Depressionen

Depressionen, Burnout und Trauer begleiten immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft. Sie fühlen sich alleine und unverstanden mit ihren Sorgen und Ängsten. Schuld sind oftmals der immer größer werdende soziale Druck, die stetig ansteigenden Anforderungen im Job, Stress, Burnout und Stimmungstiefs, Mobbing unter Kollegen, Kontrollfunktionen in der Arbeitswelt sowie die ständige Suche nach dem perfekten Lebenspartner.

Depressionen – 10 Fragen und 10 kurze Antworten

1. Was versteht man unter einer Depression?
Depressionen gehören zum Formenkreis der so genannten affektiven Störungen, die hauptsächlich durch eine krankhafte Veränderung der Stimmung ( Affektivität ) charakterisiert werden. Sie können ein vielgestaltiges Bild zeigen: gedrückte Stimmung, Hemmmung von Denken und Antrieb und körperliche Symptome stehen meist im Vordergrund. Traditionell werden Depressionen nach ursächlichen Gesichtspunkten in drei Gruppen unterteilt:
– Psychogene (reaktive) Depression
– Endogene (anlagebedingte) Depression
– Somatogene (organisch-körperlich bedingte) Depression

Heute weiß man jedoch, dass bei fast allen Depressionsformen alle drei Gruppen in unterschiedlicher Gewichtung eine Rolle spielen, man spricht von multifaktorieller Entstehung.

2. Stellen Depressionen eine häufige Erkrankung dar?
Depressionen gehören heute zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Exakte Zahlen sind jedoch in verschiedenen Ländern und Kulturkreisen unterschiedlich. Etwa 5-10% der deutschen Bevölkerung (ca. 4 Millionen Menschen) leiden an behandlungsbedürftigen Depressionen. Zwischen 8 und 20% der Gesamtbevölkerung erkranken im Laufe ihres Lebens an einer Depression.Beachtenswert ist, dass die Hälfte aller Depressiven nie einen Arzt zu Gesicht bekommen wird und von der anderen Hälfte wiederum die Hälfte vom Hausarzt nicht als Depression erkannt und behandelt wird. Frauen erkranken doppelt so häufig an einer Depression wie Männer. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt zwischen 30 und 45 Jahren.Bei über 65-jährigen steht die so genannte Altersdepression mit einer Auftrittswahrscheinlichkeit von etwa 10% im Vordergrund.
Zur weiteren Information: Häufigkeit von Depressionen

3. Wie entsteht eine Depression?
Es gibt viele Theorien zur Entstehung einer Depression, viele Körperfunktionen beeinflussen sie, im Vordergrund stehen jedoch zwei ursächliche Faktoren:

Genetik: Das Erkrankungsrisiko der Kinder beträgt bei einem kranken Elternteil ca. 10%, sind beide Elternteile erkrankt, steigt es auf 50%.
Neurobiologie: Seit über 20 Jahren existieren Hypothesen, wonach depressive Erkrankungen mit einer Verminderung der Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin zusammenhängen sollen (= Amindefizit-Hypothese ).
Neurotransmitter sind Stoffe, die Impulse von einer Nervenendigung auf die nächste übertragen; vor allem das Serotonin ist im Volksmund als „Glückshormon“ bekannt. Fehlt es, kommt es fast automatisch zu einer depressiven Stimmung. In der Erhöhung der Neurotransmitter-Konzentration liegt auch der therapeutische Ansatz vieler Antidepressiva.

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4. Können äußere Bedingungen Depression auslösen?
Zwar tritt die Mehrzahl der Fälle depressiver Phasen ohne ersichtlichen äußeren Anlass auf, jedoch gibt es auch äußere, nicht immer nachweisbare Auslösefaktoren:

Psychische und psychosoziale Auslöser:

  • über einen längeren Zeitraum anhaltende Anspannung,
  • Wohnungswechsel
  • Verlust einer wichtigen Bezugsperson
  • familiär-häusliche Störungen oder Veränderungen,
  • Arbeitsplatzwechsel oder Arbeitsplatzverlust
  • Zurückstufung oder Beförderung an der Arbeitsstelle
  • plötzliche Entlastung nach lang andauerndem Stress

Körperliche Auslöser:

  • Erkrankungen
  • Kur- und Erholungsaufenthalte, Urlaubsreisen mit Klimawechsel
  • Abmagerungskuren
  • Wochenbett

5. Wie äußert sich eine Depression?
Bei Depressiven können immer wieder folgende psychische Symptome, entweder einzeln oder in Kombination, beobachtet werden:

Depressive Verstimmung
Der Gesichtsausdruck der Patienten ist ernst, jede freudige Erregung der Mimik ist verloren. Der Blick ist ängstlich, zeigt keine Anteilnahme am Geschehen. Es handelt sich dabei jedoch nicht um Trauer: die Patienten betonen sogar, sie hätten verlernt traurig zu sein, seien auch nicht mehr im Stande zu weinen. Im Vordergrund steht das Gefühl der Gefühllosigkeit: Die Kranken fühlen sich „wie ausgebrannt, wie tot, nur noch körperlich am Leben. „Häufig sieht der Patient aufgrund der Ausweglosigkeit seiner Situation den Selbstmord als einzige Möglichkeit.

Denkhemmung
Dieses Symptom muss nicht immer vorhanden sein. Das Denken ist verlangsamt, einfallsarm und bleibt auf einige wenige Themen eingeengt. Angehörige haben oft den Eindruck, dass der Kranke den Wunsch verspürt etwas zu erzählen, dies aber trotz aller Anstrengung nicht kann. Außerdem liegt eine verminderte Konzentrations-, Aufnahme- und Merkfähigkeit vor.

b]Antriebsstörung [/b]
Diese kann sich in einem gehemmten oder gesteigerten Antrieb äußern. Bei der Antriebshemmung erkennt man eine Verlangsamung der Bewegungsabläufe, eine Minderung der Entschluss- und Handlungsfähigkeit, die fast immer mit einer inneren Unruhe einhergeht. Bei der Antriebssteigerung steht eine erhebliche innere und äußere Unruhe im Vordergrund, es kommt zu hektischen, ziellosen Bewegungen oder zu Klagen und Schreien.

Leibliche Missempfindungen
Die Patienten äußern Druck-, Schwere-, und Schmerzempfindungen in Herz-, Brust-, Magen- und Kopfregion. Relativ häufig beobachtet man eine verringerte Speichelsekretion.

Depressive Wahneinfälle
Häufig sind die Patienten davon überzeugt, sich verschuldet oder versündigt zu haben. Auch die Angehörigen können die Kranken nicht vom Gegenteilüberzeugen.

Zwangssymptome
Man spricht vom Gedankenkreisen, die Patientenbeschäftigen sich den ganzen Tag mit einem bestimmten Gedanken und lassen sich von niemandem davon abbringen.
Zur weiteren Information: Informationen von Dr. Gumpert

6. Gibt es auch körperliche Symptome?
Neben der oben beschriebenen psychischen Symptomatik liegen auch viele körperliche Symptome vor:

  • Schlafstörungen
  • Appetitstörungen
  • Verstopfung
  • Gewichtsabnahme (seltener -Zunahme)
  • Potenzverlust
  • Ausbleiben der Monatsblutung
  • Störungen der Tränen-, Speichel- und Schweißdrüsensekretion
  • Herzrhythmusstörungen
  • Muskeltonusabnahme

7. Was ist die so genannte larvierte Depression?
Es ist eine Form der Depression, bei der körperliche Symptome und leibliche Missempfindungen im Vordergrund stehen. Die depressive Verstimmung ist dann meist nur als Hintergrundsymptom fassbar, also nicht ohne weiteres erkennbar. So ist es notwendig, durch gezielte Fragen das depressive Syndrom zu erfassen und einer geeigneten Therapie zuzuführen.

Symptome:

  • allgemeines Abgeschlagensein
  • andauernde Müdigkeit
  • Einschlafstörungen
  • Verstopfung, selten Durchfälle
  • Druckgefühl im Brust-, Kopf-, und Bauchraum
  • Kloß im Hals

Zur weiteren Information: Informationen zu Depressionen und Neuro

8. Wie kann man eine Depression therapieren?
Wichtigstes Behandlungsziel bei depressiv Kranken ist die Beseitigung der depressiven Symptome. Bei der anlagebedingten Depression steht eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva im Vordergrund, eine begleitende Psychotherapie kann hilfreich sein. Bei der reaktiven Depression ist die umgekehrte Vorgehensweise der richtige Weg. Eine stationäre Therapie ist in schweren Fällen immer empfehlenswert, da durch sie eine intensive Therapie gewährleistet und die Suizidgefahr weit möglichst gebannt ist. Leichte und mittelschwere Formen können bei ausreichender Versorgung durch Angehörige auch ambulant versorgt werden. Zu beachten ist, dass Antidepressiva meist erst nach 1-4 Wochen ihre Wirkung zeigen. Auch nach Abklingen der depressiven Symptomatik empfiehlt sich die Einnahme der Medikamente für weitere 6-12 Monate, da während dieser Zeit eine hohe Rückfallrate besteht.
Zur weitern Information  Informationsportal Dr. Gumpert

9. Was können Angehörige tun?
Depression wirklich einfühlend zu verstehen, ist etwas, was dem Nichtdepressiven nur schwer möglich ist. Deshalb fühlen sich Angehörige der Situation oftmals hilflos ausgeliefert. Wichtig ist dem Kranken zu zeigen, dass man für ihn da ist und bleibt, ohne ihm sein Leid abnehmen zu wollen. Außerdem können Angehörige die ärztliche Therapie unterstützen, indem sie für die regelmäßige Einnahme der Medikamente sorgen und auf Nebenwirkungen achten. Wichtig ist stets auch eine angemessene Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme und ein strukturierter Tagesablauf, wie zum Beispiel aus dem Bett aufstehen, Spaziergänge machen oder die Übernahme kleiner Aufgaben.

10. Wer bietet Hilfe?

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