Mukoviszidose-Patienten. Für ihre wegweisenden wissenschaftlichen Arbeiten verleiht die Stiftung Oskar-Helene-Heim ihr nun den Oskar Medizinpreis 2019. Die Laudatio hält Professor Dr. med. Michael Pfeifer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP).
Symptome der Atemwege
Die Symptome bei Mukoviszidose sind vielfältig. Viele Betroffene leiden vor allem unter Symptomen der Atemwege. Typische Merkmale sind daher ständiger Husten, um den zähen Schleim loszuwerden, Atemnot, weil die Lunge in ihrer Funktion beeinträchtigt ist, sowie häufig wiederkehrende Infekte und Lungenentzündungen. Um die Symptome der Atemwege zu bekämpfen, stehen verschiedene Therapien zur Verfügung.
Mukoviszidose-Patienten
Schimmelpilzsporen werden täglich über die Atemluft aufgenommen. Während sie für gesunde Menschen harmlos sind, können sie sich bei Menschen mit Mukoviszidose in der Lunge ansiedeln und so das Krankheitsbild verschlechtern. Doch wieso versagt das Immunsystem bei den Betroffenen? Dieser Frage widmet sich Professor Bacher in ihrer Forschung in enger Zusammenarbeit mit Alexander Scheffold, Institut für Immunologie, Kiel und Carsten Schwarz, Leiter der Sektion Erwachsene Cystische Fibrose an der Charité Berlin. „Seit mehreren Jahren untersuchen wir, wie das Immunsystem von Mukoviszidose-Patienten auf bestimmte Pilze reagiert und welche Rolle Immunzellen, wie die sogenannten T-Helfer-(Th)-Zellen, dabei spielen“, sagt Professor Bacher, Leiterin der Arbeitsgruppe Intestinale Immunregulation am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein.
Zum einen konnte die Forscherin ein immunologisches Modell entwickeln, das zeigt, warum Mukoviszidose-Patienten, im Gegensatz zu gesunden Menschen, eine allergische Reaktion gegenüber bestimmten Schimmelpilzen aufzeigen. „Zum anderen ist es uns gelungen, einen Mechanismus zu entschlüsseln, über den bestimmte Mikrobiome Entzündungs-reaktionen in der Lunge verstärken“, ergänzt Bacher. Denn ein Pilz namens Candida albicans, der Darm und Schleimhäute besiedelt, spielt bei der Abwehrreaktion von Mukoviszidose-Patienten eine zentrale Rolle: „Er sorgt dafür, dass eine bestimmte Art von Immunzellen, die sogenannten Th17 Zellen, gebildet werden: Diese haben zwar eine schützende Funktion in der Darmflora, tragen jedoch bei Mukoviszidose-Patienten zu einer überschießenden Reaktion gegenüber luftübertragenen Pilzen in der Lunge bei.
„Diese neuen Erkenntnisse ermöglichen die Entwicklung neuer und individualisierter Therapieansätze“, so DGP-Präsident und Jurymitglied Professor Dr. med. Michael Pfeifer. „Je besser wir diese immunologischen Prozesse bei Mukoviszidose-Patienten verstehen, desto effektiver können wir eine Gegenwehr gegen Pilz-Erreger ergreifen und Patenten mehr Lebensqualität ermöglichen“, betont der Chefarzt des Zentrums für Pneumologie an der Klinik Donaustauf. Im Kampf für eine bessere Lebenserwartung und -qualität mit Mukoviszidose ist das von größter Bedeutung.
Der Oskar-Medizinpreis ist mit 50.000 Euro einer der höchstdotierten Medizinpreise in Deutschland und wird für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Medizin verliehen. Die Preisverleihung findet am Freitag, den 24. Januar 2020, im Rahmen des 6. WATL-Kongresses in Berlin statt.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
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