Hospiz bietet Sterbenden optimale Schmerztherapie und Herzlichkeit

Fast alle Menschen haben Angst vorm Sterben – nicht zuletzt, weil sie Angst vor einem schmerzvollen Lebensende haben. Doch gehören Sterben und Schmerz wirklich zusammen? Eine Befragung von Sterbenden und ihren Pflegenden im Johannes-Hospiz sowie im Hospiz Lebenshaus Münster zeigt nun deutlich: In Münsters Hospizen wird die Angst vor Schmerzen genommen. Die Hospizgäste attestieren beiden Einrichtungen ein kompetentes Schmerzmanagement sowie eine höchst einfühlsame Betreuung durch das Pflegepersonal. Für Pflegende hingegen ist die Versorgung vor allem dann belastend, wenn Sterbende ihre Schmerzen ohne medikamentöse Therapie aushalten wollen.
 
„Ich empfinde nicht, dass ich im Hospiz bin. Ich fühle mich als wenn ich zu Bett gehen würde.“ Diese Äußerung eines der sieben vom Aktionsbündnis befragten „Gäste“ – so nennen Hospize ihre Bewohner“ – ist symptomatisch für das Empfinden des Lebensendes im Hospiz. Die Sterbenden im Alter zwischen 55 und 85 lobten durchweg, wie sehr die Pflegenden auf sie eingingen, ihre Wünsche berücksichtigten und sie regelmäßig mit schmerzstillenden Mitteln versorgten. „Es bedeutet für mich innere Ruhe und Gelassenheit, zu wissen, dass ich regelmäßig schmerzstillende Medikamente bekomme – egal was noch kommt“ so ein anderer Hospizbewohner. Alle befragten Gäste waren Krebspatienten im finalen Stadium, die seit minimal 4 und maximal 43 Tagen im Hospiz waren.
 
„Unsere Erhebung hat gezeigt, worauf die Sterbenden besonderen Wert legen“ berichtet Prof. Jürgen Osterbrink, Leiter des Aktionsbündnis Schmerzfreie Stadt Münster. Zu nennen seien hier – neben der optimalen Schmerztherapie – vor allem die Wärme und Herzlichkeit des Betreuungspersonals sowie ein Gefühl der Sicherheit und Selbstbestimmtheit. All das ermögliche den Gästen erst, die Situation des Krankseins und Sterbens zu bewältigen so das Resultat der Patienteninterviews. Beide münsterischen Hospize haben je 10 Plätze und 16 bzw. 18 Pflegende in Voll- oder Teilzeit.
 
Aufschlussreich waren für die Schmerzexperten auch die Gruppeninterviews, die in beiden Häusern mit insgesamt 11 Pflegenden geführt werden konnten. Obwohl ein hoher Anteil der Pflegenden über eine Zusatzausbildung in palliativer Pflege verfügt, gibt es immer noch Herausforderungen und Verbesserungsmöglichkeiten im Schmerzmanagement – so der Tenor der Befragten. Beispielsweise sei es eine hohe Kunst, zwischen körperlichen und seelischen Schmerzen unterscheiden zu lernen. „Gerade Tumorschmerzen sind ein Symptom, das alle Lebensbereiche umfasst“ erklärt Lisa Scheper, Pflegedienstleiterin im Lebenshaus. Eine genaue schriftliche Erfassung des Schmerzes sei essentiell wichtig. „Wo ist der Schmerz, wann tritt er auf, welchen Charakter hat er? All das müssen wir wissen, um ihn lindern zu können“. Für die Schmerzerfassung bei Patienten, die keine konkrete Vorstellung von der Stärke ihres Schmerzes haben, wären beispielsweise Bilder hilfreich, so eine Anregung der Pflegenden. Manchmal gerate man als Pflegender auch in besonders belastende Situationen, nämlich vor allem dann, wenn Bewohner ihre Schmerzen nicht lindern lassen wollen, weil sie diese aushalten möchten bzw. weil sie meinen diese aushalten zu müssen. „Einerseits müssen wir die Selbstbestimmtheit unserer Gäste akzeptieren und es andererseits ertragen, Schmerzen nicht lindern zu dürfen, obwohl wir es könnten“, fasst eine Pflegende dieses Dilemma zusammen. „Die Ergebnisse der Befragung zeigen: es ist möglich, Menschen auf ihrer letzten Wegstrecke so zu versorgen und zu begleiten, dass dabei deren Belange beachtet bleiben bzw. in den Mittelpunkt rücken“, freut sich Michael Roes, Leiter des Johannes Hospiz.
 
Nachdenklich macht Projektleiter Jürgen Osterbrink jedoch eine Beschreibung eines Hospizgastes über seine Erlebnisse in einem Klinikum, in dem er vor dem Wechsel ins Hospiz lag. „Ich habe bloß im Bett gelegen und vor Schmerzen geheult wie ein Schlosshund und gesagt, schlagt mich doch tot, ich kann nicht mehr. Erst dann haben die das erste Mal auf meine Diagnose geguckt, Vorher haben mich die Schwestern behandelt als ob ich simuliere.“ „Dass Sterbenskranke ein Krankenhaus so wahrnehmen, ist wirklich alarmierend“ mahnt der Schmerzexperte. „Wir müssen unser Gesundheitssystem schleunigst so verändern, dass das Lebensende auch im Krankenhaus menschenwürdig ist.“ Hospizplätze seien leider noch immer begrenzt – obwohl sie für die Krankenkassen sogar preiswerter seien als Krankenhausbetten. Deutlich mehr und zudem palliativmedizinisch geschultes Personal sei das Mindeste, was für Sterbende im Krankenhaus geboten werden müsse. „Denn es kann jeden von uns jederzeit treffen.“
 
weitere Informationen:
http://www.schmerzfreie-stadt.de/

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