Trennungsangst oder extreme Sorge sich vor anderen zu blamieren – wenn der Schulbesuch und andere alltägliche Aktivitäten für Kinder schwierig sind, kann eine Angststörung dahinter stecken. Um diesen Kindern in Zukunft gezielt helfen zu können, untersuchen Psychologen der Universitätsklinik für Allgemeine Psychiatrie Heidelberg in Kooperation mit weiteren Einrichtungen in Heidelberg, Göttingen und Berlin die ambulante psychotherapeutische Behandlung von Kindern mit Angststörungen. Das eingesetzte Behandlungskonzept hat sich bereits bei Jugendlichen und Erwachsenen bewährt. Für die Therapiestudie werden noch betroffene Kinder im Alter von 7 bis 13 Jahren gesucht.
Angststörungen sind die häufigsten psychischen Störungen im Kindesalter und kommen bei rund zehn Prozent aller Kinder vor. „Ängste und Sorgen sind in einem gewissen Ausmaß normale Phänomene der Kindheit. Leiden die Kinder jedoch längere Zeit unter starken Ängsten, spricht man von einer Angststörung. Das Leben der Betroffenen ist dann oft stark beeinträchtigt“, erklärt Dr. Dipl.-Psych. Annette Stefini, Leiterin der Studie an der Universitätsklinik für Allgemeine Psychiatrie Heidelberg.
Ambulante Einzeltherapie in 25 Sitzungen / Wirksamkeit der Therapie bei Jugendlichen bereits belegt
„Allen Angststörungen ist gemeinsam, dass sie unbehandelt eher chronisch verlaufen, durch Psychotherapie aber sehr gut behandelt werden können“, so Dr. Stefini. Kinder, die an der Studie teilnehmen, bekommen eine ambulante Einzeltherapie im Umfang von 25 Sitzungen mit begleitenden Elterngesprächen verteilt über etwa acht Monate. „Das dabei eingesetzte Psychotherapieverfahren ist bei Erwachsenen und Jugendlichen erfolgreich; verschiedene Studien konnten sehr gute Behandlungsergebnisse belegen“, betont die Psychologin. Ziel der aktuellen Studie ist es, die Wirksamkeit speziell im Kindesalter nachzuweisen.
Hilfe für Kinder mit Trennungsängsten, sozialer Phobie oder allgemeinen Ängsten
Für Kinder, die unvermeidbare Trennungen von den Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen gar nicht oder nur schlecht aushalten können sind der alltägliche Schulbesuch, tagsüber alleine zu Hause zu sein oder nachts alleine einzuschlafen bereits große Herausforderungen.
Bei anderen Kindern stehen starke Ängste sich zu blamieren oder abgelehnt zu werden im Vordergrund, etwa wenn sie in der Schule ein Referat halten oder auf einen Kindergeburtstag gehen sollen. Betroffene Kinder vermeiden solche sozialen Situationen, da sie fürchten sich peinlich zu verhalten oder dass andere ihre Angst wahrnehmen. Dieses Störungsbild bezeichnet man als soziale Phobie.
Wenn Kinder Prüfungen oder Hausaufgaben vermeiden, können dahinter permanente und intensive Sorgen um Schulleistungen und Kompetenzen stehen, die sie davon abhalten ihre Aufgaben zu erledigen, aus Angst dabei Fehler zu machen. Oft machen sich diese Kinder aber auch Sorgen um für Kinder eher untypische Themen wie Sicherheit, Pünktlichkeit oder Gesundheit. Betroffene Kinder grübeln oft lange über verschiedene Ereignisse und Themen und können diese Ängste und Sorgen nur schwer kontrollieren. In diesem Fall spricht man von einer generalisierten Angststörung. Kinder mit einer Angststörung leiden meist auch an körperlichen Beschwerden wie zum Beispiel Kopf- oder Bauchschmerzen, Verdauungsproblemen, Schwindel oder Muskelverspannungen.
Eltern betroffener Kinder können sich ab sofort telefonisch unter 06221/565938 oder per E-Mail unter ask.studie@med.uni-heidelberg.de melden.
Kontakt:
Dr. Dipl.-Psych. Annette Stefini
Universitätsklinik für Allgemeine Psychiatrie Heidelberg
Tel.: 06221 / 565938
E-Mail: ask.studie@med.uni-heidelberg.de
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Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.