Der Bereich der Homöopathie ist extrem umkämpft: Während Befürworter den Pharmakonzernen die Ausbeutung der Kranken mit Schulmedizin vorwerfen und auf die Behandlung durch alternative Heilmethoden setzen, sind Gegner in der Regel fleißig darin, Heilpraktikern und ihren Unterstützern Scharlatanerie vorzuwerfen. Dieser Artikel will und soll einen Überblick über die Grenzen und Möglichkeiten der Homöopathie verschaffen, ohne eine ideologische Färbung aufzuweisen.
Geschichte der Homöopathie
Die Homöopathie ist keineswegs eine neue Art der Krankheitsbehandlung, auch nicht in Deutschland. Schon vor über 200 Jahren hat der Arzt Samuel Hahnemann begonnen, in diese Richtung zu forschen – wie so oft stand am Anfang seines Vorgehens das Fremdeln mit der damals herrschenden, mehrheitsfähigen Medizin. Nach seiner Auffassung machte diese den Fehler, die Ursachen von Krankheiten in materiellen Krankheiten zu suchen. Die Existenz von Infekten hielt er für eine Legende – wozu man allerdings sagen muss, dass die wissenschaftlichen Belege für die Existenz von Bakterien und Viren erst nach seinem Tode erfolgten.
Sein Ziel war es hingegen, zu einer Medizin zu kommen, die Krankheiten mild und vor allem individuell nach den Bedürfnissen des Patienten zu behandeln. Und insbesondere mit Blick auf die heutigen Chemo-Therapien, die gegen Krebs gereicht werden, scheint seine Ablehnung von zusätzlich schädigenden Behandlungen nachvollziehbar zu sein.
Problematisch ist hingegen, dass sich unterschiedliche homöopathische Schulen auf unterschiedliche Auflagen seiner Werke berufen und somit verschiedene Handlungsanweisungen aus seinen Büchern ableiten.
Während Hahnemann selbst zur Popularisierung in Frankreich beitrug, ließ sich beispielsweise in Großbritannien die königliche Familie im 19. Jahrhundert homöopathisch betreuen und trat öffentlich für derartige Behandlungsmethoden ein – auch Prince Charles gilt heute als Befürworter.
Methoden homöopathischer Behandlung
Die Methoden der Naturheilkunde sind vielfältig und gehen weit über die Behandlung mit Globulis hinaus, wie sie gern von Kritikern in der Öffentlichkeit lächerlich gemacht wird. Vielen Anhängern der Naturheilkunden geht es auch nicht nur um ein gesund werden, sondern vor allem um ein gesund bleiben. Das ist auch ein Grund, warum viele von ihnen versuchen, Kosmetika auf möglichst natürlicher Basis einzusetzen und allgemein naturnahe, gesundheitliche Vorsorge zu betreiben.
Selbstverständlich gehört aber auch die selbstdiagnostische Nutzung bestimmter Mittel dazu. Ein beliebtes Mittel zur Bekämpfung von unharmonischen Gemütszuständen sind die sogenannten Bachblüten, die schonend gegen diese Gemütszustände wirken sollen. Zu diesen negativen Zuständen gehören Angst, Unsicherheit, Interesselosigkeit, Einsamkeit, mangelnde Abgrenzungsfähigkeit gegen fremde Einflüsse, Verzweiflung und zu große Sorgen um andere Menschen. Entgegen den klassischen Vorwürfen der Gegnerfront geht es bei den Bachblüten nicht etwa um die Gewinnmaximierung von Scharlatanen. Denn die Bachblüten sind ohne Zukäufe herstellbar: Man muss die verschiedenen Blüten zu einer bestimmten Uhrzeit sammeln, dann in Quellwasser legen und mit Cognac oder Brandy verdünnen.
Die berühmten Schüßler-Salze, die nach dem gleichnamigen Arzt benannt sind, sollen Fehlstände im Mineralhaushalt des Körpers heilend wirken und Krankheiten verhindern. Im Gegensatz zu den Bachblüten sind diese allerdings käuflich in der Apotheke zu erwerben.
Und selbstverständlich gibt es auch die Variante mit den Globuli. Globuli sind letztendlich keine Methode, sondern eine Darreichungsform, mit der beispielsweise die genannten Schüßler-Salze oder Bachblüten verabreicht werden können. In der Regel bestehen sie aus Haushaltszucker, gelegentlich aber auch als Xylitol. Dabei ist oftmals noch ein Wirkstoff enthalten, der dann wirken soll.
Die medizinische Versorgung selbst hingegen erfolgt, nicht anders als in der Schulmedizin, aufgrund einer Behandlung durch einen Heilpraktiker oder entsprechend fortgebildete Ärzte kommt es zur Empfehlung der Einnahme verschiedener homöopathischer Mittel. In der Regel sollte der behandelnde Homöopath bei einem ersten Gespräch alle individuellen Gegebenheiten des Patienten erfassen und registrieren. Eine Anamnese durch einen guten Homöopathen sollte inklusive der anschließenden Untersuchung sollte durchaus bis zu zwei Stunden dauern dürfen. Aufgrund der wichtigsten Leiden des Patienten begibt sich der behandelnde Heilkundler auf die Suche nach einem passenden homöopathischen Mittel – dabei kommen zunächst durchaus mehrere in die Auswahl, bis ein passendes Medikament entdeckt ist.
Kritik an Homöopathie
Trotz der subjektiven Wirksamkeit von Homöopathie, die viele Patienten bestätigen, kommt es immer zu schärfster Kritik an der Behandlungsweise. Auch diese hat Tradition und wird praktisch seit dem Siegeszug des naturheilkundlichen Handelns geübt.
Dabei wird häufig bemängelt, dass es bis heute an wissenschaftlichen Beweisen für die Wirksamkeit von Homöopathie mangelt. Hinzu kommt, dass die Kritiker den subjektiven Erfolg der Behandlungsmethoden vor allem dem Placebo-Effekt zuschreiben. Bemerkenswerterweise ermöglichen Placebos trotz nicht vorhandenen ausreichend starken Wirkstoffs eine Besserung beim Patienten.
Ein wichtiger Aspekt der gegenseitigen Feindseligkeit ist definitiv die Tatsache, dass man sich gegenseitig Geldgier vorwirft: Während die Befürworter naturheilkundlicher Behandlungsmethoden insistieren, dass die Pharmakonzerne eher an ihre finanziellen Interessen als an die Gesundheit der Patienten denken. Bemerkenswert ist aber, dass dieser Vorwurf umgekehrt letztendlich genauso erhoben wird. Denn die Pharmaindustrie und die Vertreter der reinen Schulmedizin werfen den Homöopathen vor, selbst zu einer Industrie zu gehören würden. Und natürlich ist dieses Argument durchaus valide: Die Naturheil-Firmen wollen Geld verdienen. Da dies aber durchaus für beide Seiten gilt, kann das kaum als Argument für eine der Parteien verbuchen.
Fazit
Insgesamt ist es also kaum möglich, ein abschließendes Urteil zu Gunsten der Homöopathie oder der Schulmedizin zu fällen. Möglich ist es hingegen, die Optionen, die beide Varianten anbieten, miteinander zu kombinieren und sie eher als Ergänzungen zueinander denn als Konkurrenz zu sehen. Denn natürlich gibt es schwere Erkrankungen, wo die Homöopathie keinesfalls die Heilung anbieten kann. Genauso gibt es aber auch weniger schwere Erkrankungen, wo Homöopathie mit Sicherheit die schonendere Lösung bietet.