Vorhofflimmern

Herzrhythmusstörungen: fast jeder kennt sie und nicht wenige Menschen beunruhigen sie. Jedoch: nicht alle sind wirklich gefährlich. 10 Fragen und Antworten zur häufigsten behandlungsbedürftigen Herzrhythmusstörung, dem Vorhofflimmern. Viele Menschen haben es nicht dauerhaft, sondern nur kurze Episoden. Man spricht hier von paroxysmalem Vorhofflimmern. Bei anderen hört es nicht von selbst wieder auf, dann wird es als persistierendes Vorhofflimmern bezeichnet. Schaffen es selbst die üblichen Therapien nicht, den normalen Rhythmus wiederherzustellen, so spricht man von persistierendem Vorhofflimmern.

Herzrythmusstörungen – 10 Fragen und 10 kurze Antworten

1. Wie sieht mein Herz aus und warum schlägt es?
Das Herz eines gesunden Menschen besteht aus 4 Abschnitten, den beiden Vorhöfen und den beiden Herzkammern und kann vereinfacht als Pumpe bezeichnet werden. Die Ventile des Herzens sind seine Herzklappen. Die rechte Kammer und ihr Vorhof leiten das Blut aus dem Körper in die Lunge, wo es mit Sauerstoff angereichert wird; über den linken Vorhof und die linke Kammer gelangt das Blut dann in den Körper, wo es die Organe erreicht. Damit das Herz das Blut weiterbefördern kann, braucht es Signale, die es dazu anregen, sich zusammenzuziehen. Chefsignalgeber des Herzens ist der sogenannte Sinusknoten, der im rechten Vorhof sitzt. Fällt er aus, treten seine Stellvertreter ein, die ihre Aufgabe aber nicht so gut wie ihr Vorgesetzer beherrschen.
Doccheck/Flexicon: Reizleitungssystem

2. Was ist Vorhofflimmern?
Beim Vorhofflimmern „zittern“ die Vorhöfe. Dies hängt damit zusammen, dass bei dieser Erkrankung von unterschiedlichen Punkten der Herzvorkammer aus Impulse ausgehen (also nicht geordnet vom Sinusknoten), die durch ihre insgesamt hohe Frequenz (350 – 600/min) eine geordnete Kontraktion der Vorhöfe im Wege stehen. Wäre nicht eine automatische Kontrollstation im Herzen eingebaut – der AV-Knoten – so würden die Herzen von Vorhofflimmerpatienten mit der genannten Frequenz schlagen. Dies wäre natürlich nicht mit dem Leben vereinbar, weil bei einer so schnellen Schlagfrequenz fast überhaupt kein Blut mehr das Herz verlassen würde. Der AV-Knoten schafft es also, die Erregungen so abzubremsen, dass die Frequenzen von mehr als 350 auf ein langsameres Niveau gesenkt wird. Kommen keine Medikamente zum Einsatz, so schlagen die Herzen dieser Patienten mit etwa 100-150/min. Dies ist natürlich immer noch ungewohnt und unangenehm, insbesondere, da das Herz hierbei nicht rhythmisch pocht.
Stiftung Warentest: Herzrhythmusstörungen.

3. Wie entsteht Vorhofflimmern?
Häufigste Ursache von Vorhofflimmern sind andere Erkrankungen des Herzens. Im jüngeren Lebensalter ist hier vornehmlich ein Defekt der Herzklappe zwischen linkem Vorhof und linker Herzkammer zu nennen (Mitralklappe); im höheren Lebensalter steht die koronare Herzerkrankung im Vordergrund. In 15 % der Fälle findet sich keine strukturelle Herzerkrankung, die Patienten sind also bis auf die Rhythmusstörung vom Herzen her gesund. Man unterscheidet je nach Dauer der Rhythmusstörung unterschiedliche Typen von Vorhofflimmern. Viele Menschen haben es nicht dauerhaft, sondern nur kurze Episoden. Man spricht hier von paroxysmalem Vorhofflimmern. Bei anderen hört es nicht von selbst wieder auf, dann wird es als persistierendes Vorhofflimmern bezeichnet. Schaffen es selbst die üblichen Therapien nicht, den normalen Rhythmus wiederherzustellen, so spricht man von persistierendem Vorhofflimmern.

4. Ist Vorhofflimmern gefährlich?
In den meisten Fällen – ein gesundes Herz vorausgesetzt – nein. Oft sind die Patienten jedoch sehr beunruhigt wegen des unregelmäßigen Pulsschlages. Bestehen bereits andere Herzerkrankungen, kann die Herzrhythmusstörung dem Herzen jedoch „den Rest geben“ und beispielsweise Symptome einer bestehenden Herzschwäche ans Licht bringen. Schwierigkeiten beim Atmen oder plötzlich dicker werdende Unterschenkel können dafür Hinweise sein. Die Wahrnehmung dieser Herzryhthmusstörung ist jedoch insgesamt sehr verschieden. Manche Menschen bemerken sie überhaupt nicht. In einem solchen Fall wird natürlich auch kein Arzt aufgesucht. Haben wir es mit Vorhofflimmern zu zun, das längere Zeit bestehen bleibt, dann besteht die Gefahr, dass sich in den Herzvorkammern Gerinnsel bilden. Dies hat damit zu tun, dass diese sich überhaupt nicht mehr sinnvoll zusammenziehen. Diese Gerinnsel können dann mit dem Blut an andere Stellen mitgerissen werden. Die Mediziner sprechen dann von einer Embolie. Im ungünstigsten Fall kann diese z.B. in einem Schlaganfall bestehen.
Mdr.de: Thrombose und Embolie

5. Behandlung: wann sollte man den normalen Herzschlag wiederherstellen?
Die vielen Studien, die bislang zu diesem Theman durchgeführt wurden, haben nicht eindeutig belegen können, dass eine Wiederherstellung des normalen Herzschlages einer konservativen Behandlung des Vorhofflimmerns überlegen ist. Demzufolge ist ein wesentlicher Gesichtspunkt in der Entscheidung einer Behandlung oder nicht der Patient mit seinen Beschwerden. Liegt beispielsweise bereits eine Herzerkrankung vor (insbesondere Herzschwäche) und wird das Herz durch das hinzutretende Vorhofflimmern überbelastet, so dass es seine Funktion nicht mehr richtig wahrnehmen kann, so kann es erforderlich werden, den Herzrhythmus schnell wieder zu normalisieren. Das gleiche gilt für den Fall, dass der Patient unter der Rhythmusstörung stark leidet. So eine Normalisierung kann mittels Elektroschock, oder bei Herzgesunden auch mit bestimmten Medikamenten erfolgen.
Focus Online: Antiarrhythmika

6. Was versteht man unter Defibrillation?
Die Methode der Wahl bei einem Patienten, bei dem es auf eine schnelle Wiederherstellung des Herzrhythmus ankommt, ist die Elektroschockbehandlung oder Defibrillation. Hierbei wird durch einen kurzen Stromstoß, der durch das Herz gejagt wird, kurfristig die gesamte elektrische Aktivität des Herzens lahmgelegt. Da der Sinusknoten (also der „Chef“ des Herzrhythmus) sich sehr schnell wieder erholt (im Vergleich zu allen anderen Signalgebern), setzt statt des Vorhofflimmerns wieder ein normaler Herzschlag ein. Der Patient merkt von dem Stromstoß nichts; die Prozedur erfolgt unter einer kurzen Narkose. Voraussetzung für die Prozedur ist, dass sich im Herzen keine Gerinnsel gebildet haben, da sonst das Risiko eines Schlaganfalles besteht. Deshalb muss entweder durch eine Zusatzuntersuchung (Ultraschalluntersuchung des Herzens von der Speiseröhre aus) belegt werden, dass keine Gerinnsel bestehen oder der Patient muss über einen Zeitraum von ca. 4 Wochen blutgerinnungsfördernde Mittel einnehmen.
Medtronic Deutschland: Defibrillation (Video)

7. Behandlung: wann kommt man nur mit Tabletten aus?
Entscheidet man sich dafür, das Vorhofflimmern nicht wieder in einen normalen Herzrhythmus zu überführen, müssen zwei Dinge beachtet werden: das Blut muss verdünnt werden (sog. Antikoagulation) und es muss darauf geachtet werden, dass das Herz insgesamt nicht zu schnell schlägt. Wie wir oben gelesen haben, kann die Herzfrequenz ja ungebremst 150 und mehr betragen. Dies sollte natürlich in Ruhe nicht vorkommen und hat auch schädliche Konsequenzen für das Herz – meist entwickelt sich eine Herzschwäche. Die Lösung sind Tabletten, die den AV-Knoten (siehe oben) bremsen; oft kommen hier beispielsweise sog. Beta-Blocker zum Einsatz. Andere Medikamente können notwendig werden, wenn diese allein nicht ausreichen. Als Antikoagulation kommt in den meisten Fällen Marcumar (in Ostdeutschland oft Falithrom) zum Einsatz. Durch Hemmung der Wirkung eines bestimmten Vitamins wird die normale Blutgerinnung herabgesetzt. Bei jüngeren Patienten ohne Herzerkrankung kann in bestimmten Fällen eine Behandlung mit Aspirin ausreichen.

8. Welche Risiken hat die Antikoagulation?
Jede medizinische Behandlung birgt ihre Risiken, so auch eine Therapie mit Falithrom/Marcumar. Deshalb muss die Entscheidung zur Behandlung mit diesen Medikamenten gut gegen das durch die Behandlung entstehende Risiko abgewogen werden. Dieses erklärt sich im Wesentlichen aus der Wirkung selbst: die Blutgerinnung ist herabgesetzt und dauert deshalb wesentlich länger als normal. Bei einem kleinen Schnitt in den Finger oder einer Blutabnahme ist dies noch kein großes Problem, es muss eben etwas länger gedrückt werden. Schwierig kann es allerdings z.B. bei einem Unfall mit inneren Blutungen werden. Zu bedenken ist auch, dass akute Eingriffe fast unmöglich werden (z.B. Notoperationen), da meist eine Normalisierung der Blutgerinnung abgewartet werden muss.
Arbeitsgemeinschaft Selbstkontrolle der Antikoagulation

9. Gibt es Situationen, in denen man einen Herzschrittmacher einsetzen muß?
Nach Überführung von Vorhofflimmern in einen normalen Herzrhythmus besteht ein hohes Risiko, dass es wiederkehrt (bis zu 30% nach einer Woche und 75% nach einem Jahr). Insbesondere deshalb sollte stets eine begleitende medikamentöse Therapie erfolgen. Die Wahl des Medikamentes ist hierbei abhängig von einer zugrundeliegenden Herzerkrankung oder weitgehender Herzgesundheit. In seltenen Fällen kann weder durch Medikamente noch durch wiederholte Kardioversionen eine Beschwerdefreiheit der Patienten erreicht werden. Für diese Fälle kommen spezielle Therapien infrage, die zum Teil noch experimenteller Natur sind. So gibt es bestimmte Herzschrittmacher, von denen man annimmt, dass sie das Vorhofflimmern beenden können. Untersuchungen hierzu laufen jedoch noch. Ein Schrittmacher wird auch erforderlich, wenn der Entschluss zu einer Durchtrennung der elektrischen Leitung zwischen Herzvorhof und -kammer getroffen wird. Damit wird vermieden, dass die schnelle Erregung aus den Herzvorkammern auf die Hauptkammer übertragen wird. Der große Nachteil hierbei ist jedoch, dass letztere von sich aus nur noch sehr langsam schlägt. In diesem Fall muss ein Herzschrittmacher eingesetzt werden, von dem das Herz dann auch abhängig ist.
Herzschrittmacher.info

10. Wo finde ich weitere Informationen?
Ausführliche weitere Informationen, auch in Form von Broschüren, zu vielen Themen der Kardiologie und auch zum Vorhofflimmern finden sich auf den Internetseiten der Deutschen Herzstiftung e.V.
Deutsche Herzsstiftung e.V.

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