Rückenschmerzen – 9 Fragen und 9 kurze Antworten
- Was sind Schmerzen überhaupt?
- Schmerzen – wie entstehen sie?
- Was sind akute Schmerzen?
- Was sind chronische Schmerzen?
- Welche Tipps gibt es zur Schmerzbewältigung?
- Was ist die Scheuermann-Krankheit?
- Was ist die Bechterew-Erkrankung?
- Was genau ist ein Hexenschuss?
- Was ist ein Bandscheibenvorfall?
Was sind Schmerzen überhaupt?
Nach der Definition der International Association for the Study of Pain ist Schmerz "ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potentieller Gewebsschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen beschrieben wird." Schmerz entsteht also, wenn unserem Körper ein Schaden zugefügt wird. Der Schmerz dient als Warnsignal und informiert uns über äußere und innere, physische und psychische Bedrohungen unseres Organismus. Unser Körper wird auf diese Weise vor ungünstigen oder gar gefährlichen Einflüssen geschützt und vor dauerndem Schaden bewahrt. Das Meldesignal Schmerz ist somit für ein normales Leben unentbehrlich und erhöht unsere Lebenschancen.
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Schmerzen – wie entstehen sie?
Neben der gesamten äußeren Hautschicht und großen Teilen der Schleimhäute sind auch zahlreiche Gewebe und Organe im Inneren unseres Körpers schmerzempfindlich. Dabei können Einflüsse von außen wie zum Beispiel Hitze, Kälte, Druck und Verletzungen schmerzauslösend wirken. Zudem können Schmerzen auch durch krankhafte Prozesse im Körper entstehen. Die Schmerzsignale werden vom Ort der Entstehung über Nervenfasern zum Rückenmark und dann zum Gehirn weitergeleitet. Im Gehirn wird der Schmerz dann wahrgenommen, lokalisiert und bewertet. Die Schmerzempfindung ist jedoch individuell: Derselbe Schmerzauslöser wird von verschiedenen Menschen- auch abhängig von der jeweiligen Stimmungslage- unterschiedlich stark beurteilt. Bei guter Laune und durch Ablenkung werden Schmerzen oft als weniger quälend empfunden.
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Was sind akute Schmerzen?
Akute Schmerzen treten immer dann auf, wenn Gewebe, zum Beispiel die Wirbelsäule verletzt wird. Dies kann bei Prellungen, Zerrungen oder auch bei Wirbelbrüchen der Fall sein. Die Schmerzen dauern solange an, wie die Verletzung besteht und sind somit ein Warn- oder Schutzsignal. Im Rahmen der hier angezeigten therapeutischen Maßnahmen müssen zuerst die Ursachen beseitigt werden, zum Beispiel durch Ruhigstellung des betroffenen Körperteils. Nachdem die Verletzung abgeheilt ist, haben auch die Schmerzen ein Ende. Um die akuten Schmerzen zu lindern, können zeitweise schmerzstillende Medikamente eingesetzt werden. Das Ziel der Schmerzmedikation ist hier, bei einem vergleichsweise kurzen Behandlungszeitraum einen relativ raschen Wirkungseintritt zu erzielen.
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Was sind chronische Schmerzen?
Bei chronischen Schmerzen, so genannten Dauerschmerzen, liegt eine andere Situation vor: Durch die über lange Zeit andauernde Schmerzempfindung und Beeinträchtigung des täglichen Lebens haben die chronischen Schmerzen ihre Signal- und Warnfunktion weitgehend verloren und werden zu einem eigenständigen Krankheitsbild, der so genannten Schmerzkrankheit. So können zum Beispiel viele Erkrankungen der Wirbelsäule und der Gelenke zu chronischen Schmerzen führen.
Bei der Therapie der chronischen Schmerzen sind eine verlässliche Wirkung und eine möglichst langer Wirkdauer der eingesetzten Schmerzmittel von Bedeutung. Eine konstante Schmerzlinderung über längere Zeiträume – vor allem über Nacht – muss durch die Auswahl geeigneter langwirkender Medikamente gewährleistet sein. Hierbei ist es wichtig, dass die vom Arzt angegebenen festen Einnahmezeiten genau eingehalten werden und auf diese Weise eine konstante Medikamentenwirkung erzielt wird.
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Welche Tipps gibt es zur Schmerzbewältigung?
Neben der Arzneimitteltherapie gibt es zur Vermeidung, Linderung und Behandlung von Schmerzen weitere hilfreiche alternative Heilmethoden wie beispielsweise Akkupunktur, Bewegungstherapie und Massagen. Auch die Patienten selbst müssen zum Beispiel mit Hilfe von Entspannung und individuellen "Ablenkungsstrategien" aktiv an der Schmerzbewältigung mitarbeiten.
Hierzu einige Tipps:
- Vermeiden Sie Stress und Hektik.
- Versuchen Sie, belastenden Termindruck zu vermeiden.
- Lernen Sie, seelische Belastungen und Sorgen abzubauen.
- Sorgen Sie für ausreichend Schlaf und einen geregelten Lebensrhythmus.
- Gönnen Sie sich regelmäßig eine kurze Auszeit und entspannen Sie sich.
- Erlernen Sie Entspannungsübungen wie zum Beispiel autogenes Training,
- Muskelentspannungstraining oder Yoga, damit Sie sich auch im Alltag bei
- Stresssituationen rasch und bewusst entspannen können.
- Ernähren Sie sich gesund und ausgewogen.
- Verzichten Sie auf Alkohol und Nikotin.
- Bewegen Sie sich an der frischen Luft.
- Wählen Sie eine Sport- beziehungsweise Bewegungsart, die Ihnen Freude bereitet und die Sie regelmäßig betrieben.
- Halten Sie den Kontakt zu Freunden und Bekannten.
- Bleiben Sie aktiv.
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Was ist die Scheuermann-Krankheit?
Eine mögliche Ursache für Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich, vor allem im Jugend- und frühen Erwachsenenalter ist die Scheuermann-Krankheit, im Volksmund als Lehrlingsrücken bezeichnet.
Dabei kommt es zwischen dem achten und dreizehnten Lebensjahr vor allem bei Jungen im mittleren und unteren Bereich der Wirbelsäule zu einer Wachstumsstörung der Wirbel, die vorn langsamer wachsen als hinten. Genetische Veranlagung ist für das Auftreten maßgebend. Äußere Belastungsfaktoren führen in der Wachstumsphase zu einer Verschlimmerung. Typisch für dieses Krankheitsbild ist ein Rundrücken und eine Seitwärtsneigung der Wirbelsäule., man spricht von Kyphoskoliose. Die Veränderungen an der Wirbelsäule sind mit dem sechzehnten oder siebzehnten Lebensjahr abgeschlossen. Eine Verschlimmerung tritt danach nicht ein. Zu einer Abflachung des Rundrückens durch therapeutische Maßnahmen kann es nur im Jugendalter kommen. Betroffene sollten Krankengymnastik zur Stärkung der Rückenmuskulatur betreiben und unter Umständen ein Korsett tragen. Bei schweren Verkrümmungen kommt eine aufrichtende Operation in Frage.
Wird die Muskulatur in einem guten Trainingszustand gehalten, treten mit der Zeit auch keine Schmerzen mehr auf.
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Was ist die Bechterew-Erkrankung?
Eine weitere Ursache für Beschwerden im Rückenbereich ist der so genannte Morbus Bechterew, bei dem es sich um eine Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis handelt, die mit der Zeit über das Stadium einer dauernden Entzündung im Bereich der Kreuzdarmbeinfugen und der Wirbelgelenke zu einer Versteifung der Wirbelsäule führt. Ähnlich wie beim Rheuma spielt erbliche Krankheitsbereitschaft eine entscheidende Rolle. Männer sind häufiger befallen als Frauen. Bei Frauen ist der Verlauf meist günstiger. Das Leiden beginnt zwischen dem zwanzigsten und vierzigsten Lebensjahr. Im Laufe der Zeit kommt es zu einer Verknöcherung der Längsbänder und der Wirbelgelenke. Dadurch, dass nun Bänder und Gelenke die Tragfunktion der Wirbel übernehmen, entsteht eine Osteoporose der Wirbelkörper. Infolgedessen kommt es zu einem Rundrücken im Bereich der Brustwirbelsäule. Auch die großen Gelenke (vornehmlich Hüftgelenke) können befallen sein. Das Leiden beginnt mit uncharakteristischen Kreuzschmerzen, die besonders nachts auftreten (Morgensteife). Es können auch Fersen- und Achillessehnenbeschwerden oder Gelenkbeschwerden im Bereich der Hüfte, des Knies oder des Sprunggelenkes auftreten. Begleitend kann es zu einer Entzündung der Regenbogenhaut am Auge oder der Harnröhre kommen. Es kommt zu einer Bewegungseinschränkung der Wirbelsäule und mit der Zeit zu einer Verringerung der Atembreite. Durch Schmerzmittel werden im Schub die Entzündungszeichen und Schmerzen behandelt. Außerdem ist eine aktive und passive Mobilisation zur Verbesserung beziehungsweise Erhaltung der Extremitäten- und Wirbelsäulenbeweglichkeit wichtig. Durch physikalische Therapien wie zum Beispiel Fango, Eis und Übungen im Thermalbad können Schmerzen zusätzlich gelindert werden. Frührente und körperliche Immobilisation (Korsett) sollten vermieden werden.
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Was genau ist ein Hexenschuss?
Der Hexenschuss (Lumbago) stellt eine akute Form des lokalen Lumbalsyndroms dar. Unter einem lokalen Lumbalsyndrom versteht man alle klinischen Erscheinungen, welche auf verschleißbedingte Störungen zurückzuführen sind und in ihrer Symptomatik im wesentlichen auf die Lendenwirbelsäule beschränkt bleiben. Es kommt zu einer Irritation der Bänder hinter der Wirbelsäule und der Wirbelgelenkskapsel. Dabei werden auch Nerven in Mitleidenschaft gezogen. Reflektorisch kommt es zu einer Anspannung der Rückenstreckmuskeln, die als unangenehm und schmerzhaft empfunden wird. Beim Hexenschuss geben die Patienten häufig unvorhergesehene Belastungen der Wirbelsäule wie Bücken und Heben an, außerdem werden häufig Kälte- und Nässeeinwirkung angegeben. Der meistens blitzartig einschießende Kreuzschmerz führt sofort zur Bewegungssperre der Lendenwirbelsäule, die in einer charakteristischen Fehlhaltung erstarrt. Um die Bewegungssperre als Entlastungshaltung aufrecht zu erhalten, kommt es reflektorisch zur starken Anspannung der unteren Rückenstreckmuskeln. Aktive oder passive Bewegungsversuche aus dieser fixierten Fehlhaltung heraus sind mit heftigen Schmerzen verbunden. Betroffene vermeiden ängstlich jede Bewegung und berichten über eine Schmerzverstärkung beim Niesen oder Husten. Unter entsprechender Therapie mit Wärmeanwendungen, entlastender Lagerung und kurzfristiger Schmerzmittelgabe klingen die Beschwerden rasch wieder ab.
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Was ist ein Bandscheibenvorfall?
Die Wirbelsäule besteht aus mehreren Bau- und Funktionseinheiten, die als Bewegungssegmente bezeichnet werden. Ein Bewegungssegment wiederum besteht aus zwei Wirbelkörpern mit der dazwischenliegenden Bandscheibe und den dazugehörigen Bändern, Nerven und Muskeln. Im Laufe des Lebens kommt es zu Verschleißerscheinungen im Bereich der Bewegungssegmente, vor allem die Bandscheiben sind davon betroffen. Beim so genannten Bandscheibenvorfall kommt es dabei zu einem Rutschen des gallertartigen Kerns der Bandscheibe in die Zwischenwirbellöcher oder in Nervenkanäle. Am Häufigsten ist dabei die Lenden- oder Halswirbelsäule betroffen. Meist führen mechanische Belastungen schließlich zu akuten Schmerzen und Gefühlsstörungen im Rücken, die in Arme und Beine ausstrahlen. Außerdem sind bestimmte Reflexe abgeschwächt; es kann zu Lähmungen kommen. Durch die schmerzhafte Bewegungseinschränkung der Wirbelsäule haben Patienten eine Schonhaltung. Im schlimmsten Fall führt ein Bandscheibenvorfall zu einer Querschnittslähmung. Alarmsignale hierfür sind eine plötzlich auftretende Harn- und/oder Stuhlinkontinenz. Therapeutisch werden beim unkomplizierten Bandscheibenvorfall Bettruhe, dann Krankengymnastik und eine Gabe von Schmerzmitteln und muskelentspannenden Medikamenten genutzt. Besteht die Gefahr eines Querschnitts, muss umgehend operiert werden.
(N. Koch-Kouhry, MEDIZIN ASPEKTE)
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