(djd). In der Logistik ist „last mile“ ein fester Begriff: Oft sind es gerade die letzten Kilometer bis zum Ziel, die eine Transportkette aufwendig und kostspielig machen. Was für Industriestaaten mit ihrer gut ausgebauten Infrastruktur gilt, trifft für den afrikanischen Kontinent noch viel stärker zu. Wie schafft man beispielsweise lebenswichtige Medikamente gegen Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose und Aids bis in den entlegensten Winkel des riesigen Kontinents? Eine Herausforderung, über die Fachleute nicht nur am Internationalen Afrika-Tag, dem 25. Mai 2013, diskutieren.
Lösungen für die letzte Meile
„The Last Mile“ wurde denn auch ein Pilotprojekt getauft, das in Tansania bemerkenswerte Erfolge erzielt hat. Seit dem Startschuss im Jahr 2010 wurden dabei vor allem Lieferzeiten verkürzt und Transportkosten gesenkt. Ins Leben gerufen wurde es von Nichtregierungsorganisationen und dem Coca-Cola-Konzern. Am Anfang drehte sich alles um eine einfache Frage: „Wenn Unternehmen in der Lage sind, ihre Getränke in die abgeschiedensten Dörfer Afrikas zu transportieren, warum schaffen Medikamente nicht ihren Weg dorthin?“ In der Tat: Lebensmittelkonzerne und Getränkehersteller kennen sich mit den lokalen Transportbedingungen aus und verfügen über ein weitreichendes Logistiknetzwerk.
Die Hilfsorganisation The Global Fund, die in 140 Ländern im Kampf gegen Aids, Malaria und Tuberkulose aktiv ist, unterstützt gemeinsam mit der Bill und Melinda Gates Stiftung (BMG) und Coca-Cola die Regierung Tansanias dabei, ihr Vertriebsnetzwerk für Medizin aufzubauen und zu verbessern. Der Getränkehersteller vermittelt dabei den örtlichen Behörden sein Know-how in den Bereichen Wareneinkauf, Planung und Logistik. Durch diese öffentlich-private Partnerschaft ist es gelungen, die Lieferfristen für Medikamente von früher 30 auf nur noch fünf Tage zu verkürzen. Mehr als 120 lebenswichtige Medikamente werden regelmäßig statt an vorher 500 heute an 5.000 Gesundheitseinrichtungen im Land geliefert – für eine wirksame, flächendeckende Versorgung. Die medizinischen Einrichtungen wurden außerdem dazu befähigt, ihre Medikamentenbestellungen selbst durchzuführen. Die Verfügbarkeit wichtiger Medikamente erhöhte sich dadurch um 20 bis 30 Prozent.
Impfungen retten Leben
Bis Mitte 2013 soll das Projekt sich geografisch auf 75 Prozent von Tansania erstrecken. In einem weiteren Schritt soll die Bevölkerung in anderen afrikanischen Ländern wie etwa Mosambik von der Initiative profitieren. Auf Ghana wurde das Projekt bereits ausgeweitet. Hierher sollen im Auftrag der Gates-Stiftung insbesondere Impfstoffe transportiert werden. Auf diese Weise will man die Infektionskrankheit Malaria, die weltweit den achten Platz aller Todesursachen belegt, bekämpfen. Das Robert Koch-Institut beispielsweise schätzt die Zahl der Malariakranken auf 300 bis 500 Millionen weltweit. Das erklärte Ziel: In den nächsten Jahren in Ghana fünf Millionen Leben retten.