Menschen, die während oder kurz nach sportlichen Aktivitäten einen Herzstillstand erleiden, haben eine dreimal so hohe Überlebenschance wie Personen, die außerhalb eines sportlichen Zusammenhangs Herzstillstand-Opfer werden. Das zeigt die niederländische ARREST-Studie, die heute auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in München präsentiert wurde. Vom 25. bis 29. August treffen Herzspezialisten aus aller Welt zum international größten Kongress in der Herzmedizin zusammen.
„Körperliche Betätigung ist zweifellos ein besonders guter Beitrag zur Herzgesundheit“, so Dr. Arend Mosterd von der Universitätsklinik Utrecht. „Training kann aber in manchen Fällen auch zum Auslöser für einen tödlichen Herzstillstand werden. Diese Fälle, zum Beispiel bei Fußball-Spielern, führen dann zu großer Aufmerksamkeit und zu Bedenken über den gesundheitlichen Nutzen von Sport.“
Das ARREST-Studienteam erfasst in einer Datenbank alle Reanimations-Einsätze in der Region Amsterdam und Umgebung (Nordholland) mit rund 2,4 Millionen Einwohnern. Für die aktuelle Studie wurden alle außerhalb eines Krankenhauses aufgetretenen Fälle von Herzstillstand im Zeitraum 2006 bis 2009 analysiert. Ein zentrales Ergebnis: Jährlich gab es durchschnittlich knapp 50 Fälle von Herzstillstand in einem sportlichen Zusammenhang, das sind nur 5,8 Prozent aller erfassten Herzstillstand-Fälle. Insgesamt wurden im Studienzeitraum 145 Fälle von Herzstillstand verzeichnet, die mit sportlichen Aktivitäten in Zusammenhang standen, vorwiegend beim Radfahren (49), Tennis (22), Training im Fitnessstudio (16) oder beim Schwimmen (13). Nur 10 Fälle betrafen Frauen, nur 7 Betroffene waren jünger als 35 Jahre.
Die sportlichen Personen haben laut Studie eine deutlich bessere Prognose: Bei ihnen lag die Überlebensrate bei 45 Prozent und war somit dreimal höher als bei den Menschen, die den Herzstillstand in einem anderen Zusammenhang erlitten (15 Prozent). Keiner der Sportler hatte, im Gegensatz zur anderen Patienten-Gruppe, einen schwerwiegenden neurologischen Schaden. Ein möglicher Hintergrund für diesen Vorteil, so die Forscher: Die sportlichen Herzstillstand-Opfer sind nicht nur jünger (58,8 vs. 65,5 Jahre), das Ereignis findet bei ihnen auch viel häufiger in der Öffentlichkeit statt (99,3 Prozent vs. 25,3 Prozent), wird öfter von Zeugen beobachtet (89 vs. 75,7 Prozent), und bei ihnen wird öfter noch vor dem Eintreffen des Rettungsteams von zufällig Anwesenden Erste Hilfe geleistet, mittels Mund-zu-Mund-Beatmung (86,2 vs. 64,4 Prozent) oder mit einem öffentlich zugänglichen Defibrillator (35,2 vs. 22,2 Prozent).
„Der Nutzen sportlicher Betätigung für die Herzgesundheit überwiegt mögliche Risiken. Fälle von Sport-bezogenem Herzstillstand sind sehr selten, wie die aktuelle Studie zeigt“, so Prof. Dr. Eckart Fleck (Deutsches Herzzentrum Berlin), Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). „Dass darüber hinaus die Überlebenschancen im sportlichen Kontext besser sind, hat vermutlich auch damit zu tun, dass in diesen Fällen rascher Erste Hilfe geleistet wird. Das ist in jedem Fall von Herzstillstand ein Vorteil, egal, wo er sich ereignet. Es ist immer wieder wichtig, das in der Öffentlichkeit in Erinnerung zu rufen.“
Quelle:
ESC Abstract 3977: Mosterd et al., Exercise related out-of-hospital cardiac arrest: incidence, prognosis and prevention of sudden death
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