Die neue Technik der „Valve-in-valve“-Implantation („Klappe in Klappe“) macht es jetzt möglich, mittels eines schonenden Eingriffs eine neue Herzklappe in die defekte künstliche biologische Prothese (Aortenklappe) einzubringen und damit deren Fehlfunktion zu korrigieren. Die defekte Bioprothese verbleibt dabei im Körper. Dieses Verfahren wurde bislang bei etwa 30 Patienten angewendet, berichtet Prof. Dr. Ralf Zahn (Ludwigshafen) bei einem Pressegespräch anlässlich der 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Es ist eine Weiterentwicklung der Einführung der ersten perkutan (durch die Haut) implantierbaren Aortenklappen vor wenigen Jahren. Prof. Zahn: „Diese hatten die Situation wesentlich vereinfacht, weil man alten oder multimorbiden Patienten eine Operation am offenen Herzen mit der Herz-Lungen-Maschine ersparen kann.“
Biologische Klappen sind begrenzt haltbar und erfordern neuerliche Implantation
In der Klappenchirurgie kommen heute einerseits mechanische, andererseits immer mehr biologische Herzklappen aus Gewebe von Schweinen oder Rindern zum Einsatz. Diese haben neben zahlreichen Vorteilen den Nachteil der begrenzten Haltbarkeit. Prof. Zahn: „Rund 50 Prozent der biologischen Klappen sind nach zehn bis 15 Jahren eingeengt oder undicht. Auch beim biologischen Klappenersatz handelt es sich um totes Material, das nicht durchblutet wird und nicht die Möglichkeit zur Regeneration besitzt. Rund 100.000 Herzschläge am Tag bedeuten eine erhebliche mechanische Belastung, der eine Herzklappe ausgesetzt ist, und die über Jahre zum Verschleiß führt.“ Für Patienten bedeutet das, dass sie sich einer erneuten Implantation einer Herzklappe unterziehen müssen. Die meisten Betroffenen sind zehn Jahre nach ihrer ersten Klappenoperation bereits relativ betagt und verkraften daher eine Operation schlechter. Die „Valve-in-valve“-Technik steht derzeit nur für den Ersatz der Aortenklappe zur Verfügung, befindet sich für andere Klappen jedoch bereits in Entwicklung.
Mehr Erfahrung nötig – Aortenklappen-Register soll Evidenz liefern
„Ein theoretischer Nachteil dieser Methode liegt in der Gefahr, dass sich Teile der alten Klappe lösen und einen Schlaganfall verursachen. Allerdings besteht dieses Risiko mit einer Wahrscheinlichkeit von rund drei Prozent bei jedem perkutanen Klappenersatz“, so Prof. Zahn. „Derzeit lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen, ob das Risiko erhöht ist, wenn eine schadhafte biologische Klappe im Körper verbleibt. Die derzeit verfügbaren Daten lassen allenfalls eine leichte Risikoerhöhung erkennen. Generell sind die Ergebnisse bei den ersten mit „Valve-in-valve“-Technik versorgten Patienten gut, definitive Aussagen werden jedoch erst mit größeren Patientenzahlen und längeren Beobachtungszeiträumen möglich sein.“ Ein wertvolles Instrument dazu stelle das Deutsche Aortenklappen Register dar, das 2010 von den Gesellschaften für Kardiologie und Herzchirurgie ins Leben gerufen wurde, so Prof. Zahn.
Weitere Informationen:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK)
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