Herzfibrose – wenn das Herz steif wird. Bei der Herzfibrose zieht sich Bindegewebe durch den Herzmuskel. Hierdurch erstartt der Herzmuskel und das Herz kann nicht mehr richtig arbeiten. Für seine Forschung an einem neuen Mittel gegen Herzfibrose hat Professor Dr. Dr. Thomas Thum, Leiter des Instituts für Molekulare und Translationale Therapiestrategien der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) bereits eine der höchsten für Exzellenz vorgesehene Wissenschaftsförderungen der Europäischen Union erhalten. Sein Forschungsvorhaben LONGHEART wurde mit dem renommierten „ERC Consolidator Grant“ des Europäischen Forschungsrates (European Research Council, ERC) ausgezeichnet. Jetzt unterstützt die EU den Mediziner erneut mit dem „ERC Proof of Concept Grant“ und einer Fördersumme in Höhe von 150.000 Euro für sein neues Projekt MEGFIB. Das hat zum Ziel, die Ergebnisse seiner Pionierforschung aus dem laufenden LONGHEART-Projekt weiter zu entwickeln und ein Medikament gegen Fibrose auf den Markt zu bringen.
Das Herz überfordert sich bei einer Herzfibrose immer mehr
Herzfibrose ist ein Kennzeichen der Herzinsuffizienz. Dabei versucht das durch einen Herzinfarkt oder Bluthochdruck geschwächte Herz, seine verminderte Pumpleistung auszugleichen, indem es sein eigenes Volumen vergrößert: Das Herz wächst immer stärker und überfordert sich immer mehr. Hierbei findet sehr häufig eine Vermehrung von Bindegewebszellen (Fibroblasten) im Herzmuskel statt, die das Herz zunehmend „versteifen“ lassen.
Noch fehlen spezielle Therapien gegen Herzfibrose
Spezifische Behandlungen gegen diese Herzfibrose fehlen. Für eine mögliche Therapie setzen Professor Thum und sein Team auf sogenannte long non-coding RNAs (lncRNA). Das sind Bausteine unseres Erbgutes, die nicht für die Herstellung von Proteinen zuständig sind, sondern bestimmte Vorgänge in den Zellen steuern. „Im LONGHEART-Projekt haben wir mit lncRNA-Meg3 ein neuartiges, innovatives Zielmolekül entdeckt, das Fibrose bei Herzinsuffizienz steuert“, erklärt Professor Thum. Dies haben die Wissenschaftler bereits in Mäusen untersucht und ein sogenanntes Antisense-Oligonukleotid hergestellt, das die Fibrose steuernde RNA hemmt.
Erste Erfolge im Tierversuch
Das Ergebnis: Durch Stilllegung der Meg3-Struktur verringert sich die Fibroseneigung. Gleichzeitig verbessert sich die diastolische Leistung des Herzens – also das Erschlaffen des Muskels. Diese Fähigkeit des Herzens ist bei fast der Hälfte aller Herzschwäche-Patienten stark eingeschränkt. Weil die Meg3-Struktur in den Herzbindegewebszellen (Fibroblasten) von Maus und Mensch sehr ähnlich sind, lassen sich die Beobachtungen sehr wahrscheinlich auch auf humane Modelle übertragen.
Ergebnisse auf menschliches Gewebe übertragbar?
Im Rahmen von MEGFIB will das Forschungsteam nun die Wirksamkeit des Meg3-Hemmers auf menschliche Zellen und Gewebe übertragen. Dafür werden Zellkultursysteme aus humanen Herzfibroblasten angelegt. Außerdem sollen Strategien entwickelt werden, wie die Meg3-Hemmer als Fibrose-Medikament produziert und vermarktet werden können. Koordinationspartner des IMTTS ist Cardior Pharmaceuticals, das als biopharmazeutisches Unternehmen aus der MHH ausgegründet wurde und auf die Entwicklung von Therapeutika auf Basis nicht-kodierender RNA zur Behandlung von Herzinsuffizienz spezialisiert ist.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Professor Dr. Dr. Thomas Thum, thum.thomas@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-9174
Weitere Informationen:
https://www.mhh.de/institute-zentren-forschungseinrichtungen/institut-fuer-molekulare-und-translationale-therapiestrategien-imtts