Noch immer ist Morbus Parkinson eine unheilbare und degenerative Krankheit ohne Aussicht auf Heilung. In Deutschland geht man von 220.000 aktuell Erkrankten aus. Vor allem Menschen ab 60 Jahren sind gefährdet, an Parkinson zu erkranken. Weltweit wird weiter fieberhaft nach einer Heilung oder wenigstens Linderung dieser perfiden Krankheit geforscht.
Hoffnung machte in den letzten Jahren die Entdeckung, dass ein Mangel des Coenzyms Q10 mit der Parkinsonerkrankung einhergeht. So wurde die These, dass eine Einnahme von Q10 Symptome von Parkinson lindere oder die Krankheit gar aufhalten könne, nun eingehend untersucht. Die letzten Ergebnisse dieser Studie machten aber in dieser Hinsicht leider keine Hoffnung.
Was ist Parkinson?
Parkinson ist eine degenerative, neurologische Erkrankung, die das zentrale Nervensystem anfällt. Vor allem werden dann die Beweglichkeit und der Bewegungsablauf gestört. Eine Heilung gibt es bisher nicht. Spezifisch für Parkinson ist ein stetig zunehmender Verlust von Dopamin enthaltenden Nervenzellen im Gehirn. Dieser Botenstoff sorgt dafür, dass Informationen durch die Nervenzellen weitergegeben werden. Bei einem krankheitsbedingten Dopaminmangel wird dieser Prozess allerdings gestört.
In den letzten Jahren verfestigte sich die Annahme, das Coenzym Q10 könne im Frühstadium gegen Symptome der Parkinsonerkrankung helfen. Doch mit einer neuen Studie hat diese Annahme einen starken Rückschlag erhalten. Den untersuchenden Wissenschaftlern ist es nicht gelungen, die Krankheit durch die Zugabe eines hochdosierten Q10s im frühen Stadium aufzuhalten oder zu verlangsamen.
Was ist das Coenzym Q10 genau?
Das Coenzym Q10 wird sowohl im Körper produziert, als auch durch Nahrung aufgenommen. Es steckt in öligem Fisch, Fleisch, Nüssen und kaltgepressten Ölen, aber auch in Nahrungsergänzungsmitteln. Weitere Informationen hierzu finden sich unter http://www.superfoodwissen.org/coenzym-q10/. Dieses Enzym ist für einige unterschiedliche Prozesse im Körper notwendig und steckt in jeder Körperzelle des Menschen. Zu diesen Prozessen gehört u.a. die Energieversorgung des Körpers. Als Coenzym ist Q10 an der oxidativen Phosphorylierung mitbeteiligt. Über diesen Prozess wird ein wesentlicher Teil der Energie im Körper eines Menschen erzeugt. Tatsächlich stammen 95 Prozent der Körperenergie aus diesem Vorgang. Hierdurch wird deutlich, wie wichtig dieses Coenzym für den Körper ist. (https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/coenzym-q10/@@view/html/index.html)
Die höchste Q-10 Konzentration ist daher auch in den Organen zu finden, die einen sehr hohen Energiebedarf haben. Dazu gehören Lunge, Herz und Leber.
Die Studie und ihre Ergebnisse
Die Annahme, dass das Coenzym Q10 bei Parkinson helfen könne, geht auf eine Störung der Elektronentransportkette in den Mitochondrien zurück, die bei Parkinson vorliegt. Dieser Defekt, so die ursprüngliche Hypothese, führe über die vermehrte Bildung freier Sauerstoffradikale zu einer neuronalen Degeneration. Das Coenzym Q10 ist ein elementarer Baustein der Atmungskette und drosselst die Entstehung gesundheitsschädigend Sauerstoffradikale. Verschiedene Untersuchungen hatten zuvor darauf hingewiesen, dass an Parkinson Erkrankte einen Mangel an ebendiesen Coenzymen haben. So entstand die Vermutung, auch Menschen von der positiven Wirkung durch das Coenzym Q10 profitieren könnten.
Unklare Ergebnisse und weitere Tests
Phase-II-Studien lieferten zunächst unklare Ergebnisse mit viel Interpretationsspielraum. So konnte kein klinischer Nutzen sicher nachgewiesen werden, doch zeigte eine Studie immerhin einen Trend zu einer Verlangsamung der Erkrankung. Einer deutschen Arbeitsgruppe gelang in einer ihrer Studien eine Verbesserung der Mitochondrienfunktion. Diese Ergebnisse sorgten natürlich schnell für die Hoffnung einer krankheitsverbessernden oder -modifizierenden Wirkung von Q10.
Die Parkinson Study Group QE3 ist ein Zusammenschluss von Neurologen aus den USA und Kanada. Sie begannen mit einer Phase-III-Studie, die mit öffentlichen Mitteln und Stiftungsgeldern finanziert wurde. Sie forschte weiter nach krankheitsmodifizierenden Effekten. Der Fokus lag hier bei bisher noch unbehandelten Patienten in einem frühen Stadium der Krankheit. Es durften also bisher keinerlei Medikamente für die Behandlung von Parkinson eingenommen werden.
600 Patienten, deren Diagnose im Schnitt erst ein halbes Jahr zurücklag, nahmen an dieser Studie teil. Die Probanden erhielten nun jeden Tag entweder ein Placebo oder 1200, beziehungsweise 2400 Milligramm Q10. Diese Untersuchung sollte 16 Monate dauern, doch die Studie wurde vorzeitig beendet, als sich klar abzeichnete, dass bis zum Ende keine signifikant unterschiedliche Entwicklung mehr möglich war.
Die Ergebnisse der Phase-III-Studie zeigten, dass die Patienten der Gruppen, die Q10 erhalten hatten, sogar schlechtere Werte aufwiesen als die Kontrollgruppe, die nur ein Placebo bekam.
Auch die Subgruppen der Studie konnten den Forschern keine signifikanten Erkenntnisse liefern. Keine dieser Gruppen, ob männlich oder weiblich, alt oder jung, weniger oder stärker erkrankt: es zeigten sich keinerlei statistische Bedeutsamkeiten.
Die Forscher vermuten daher, dass die Störung in der Funktion der Mitochondrien eher eine Folge der Erkrankung sei, aber nicht die Ursache. Es sei aber auch möglich, dass die Therapie mit Q10 auch bei einer sehr frühen Diagnose von Parkinson zu spät beginnt.
Zum Zeitpunkt der Diagnose sind schon die meisten dopaminergen Neuronen in der Substantia nigra abgestorben. Folglich müsste eine Therapie früher beginnen.
Ein weiterer Kritikpunkt an der Studie: 16 Monate seien eine zu kurze Zeit, die Wirkungen umfassend zu untersuchen. Zum Vergleich: In einer Studie mit Huntington-Patienten, konnten die positiven Effekte von Q10 erst nach zwei Jahren nachgewiesen werden, berichten die Neurologen.
Das Fazit der Studie
Die Annahme, dass das Coenzym Q10 sich positiv auf Parkinson auswirke, scheint hiermit nun endgültig wiederlegt zu sein. Die Autoren der Studie fordern nun auch keine neuen Studien, um weiterführende Fragen zu beantworten. Sie schlossen ihre Publikation mit dem Satz: „Wir können Q10 nicht zur Behandlung bei frühem Parkinson empfehlen“.