Neben den Ärzten der konventionellen Medizinlehre ist in Deutschland noch eine weitere Berufsgruppe für Heilberufe zugelassen: die Heilpraktiker. Bis zur Zulassung kann es, je nach Vorwissen, ein langer und intensiver Lernprozess sein, doch die Mühen lohnen sich: Heilpraktiker sind in Deutschland so beliebt wie nie. Immer größere Teile der Bevölkerung setzen auf natürliche Heilungsansätze statt auf die klassische Medizin.
Selbstheilung statt Fremdheilung
Der grundlegende Ansatz der alternativen Heilkunde besteht darin, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. In vielen Fällen ist dieser Ansatz auch mehr als berechtigt. Wer beispielsweise über Spannungskopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Reizbarkeit klagt, kann tatsächlich auf einem unverarbeiteten Konflikt herumkauen. Hier kann eine Hypnosetherapie wesentlich schneller wirken und mehr erreichen als die Vergabe von Schmerz- und Schlafmitteln. Homöopathie, Bachblüten- oder Phytoheilkunde zielen in eine ähnliche Richtung, wenn auch mit anderen Methoden. Die alternativen Heilmethoden überzeugen vor allem durch ihre Verträglichkeit und verursachen so gut wie keine Nebenwirkungen.
Qualifikationen
Um den Beruf des Heilpraktikers angehen zu dürfen muss für die Prüfung beim Gesundheitsamt (zur Erteilung der Therapieerlaubnis) ein Mindestalter von 25 Jahren erreicht sein, ein ärztliches Eignungsattest vorgewiesen werden und ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis vorliegen.
Anspruchsvolle Ausbildung
Es gibt kein staatliches Institut, welches die Ausbildung zum Heilpraktiker anbietet. Interessierten stehen für diesen Bildungsweg die privaten Schulen und Ausbildungsstätten offen. Die Ausbildung selbst dauert 24 bis 48 Monate und schließt mit einer umfangreichen Prüfung ab.
Die Lehrinhalte sind anspruchsvoll. Neben einer umfassenden Schulung in Anatomie, Stoffwechselkunde, Krankheitsbildern und medizinischem Grundwissen wird auch Praxisorganisation, Buchführung und vieles andere vermittelt. Danach findet eine Schulung zu den konkreten alternativen Heilmethoden statt.
Breites Angebot mit Raum für Spezialisierung
Heilpraktiker sind in der Regel Spezialisten. Sie verfolgen zwar einen ganzheitlichen Ansatz, indem Sie stets den Patienten in seiner Gänze betrachten. Zum Einsatz kommen bei Heilpraktikern aber die Fertigkeiten, für die sich der Heilkundler entschieden hat. Die Ausbildung bietet deshalb Spezialisierungen in folgenden Fachrichtungen an:
- Homöopathie
- Aromatherapie
- Akupunktur/Akupressur
- Hypnose
- Phytologie
- Schüßlersalze
- Bachblüten
- Natur- und Pflanzenheilkunde und vieles mehr.
Die Homöopathie ist der Klassiker unter den alternativen Heilberufen. Bei diesem Ansatz wird dem Patienten eine stark verdünnte Dosis einer Substanz verabreicht, die in voller Dosis genau die Beschwerden auslösen würde, unter welcher er leidet. Die Idee dahinter ist, dass der Körper praktisch auf das Leiden hin immunisiert wird und seine Selbstheilungskräfte aktiviert.
Aber auch weitere Heilmethoden wie Aroma-, Bachblüten- oder Phytotherapie sind möglich und verfolgen ebenso wie die Homöopathie einen naturheilkundlichen Ansatz.
Akupunktur und Akupressur verwenden Nervenreize, um bestimmte Reaktionen und Funktionen des Körpers zu regulieren. Das müssen nicht nur Muskelverspannungen sein. Auch Hungergefühle, Depressionen, Schlaflosigkeit und vieles mehr lässt sich auf diesem Weg behandeln.
Die Hypnose ist ein erstaunlich effektiver Ansatz, um seelische Konflikte zu lösen. Sie ist eine der am schnellsten wirkenden Therapieformen für die Psyche. Die Hypnotherapie wurde deshalb schon bei vielen Krankenkassen in die Regelleistung aufgenommen.
Die hier aufgeführten Therapieansätze sind nur eine kleine Auswahl. Tatsächlich wächst der Markt für alternative Heilmethoden ständig weiter. Häufig sind die Heilpraktiker Spezialisten in mehreren dieser Fachrichtungen.
Harte Abschlussprüfung
Die Prüfungsordnung für Heilpraktiker wurde kürzlich erst novelliert. In der Prüfung beim Gesundheitsamt wird nicht nur das reine Fachwissen abgefragt. Der Prüfling muss auch den Nachweis erbringen, dass er das erlernte Wissen anwenden kann. Dazu wird eine Situation simuliert, die von ihm einen gezielten und fundierten Heilansatz abfordert. Diese praxisnahe Prüfung soll sicherstellen, dass sich der Prüfling tatsächlich fachlich mit seiner Ausbildung und seinem Berufswunsch auseinandergesetzt hat.
Verdienst als Heilpraktiker
Heilpraktiker arbeiten in der Regel selbstständig. Das bedeutet, dass sie ihr Gehalt weitestgehend selbst festlegen können. Als Neuling kann man sich auf ein Einkommen von ca. 3000 – 4000 Euro einstellen. Nach oben sind praktisch keine Grenzen gesetzt. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass bei ca. 7000 Euro ein Level erreicht wird, welches nur die wenigsten Heilpraktiker überschreiten können.