr tätig sein kann. Alle anderen müssen auch in Tätigkeiten weiterarbeiten, die nicht ihrer Qualifikation entsprechen. Wer noch sechs Stunden pro Tag arbeiten kann, hat gar keinen Anspruch auf eine Rente. Doch auch für Betroffene, die pro Tag noch drei bis sechs Stunden arbeiten können und daher Anspruch auf eine halbe Erwerbsminderungsrente haben, fällt die gesetzliche Unterstützung keineswegs üppig aus. Denn die Höhe dieser Renten richtet sich zunächst danach, wie viel und wie lange der Patient in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat. Die halbe Rente entspricht ungefähr 17 Prozent des letzten Bruttogehalts. Sie liegt im Durchschnitt unter 400 Euro im Monat. Die volle Erwerbsminderungsrente von circa 34 Prozent des letzten Bruttoeinkommens und somit 750 Euro durchschnittlich erhält nur derjenige, der weniger als drei Stunden täglich arbeiten kann.
Was private Vorsorge leisten kann
Um den gewohnten Lebensstandard bei Wegfall des Jobs halten zu können, raten Experten daher zu einer privaten Absicherung. Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist dabei die erste Wahl. Sie springt ein, wenn der Versicherte aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls nicht mehr in der Lage ist, seinem zuletzt ausgeübten Beruf in angemessener Weise nachzugehen. „Gute Berufsunfähigkeitsversicherungen zeichnen sich zum Beispiel dadurch aus, dass sie im Ernstfall einspringen, unabhängig davon, warum ein Versicherter berufsunfähig wurde oder welchen Beruf er zuvor ausgeübt hat“, so Marion Stabel.
Alternativen Schutz prüfen
Wer sich den Berufsunfähigkeitsschutz nicht leisten kann oder die Voraussetzungen nicht erfüllt, etwa weil es Vorerkrankungen gibt, sollte sich beraten lassen. „Es gibt am Markt alternative und auch günstigere Absicherungskonzepte“, erläutert Marion Stabel. Ein Beispiel seien sogenannte Funktionsinvaliditätsversicherungen. „Sie greifen je nach Produktkonzept, wenn ein Unfall oder eine Krankheit zu einer schweren Beeinträchtigung, hohen Invalidität oder Pflegebedürftigkeit führt.“ Erhältlich sind auch Tarife, die die monatliche Rente im Leistungsfall lebenslang zahlen.