(djd). Jeder Herzinfarkt kann lebensbedrohlich sein. In den meisten Fällen wird der Gefäßverschluss durch Arterienverkalkung hervorgerufen. Da sich die Ablagerungen an den Gefäßwänden, die als Arteriosklerose bekannt sind, über Jahre entwickeln, merken die Patienten häufig nicht, wie schlecht es um ihren Gefäßzustand bestellt ist. Experten gehen davon aus, dass viele ihr individuelles Gesamtrisiko auch deshalb nicht einschätzen können, weil sie mögliche Vorboten auf die leichte Schulter nehmen. Doch es gibt genügend Möglichkeiten, sich mithilfe von Untersuchungen und Tests ein Bild über das eigene Herz-Kreislauf-Risiko zu machen. Doch welche Indizien weisen auf krankhafte Veränderungen in den Gefäßen hin und wie kann man die Gefäßgesundheit positiv beeinflussen, um einem Herzinfarkt vorzubeugen?
Alarmsignale ernst nehmen
Alarmsignale zu ignorieren, kann bei Herz-Kreislauf-Beschwerden problematisch sein. Dementsprechend rät Prof. Dr. med. Hans-Willi M. Breuer, die Vorboten einer Erkrankung der Herzkranzgefäße rechtzeitig zu beachten. „Jemand, der raucht, hohe Blutfettwerte aufweist, einen erhöhten Blutdruck oder Diabetes hat, übergewichtig ist, sich körperlich kaum bewegt, sich hauptsächlich von Fast Food ernährt und zudem noch weiß, dass in der näheren Verwandtschaft bereits Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufgetreten sind, der hat prinzipiell genügend Warnsignale – auch ohne Herzbeschwerden“, betont der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Knappschaftskrankenhaus Sulzbach. Eine Überraschung sei der Herzinfarkt in solchen Fällen häufig nicht mehr, sondern eher eine mit statischer Wahrscheinlichkeit errechenbare logische Folge.
Vorbeugen ist möglich
Jeder kann sein individuelles Herz-Kreislauf-Risiko mit sogenannten „Scores“ (Risikokalkulatoren) berechnen. „Dazu werden die persönlichen Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin erfasst und das Gesamtrisiko ermittelt“, erläutert Dr. med. Michael Elberfeld aus Leverkusen. Dies zeige an, mit welcher relativen Wahrscheinlichkeit in den nächsten zehn Jahren eine Herz-Kreislauf-Erkrankung auftreten wird, so der Allgemeinmediziner. Wer rechtzeitig aktiv wird, kann dieser Gefahr entgegenwirken. Schon eine Gewichtsreduktion kann zu einer Verminderung des Herzinfarktrisikos führen. Denn die meisten negativen Faktoren, zu denen neben erhöhten Cholesterinwerten, Bluthochdruck und Diabetes auch Herzrhythmusstörungen und Vorhofflimmern gehören, gehen häufig mit erhöhtem Körpergewicht einher.
Erhöhte Gefährdung für Diabetiker
Diabetikern wird natürlich geraten, auf ihre Blutzuckerwerte zu achten. „Durch die permanente Verzuckerung des Blutes kommt es bei schlecht eingestellten Patienten zu Veränderungen der Gefäßwand“, warnt Dr. med. Tobias Wiesner. Die einst glatte Oberfläche werde rau, sodass sich schneller Ablagerungen bilden, die zu einer Verengung des Gefäßdurchmessers und schließlich zum Verschluss des Gefäßes führen könnten, weiß der Leipziger Facharzt für Innere Medizin. Mit einer guten Blutzuckereinstellung und der Optimierung der Cholesterinwerte könne man dem Infarktrisiko jedoch vorbeugen.
Aktiver Lebensstil senkt Risiken
Ein aussagekräftiges Lipidprofil zeigt neben dem Gesamtcholesterin auch die Werte für das „gute“ HDL- und „schlechte“ LDL- Cholesterin. Ungünstige Cholesterinwerte lassen sich bis zu einem gewissen Grad durch Ernährungsumstellung, Gewichtsreduktion und Bewegung positiv beeinflussen. „Drei- bis siebenmal pro Woche mindestens jeweils 30 Minuten Wandern, Walken, Joggen, Radfahren oder Schwimmen können den Anteil des schädlichen LDL-Cholesterins senken, vor allem aber das positive HDL-Cholesterin erhöhen“, weiß Dr. Elberfeld. Dadurch reduziere sich das persönliche Herz-Kreislauf-Risiko und bereits vorhandene Ablagerungen in den Gefäßen würden stabilisiert und „entschärft“.
Kombinierte Cholesterinsenkung
Reichen Lebensstilveränderungen nicht aus, um die empfohlenen Zielwerte zu erreichen, stehen verschiedene Medikamente zur Cholesterinsenkung zur Verfügung. „Eine Medikamentenfamilie, die sogenannten Statine, sorgt dafür, dass die Leber weniger Cholesterin produziert. Eine andere Gruppe, die sogenannten Cholesterinresorptions-hemmer (Cholesterinaufnahmehemmer) bewirkt, dass weniger Cholesterin aus dem Darm aufgenommen wird“, erklärt Dr. med. Rainer Dresler aus Mönchengladbach. Für Hochrisikopatienten, bei denen beispielsweise nach dem ersten Herzinfarkt ein besonders niedriger Wert des LDL-Cholesterins von unter 70 mg/dl (1,8 mmol/l) angestrebt wird, kann die Kombination beider Wirkmechanismen sinnvoll sein. Dies sei vor allem der Fall, so der niedergelassene Internist, wenn der Zielwert mit einem Statin allein nicht erreicht und hohe Dosierungen eines Statins nicht vertragen würden.