Nürnberg, Donnerstag, 7. Oktober 2010 – „Die Fortschritte der modernen Herz-Medizin haben das Risiko zahlreicher Eingriffe deutlich gesenkt und damit die Versorgung vieler Patienten ermöglicht, die für herkömmliche Operationen zu alt oder zu schwach wären“, bilanziert Prof. Dr. Udo Sechtem (Tagungspräsident und Chefarzt der Abteilung für Kardiologie am Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart) auf der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. In Nürnberg werden zwischen Mittwoch und Samstag rund 2.000 Herz-Mediziner zusammenkommen.
Metallring per Katheter erspart Operation am offenen Herzen
Wenn die Mitralklappe, welche die Vorkammer mit der Hauptkammer des linken Herzens wie eine Doppelschwingtür verbindet, undicht ist, kann sie ihre Ventilfunktion nicht mehr vollständig erfüllen. Das führt zu Atemnot, leichter Erschöpfbarkeit und Herzrhythmusstörungen. „Ein neues Verfahren vermeidet die Operation am offenen Herzen, indem lediglich ein Katheter in den Vorhof eingeführt wird und die beiden Klappenflügel durch einen Metallring miteinander verbunden werden, was ihre Durchlässigkeit reduziert“, berichtet Prof. Sechtem. „Diese Methode ist zwar keine perfekte Reparatur, aber für Patienten, die für eine Operation am offenen Herzen zu schwach sind, eine bedeutende Verbesserung.“
Minimalinvasiver Ersatz der Aortenklappe ohne Durchtrennung des Brustbeins
„Auch der minimalinvasive Ersatz der Aortenklappe ist deutlich weniger belastend als die herkömmliche Operationstechnik und daher ein Ausweg für sehr alte Patienten, für die letztere ein zu hohes Risiko bedeutete“, so Prof. Sechtem. Das Brustbein muss nicht mehr durchtrennt werden: Durch eine kleine Öffnung zwischen den Rippen wird der Katheter in die Herzspitze eingebracht und zur undichten oder verstopften Aortenklappe geführt. Diese wird nicht entfernt, sondern soweit aufgedehnt, dass eine neue, künstliche Klappe in sie hineingepresst werden kann. Alternativ kann die Klappe ohne Brustkorb-Eröffnung sogar von der Leiste über die Hauptschlagader implantiert werden.
Prof. Sechtem: „Die erste große Studie darüber zeigt, dass die Sterblichkeit der auf diese Weise operierten über 80-jährigen Patienten gegenüber jenen, die aufgrund ihres Gesamtzustandes keine Operation erhalten konnten, im Jahr nach der Operation statt bei 50 Prozent nur bei 30 Prozent lag. Ein klarer Überlebensvorteil also.“
Komplexe Mehrgefäßerkrankungen minimalinvasiv reparieren
Auch komplexe Mehrgefäßerkrankungen können minimalinvasiv repariert werden. Durch Katheter eingeführte Stents ersetzen dabei die Implantation eines multiplen Bypass. Die Ergebnisse der eben erschienene SYNTAX-Studie, welche die Komplikationsraten der Stent-Technik mit jener der Bypass-Operation vergleicht: „Insgesamt schneidet die Bypass-OP zwar etwas besser ab als Stents. Der Unterschied ist aber so gering, dass die Stent-Technik für die Patienten, die eine ausgeprägte Furcht vor der Bypass-Operation haben, nach ausführlicher Information als vertretbar sichere Alternative angeboten werden kann“, so Prof. Sechtem.
Kontakt:
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Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit heute rund 7500 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.
(idw, 10/2010)