Potenzmittel, wie Viagra, Cialis und Levitra, sind in Deutschland sehr beliebt und die erste Wahl bei der Bekämpfung von Erektiler Dysfunktion. Eine kürzlich im Journal of Urology veröffentlichte Studie beschäftigt sich mit der Frage, ob der Hauptwirkstoff der Potenzmittel, ein sogenannter PDE-5-Hemmer (Phosphodiesterase-Typ-5-Inhibitoren) Auswirkungen auf die Rückfallrate von Krebs hat.
Grund für die Studie der Wissenschaftler um Uwe Michl ist die medizinische Ansicht, dass die Überlebenszeit nach Prostatakrebs mit Einnahme von PDE-5-Hemmern positiv beeinflusst werden kann. Diese Annahme bestätigte sich bereits in experimentellen Therapien, wurde aber noch nie klinisch untersucht und gilt damit als unerwiesen. Die Annahme geht davon aus, dass PDE-5-Hemmer eine antineoplastische Wirkung aufweisen und somit das Risiko eines Rückfalles senken können.
Vorläufiges Ergebnis negativ
Die veröffentlichte Studie ist nur eine vorläufige Teilstudie mit einem Patientenkollektiv und einer Vergleichsgruppe. Dabei konnte das Ergebnis die experimentelle Annahme nicht bestätigen und hinterfragt diese sogar. Die Studie untersuchte und verglich die 5-Jahres-Überlebensrate von Prostatakrebs von behandelten Patienten mit und ohne Verabreichung von PDE-5-Hemmern und kam zu dem Schluss, dass die Rückfallrate bei Patienten, die mit PDE-5-Hemmern behandelt wurde, relativ höher ist als die der Kontrollgruppe.
Vermutete Antineoplastische Wirkung nicht bestätigt
Die Ergebnisse der Studie konnten die antineoplastische Wirkung der PDE-5-Hemmer nicht bestätigen und zeigen auch keine anderen positiven Befunde durch den Wirkstoff. Damit steht die Studie in Teilen im Gegensatz zu einer Studie von Chavez et. Al., deren Daten besagen, dass sich das Rückfallrisiko bei Behandlung mit PDE-5-Hemmern verringert. Chavez’s belegt zwar auch keinen antineoplastischen Effekt, vertritt jedoch die Meinung, dass PDE-5-Hemmer eine mehr oder weniger positive technische Wirkung auf die Patienten haben. Diese trete auf, da eine häufigere Ejakulation einen projektiven Effekt hervorrufe und dieser vor einem Rückfall schütze.
Weitere Studien notwendig
Die Ergebnisse der Studie sind nur vorläufig und müssen mir weiteren Studien vervollständigt werden. Es ist durchaus denkbar, dass beeinflussende Faktoren nicht berücksichtigt werden konnten und damit die Ergebnisse verfälschen. Besonders erstaunlich ist der konstante Gegensatz zur von Experimenten und Tierversuchen getragenen These der positiven Wirkung von PDE-5-Hemmern durch die Studie. Eine höhere Sicherheit wird wohl erst eine groß angelegte klinische Studie geben, der eine Variablenfindung vorrausgeht um Zufälle und unbekannte Faktoren auszuschließen.
Zur Methodik
In der Studie wurde ein Patientenkollektiv von 4752 Patienten untersucht, die alle mit einer nervenerhaltenden radikalen Prostatavasektomie zur Bekämpfung eines Prostatatumors behandelt wurden. Dabei konnte die Zielgruppe nicht in gleich große Teile aufgegliedert werden und es wurden lediglich 23,4% der Patienten mit PDE-5-Hemmern behandelt. Dabei wurden die Präparate Sildenafil, Vardenafil und Tadalafil verwendet. Die übrigen 76,6% wurden nicht mit PDE-5-Hemmern behandelt und gelten als Kontrollgruppe. Die Studie wurde im Zeitraum 2000 bis 2010 durchgeführt. Für die Berechnung des Risikos wurden mehrere statistische Modelle verwendet: Chi-Quadrat-Test, zur Hypothesen-Bestimmung, Regressionsmodelle (u.a. Cox-Regression), Kaplan Maier und Rankt-Test zur statistischen Analyse. Die Studie ist repräsentativ als Teilstudie.
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