Allergien sind Erkrankungen des Systems unseres Körpers, dessen ureigentliche Funktion im Schutz desselben besteht: unseres Immunsystems. Mehrere Millionen Menschen sind in Deutschland von Erkrankungen dieser Familie betroffen und es gibt gute Gründe, anzunehmen, dass allergische Erkrankungen immer mehr Menschen betreffen werden. Atopie bezeichnet die Neigung des Körpers, bestimmte Erkrankungen des Immunsystems auszubilden. Allergischer Schnupfen, Entzündungen der Bindehäute, Asthma, Atopische Dermatiti (Neurodermitis) bzw. allergische Reaktionen auf bestimmte Stoffe wie Arzneimittel, gewisse Lebensmittel, Insektenstiche oder Hausstaub können diesen Betroffenen das Leben schwer machen. Wir versuchen, ein paar allgemeine Tipps zu geben, wie Sie als Allergiker bzw. Atopiker besser durch’s Leben kommen.
Allergien – 10 Fragen und 10 kurze Antworten
1. Die beste Therapie ist die Vermeidung!
Genauso universell wie unser Immunsystem Krankheiten bekämpft, so vielfältig sind die Möglichkeiten einer allergischen Reaktion auf bestimmte Stoffe. Es kommt immer wieder vor, dass Menschen ein ganz und gar unbeschwertes, allergiefreies Leben führen um plötzlich auf beispielsweise ein neu verschriebenes Medikament oder ein ungewohntes Nahrungsmittel (stark) zu reagieren. In den meisten Fällen gelingt es, das auslösende Agens einzugrenzen und in Zukunft zu vermeiden. Den Betroffenen wird ein sog. Notfallbesteck ausgehändigt, welches wesentliche Medikamente enthält, um bei einer erneuten, zufälligen Aufnahme des auslösenden Stoffes selbst sofort unter Umständen lebensrettende Massnahmen einzuleiten. Wirklich lebensbedrohliche Allergiezwischenfälle sind insgesamt aber eher selten. Wichtig ist auch, dass beispielsweise nach Bekanntwerden einer Medikamentenallergie ein Notfallpass ausgehändigt wird, der dann ständig bei den persönlichen Papieren getragen werden sollte.
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2. Konzentrieren Sie sich auf Ihr Schlafzimmer!
Was aber tun, wenn eine allergische Erkrankung wie etwa Asthma vorliegt, aber kein einzelner Auslöser gefunden werden kann bzw. eine Empfindlichkeit für nicht eliminierbare Stoffe (wie etwa Staub) besteht? Experten sind sich hier einig: eine der hilfreichsten Massnahmen ist eine gründliche Betrachtung des Ortes, an dem wir nach wie vor die meiste Zeit verbringen: unseres Schlafzimmers. Speziell bei Hausstauballergien haben sich milbendichte Bett(wäsche)überzüge bewährt. Empfehlungen der Stiftung Warentest bzw. des TÜV geben Sicherheit beim Kauf. Bei ärztlicher Verordnung sind Bettüberzüge Heilmittel und als solche durch die Krankenkassen zuschussfähig. Lüften Sie regelmässig. In ein Kinderzimmer gehören keine Kuscheltiere, sofern diese nicht bei mindestens 60 Grad waschbar sind. Ein Tipp: legen sie Puppen u.ä. für eine Nacht in den Gefrierschrank – Milben sind sehr temperaturempfindlich.
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3. Schmutzige Teppiche können Gift sein
Eine Allergikerwohnung sollte möglichst wenig Teppichboden enthalten; harte Fussböden sind vorzuziehen, seien diese nun aus Beton, Parkett oder Linoleum. Wer auf Teppiche nicht verzichten will, sollte auf häufige Reinigung mit speziellen Staubsaugern achten. Kurze Teppiche sind längeren zu bevorzugen. Abhilfe kann hier auch ein Luftreiniger schaffen. Dieser sollte aber speziell für Allergiker geeignet sein.
Weitere Informationen Interessengemeinschaft Allergenvermeidung e.V.
4. Weg mit dem Staub
Auch hier ist das Schlafzimmer derjenige Ort, auf den am meisten geachtet werden sollte. Fensterdekorationen, seien es nun Vorhänge oder Sonnenschutzrollos sind ideale Staubfänger, auch gerade, weil sie bei einer Säuberung gerne vernachlässigt werden. Es sollte darauf geachtet werden, dass diese Elemente entweder waschbar oder zumindest leicht wischbar sind. Ein rollbare Sonnenschutz ist der Lamellenform zu bevorzugen, da diese immer in horizontaler Lage verbleiben und die Staubansammlung begünstigen. Auch Pflanzen lagern gerne Staub ab und werden selten gewischt. Manche Pflanzenarten (beispielsweise die Ficus-Familie) stehen ausserdem in der Diskussion, bestehende Allergien zu verschlimmern. Auch Haufen von Zeitschriften oder ähnliche Formen mit komplexer Oberfläche entziehen sich der normalen Reinigung und sollten deshalb speziell aus dem Schlafzimmer verbannt werden. Generell gilt: je spartanischer die Wohnung eingerichtet ist, um so besser.
Weitere Informationen Dres. Querfurt-Otto-Hoster
5. Eine Allergie auf Tabakrauch…
… gibt es als echte Form nur sehr selten. Nichtsdestotrotz ist der blaue Dunst Gift für Lungen, die beispielsweise bereits vorgeschädigt sind, wie beispielsweise bei Asthmatikern. Speziell für rauchende Eltern gilt: nicht im Haus – unabhängig davon, ob am offenen Fenster, mit laufender Belüftung oder in einem abgelegeneren Teil des Hauses geraucht würde. Dies kann für Allergie-Erkrankte einen grossen Unterschied machen. Und sollten Sie selber zum Kreis der Erkrankten gehören und ausserdem Raucher sein, so fragen Sie sich bitte: brauchen Sie noch einen Grund zum Aufhören?
Weitere Informationen Bundesverband der Pneumologen
6. Wenn es schlimm wird: Anaphylaxie
Die meisten allergischen Reaktionen verlaufen glücklicherweise harmlos. In einzelnen Fällen kann es, speziell bei Nahrungsmittelallergien, allerdings zu lebensbedrohlichen Zwischenfällen kommen. Die absolute Gefährdung durch solche Ereignisse ist allerdings gering: in den USA schätzt man die jährliche Anzahl von Todesfällen auf etwa 120. Die Formen eines sogenannten anaphylaktischen Schocks reichen von einfachen Hautreaktionen ohne Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens über Schwindel, Kopfschmerz, Blutdruckabfall, Herzrasen bis hin zu Verengungen der Atemmuskulatur und echtem Schock mit starker Symptomatik. Es ist sehr wichtig, dass sich Betroffene – speziell solche mit Allergien gegen Stoffe, die in vielen Lebensmitteln in Spuren vorkommen, wie z.B. Erdnüsse, mit diesen Symptomen vertraut machen. Der Arzt kann im begründeten Verdachtsfall ein sog. Notfallset verordnen, das ständig bei sich getragen werden sollte und unter Umständen lebensrettend sein kann, da bei starker Reaktionsneigung schnell lebensbedrohliche Zustände eintreten können. Die meisten Betroffenen sind sehr gut in der Lage, ihre momentane Bedrohung einzuschätzen. Wichtig ist es, im Falle einer starken allergischen Reaktion nicht in Panik zu verfallen und darauf zu vertrauen, dass es wirksame Medikamente gibt, mit denen die Situation schnell wieder in den Griff zu bekommen ist. Lassen Sie sich vorher beraten, was Sie im Notfall tun können, dann sind Sie auf der sicheren Seite.
7. Wann die beste Therapie nicht hilft
Die meisten allergischen Erkrankungen sind bedauerlicherweise chronische Erkrankungen. Es ist ein Fakt, dass solch ein Dauerzustand des Leidens für den Betroffenen eine schwere Belastung darstellt. Oft scheint nichts mehr zu helfen, die Situation aussichtslos. Gleichsinnig verlaufen viele dieser Krankheiten schubweise, so dass Perioden durchlaufen werden, in denen scheinbar alles in Ordnung ist. Beide der geschilderten Situationen führen dazu, dass oft Therapieanweisungen nicht oder nur unzureichend befolgt werden. Dies führt oft zu einer Verschlimmerung der Situation, die vermieden hätte werden können. Speziell für das Asthma geht es beispielsweise um die Verhinderung chronischer Schäden der Lungenstruktur. Dies soll nur als Denkanstoss dienen und auf Ihre eigene Verantwortung als Betroffener hinweisen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie objektive Gründe sehen, die dagegen sprechen, Ihre Medikamente wie vorgeschrieben einzunehmen. Oft lässt sich eine bessere Lösung finden.
Weitere Informationen Dr. Josef Lecheler
8. Allergien heilen?
Die Basistherapie der meisten komplikationslosen allergischen Erkankungen besteht in der Gabe von sog. Antihistaminika – symptombekämpfenden Stoffen. Speziell die Gruppe der Pollenallergiker kann durch eine sogenannte spezifische Immuntherapie durch subkutane Hyposensibilisierung in 80-90% bei einer Therapiedauer von 3-4 Jahren eine deutliche Verbesserung der Beschwerden erwarten. Man versteht das Prinzip so, dass sich das Immunsystem schrittweise an das Allergen gewöhnt. Da man davon ausgeht, dass sich Allergien gegen Nahrungsmittel im Wesentlichen durch sogenannte Kreuzreaktivitäten nach Kontakt über die Atemluft entwickelt (z.B Kontakt zu Pollen über die Luft, Immunsystem reagiert später auch auf Nüsse, die über die Nahrung aufgenommen werden), könnte man erwarten, dass sich durch eine solche Hyposensibiliserungstheapie auch Nahrungsmittelallergien bessern liessen. Leider sind die Erfolge hier nicht so durchschlagend. Informieren Sie sich bei Ihrem Allergologen, ob Ihnen eine Hyposensibilisierung helfen kann.
9. Testverfahren – Kleine Ritze in die Haut
Eine Vielzahl von Tests stehen zur Verfügung, um die individuelle Neigung, auf bestimmte Stoffe der Umwelt mehr oder weniger stark zu reagieren, zu testen. Etablierte Testverfahren, die meist nebeneinander angewendet werden, sind der Prick- oder Hautstichtest und seine Sondeformen, Patch-Tests, Blutuntersuchungen und sog. orale Provokationstests. Ein ausführliches Gespräch zwischen Arzt und Patient sollte jedem Test vorausgehen, um eine Eingrenzung der zu testenden Stoffe zu erreichen. Immer wieder wird versucht, mit dem Leid der Patienten Geschäft zu machen, indem durch wissenschaftlich nicht haltbare Testverfahren weiterführende „Diagnostik“ betrieben wird. Speziell im Bereich der Nahrungsmittelunverträglichkeiten werden oft unnötigerweise als Ergebnis dieser Tests aufwendige Diäten oder Therapien verordnet. Davor kann nur gewarnt werden. Eine sinnvolle Allergiediagnostik gehört in die Hand des Allergologen, der sich in Diagnostik und Therapie an internationalen Richtlinien orientiert.
Weitere Informationen Barmer-Krankenkasse: Allergietests
10. Bin ich allein?
Wie bei vielen anderen Erkrankungen gibt es auch für Allergien die Möglichkeit des Austausches mit anderen Betroffenen durch Selbsthilfegruppen bzw. -verbände. Die in Deutschland grösste Vereinigung ist der Deutsche Allergie- und Asthmabund. Als Anslaufstelle für die weitergehende Information sehr geeignet!