Hallesche Medizinsoziologen untersuchen Einfluss von Schule und Lebensläufen auf Gesundhei

Die Gesundheit und das Gesundheitsverhalten eines jeden einzelnen Menschen werden durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst: Neben biologischen Aspekten spielen gerade soziale Merkmale des Individuums eine Rolle, wie beispielsweise die gesellschaftliche Herkunft oder unterschiedliche Lebensbedingungen. Sozial benachteiligte Menschen haben statistisch gesehen erhöhte Krankheitsrisiken. Das Institut für Medizinische Soziologie der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wird im Rahmen zweier Studien den Einfluss von Lebensläufen und Schulbedingungen auf die Gesundheit und das Gesundheitsverhalten untersuchen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die beiden Vorhaben, die im Januar 2015 starten, mit zusammen mehr als 400.000 Euro. „Wir werden dabei in den kommenden drei Jahren mit Hilfe der beiden großen deutschen Panelstudien jene Faktoren analysieren, die unsere Gesundheit maßgeblich beeinflussen“, erklärt Professor Dr. Matthias Richter, Direktor des Instituts für Medizinische Soziologie.

Für junge Menschen stellt die Schule neben der Familie einen wichtigen Einflussfaktor auf die Gesundheit der Heranwachsenden dar. Die halleschen Wissenschaftler beschäftigen sich im Rahmen des Projektes, das über das DFG-Schwerpunktprogramm „Education as a Lifelong Process“ (SPP 1646) unter anderem mit der Frage, wie sich die Schulumwelt auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Schüler/innen in Deutschland auswirkt. Von besonderem Interesse ist die Untersuchung der schulischen Lebensumwelt (u.a. die besuchte Schulform oder die soziale Mischung in Schulklassen) für die Gesundheit der Heranwachsenden. „Wir möchten klären, ob beispielsweise eine schlechte Schulqualität einen negativen Einfluss auf die Gesundheit hat.“ Dazu werden vorliegende und bisher hinsichtlich der gesundheitlichen Lage wenig genutzte Daten des Nationalen Bildungspanels (National Educational Panel Study, NEPS) ausgewertet. Dabei stehen Informationen von 4000 Schüler/innen der 5. Klasse und von 12.000 Schüler/innen der 9. Klasse aus Sekundarschulen zur Verfügung.

Einflüsse aus frühen Lebensphasen eines Menschen gelten zunehmend als ein Schlüssel für die Erklärung sozialer Ungleichheiten in der Gesundheit. Insbesondere Kinder aus sozial benachteiligten Haushalten, aus Migrantenfamilien, von Alleinerziehenden und Arbeitslosen haben ein höheres Erkrankungsrisiko. Welche genauen Ursachen dahinterstecken, wurde bislang nur wenig untersucht. Nun wollen die halleschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Längsschnittdaten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) auswerten. Dabei wird das Team um Professor Richter die Einflüsse aus der Kindheit und Jugend in Verbindung mit dem aktuellen Gesundheitszustand im mittleren Lebensalter bringen. Die Informationen zur Gesundheit und Einflüssen des Lebenslaufs stammen aus jährlichen Befragungen von etwa 2000 Personen. „Wir untersuchen, ob sich Lebensläufe und bestimmte, kritische Ereignisse und Lebensphasen – etwa im Kindes- und Jugendalter – auf die spätere Gesundheit und das Gesundheitsverhalten von Menschen auswirken.“

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