Magenbeschwerden sind ein Problem, mit dem sich wohl jeder Mensch früher oder später auseinandersetzen muss. So vielseitig die Ursachen dieses Symptoms sein können, so verschieden können auch die geäußerten Beschwerden sein. Wir wenden uns heute einer besonders häufigen Variante von Magenproblemen zu: dem Sodbrennen. Immer mehr Menschen leiden unter Sodbrennen, der sogenannten Refluxösophagitis.
Magenbeschwerden – 10 Fragen und 10 kurze Antworten
1. Was für Formen von Magenbeschwerden kennt man?
Magenbeschwerden sind ein Problem, dem wohl jeder Mensch schon einmal begegnet ist. Ein Viertel der Bevölkerung hat mindestens einmal pro Jahr Probleme mit dem Magen. Man unterscheidet grob drei wesentliche Arten von Beschwerden: den Schmerz auf nüchternen Magen, ein frühes Sättigungsgefühl mit Aufstoßen und schließlich diejenigen Beschwerden, um die sich dieser Artikel im Wesentlichen dreht: Sodbrennen, oder, wie der Mediziner sagt, refluxartige Probleme. Oft sind allerdings die Probleme, die einen Magenkranken plagen, nicht klar zu unterscheiden. Ursächlich zugrundeliegen können Magenbeschwerden können eine Vielzahl von Erkrankungen, wie beispielsweise die sogenannte Refluxkrankheit, eine Entzündung der Magenschleimhaut (Gastritis), Geschwüre des Magens oder des Zwölffingerdarms (Ulcera ventriculi et duodeni) oder tumorartige Veränderungen des Magens. Weiter kommen in Betracht: Erkrankungen der Gallenwege, der Bauchspeicheldrüse, der Leber, des Dick- oder des Dünndarms; selten sind auch Herzprobleme verantwortlich zu machen. In den meisten Fällen lässt sich jedoch keine eindeutige Ursache für die Beschwerden der Patienten ausmachen: funktionelle Dyspepsie, Reizmagen, lautet dann die Diagnose.
2. Was ist eigentlich der Magen?
Der Magen (medizinisch Ventrikulus oder Gaster) ist ein erweiterter Abschnitt des Magen-Darm-Systems. Er dient als Speisereservoir. Die aufgenommene Nahrung wird in ihm vorverdaut. Seine Form ist individuell verschieden und von der Körperstellung abhängig. Mediziner unterscheiden am Magen vier Teile: die Cardia, den Fundus, das Corpus und den Pylorus. Die Cardia umschließt die Speiseröhre, der Fundus enthält beim stehenden Menschen die Luft, die geschluckt wird, der Corpus nimmt den größten Teil der zu verdauenden Nahrung auf und leitet es über den Magenausgang, den Pylorus, an den Dünndarm weiter. Die Wand des Magens ist nur wenige Millimeter dick. Während die äußere Oberfläche des Magens glatt ist, findet sich die innere Schleimhaut dieses Organs zu Falten aufgeworfen.
3. Wofür benötigen wir überhaupt eine Magen?
Hauptaufgabe des Magens ist das Zermahlen fester Nahrung, die Vorverdauung der Nahrungseiweiße und die „Verpackung“ von Fetten, um sie besser aufnehmen zu können. Wichtigste Komponente dieser drei Aufgaben sind spezialisierte Zellen der Magenschleimhaut, die im nächsten Abschnitt beschrieben werden. Funktionell kann man den Magen in einen oberen und einen unteren Abschnitt einteilen. Im oberen Teil wird unter Einfluss eines Teils des autonomen Nervensystems, des sogenannten Vagus, in der Muskulatur eine gewisse Spannung aufrechterhalten. Beim Schluckakt und wenn Nahrung in den Magen gelangt, vermindert sich diese. Der untere Magen hingegen übernimmt eine eher aktive Rolle: er sorgt mittels eines „Schrittmachers“ für wellenförmige Kontraktionen, die dem Weitertransport des Mageninhaltes dienen. Die Anspannung im Bereich des Pylorus wird unabhängig von diesen beiden Systemen geregelt.
4. Welche Zellen im Magen tragen zu seiner Funktion bei?
Chemische Reaktionen sind die Grundlage der im Magen ablaufenden physiologischen Vorgänge, die letztlich der Verdauung der aufgenommenen Nahrung dienen. Spezialisierte Zellen der Magenschleimhaut bilden hierbei Stoffe, die diese Vorgänge anstoßen und unterhalten. Man unterscheidet Hauptzellen, Belegzellen und Nebenzellen. Hauptzellen bilden Pepsinogen. Dieser Stoff ist der Vorläufer des Magenenzyms Pepsin. Die Umwandlung Pepsinogen – Pepsin geschieht durch die Einwirkung von Salzsäure, die wiederum den Belegzellen entspringt. Pepsin ist die Vorhut der eiweißspaltenden Enzyme des Verdauungstraktes. Unter seiner Einwirkung findet eine erste grobe Spaltung der großen Eiweißmoleküle statt. Die Salzsäure der Belegzellen wirkt als „Vorverdauer“ aller mit der Nahrung aufgenommenen Stoffe. Der Schleim der Nebenzellen schließlich schützt die Magenwand vor dem unwirtlichen Salzsäureklima – schließlich herrscht im der ersten Station unseres Verdauungstraktes ein pH von um 1.
5. Wie entsteht denn aber nun Sodbrennen?
Als Hauptursache kennt man heute eine verminderte Schließfähigkeit bestimmter Muskelanteile der unteren Speiseröhre, die dazu führen können, dass Mageninhalt und somit auch Magensäure in ihren unteren Teil gelangen können (Reflux). Als zusätzliche Faktoren kommen eine gestörte Magenentleerung und eine verminderte Selbstreinigungsfähigkeit der Speiseröhre mit ins Spiel. Hierunter versteht man die gestörte Fähigkeit, beim Schluckakt in die Speiseröhre gelangte Salzsäure wieder aus der Speiseröhre zu entfernen. Verschiedene Faktoren können ein Sodbrennen verschlimmern, oder, positiv ausgedrückt, durch Beachtung einfacher Regeln kann das Auftreten dieses unangenehmen Symptoms auch vermindert werden.
6. Was ist eine Gastroskopie?
Eine Standarduntersuchung, die bei den meisten Formen von Magenbeschwerden, so auch beim Sodbrennen, empfohlen wird, ist die Gastroskopie. Hierbei kann über einen flexiblen Plastikschlauch mit Kamera, der nach Betäubung des Rachens über den Mund und die Speiseröhre bis in den Magen vorgeschoben wird eine Beurteilung der Schleimhaut des Magens und der Speiseröhre erfolgen. Diese Untersuchung gewinnt ihre Bedeutung auch daraus, dass eine gewisse Anzahl von Menschen mit Sodbrennen durch die ständige Säureeinwirkung an für den Körper ungewohnter Stelle eine Entzündung der unteren Speiseröhre entwickeln. Diese kann sich in seltenen Fällen über verschiedene Stadien hin zu einer Krebserkrankung entwickeln.
7. Von der Säure zum Krebs – wie geht das überhaupt?
Die wesentliche Komplikation bei der Refluxkrankheit, die den Weg zur Krebserkrankung einläutet, ist die Entwicklung eines sogenannte Barrett- bzw. Endobrachyösophagus. Darunter versteht man einen Zustand, bei dem der Ösophagus oberhalb der Zwerchfellenge statt durch Schleimhaut der Speiseröhre durch solche des Magen-/Darmtypus ausgekleidet wird. Auf dem Boden einer chronischen Entzündung der Speiseröhre mit Zerstörung der Schleimhaut kommt es zu einem Ersatz derselben durch Stammzellen (Zellen mit vielseitigem Entwicklungspotential), die sich fehlerhaft differenzieren. Der Barrett-Ösophagus ist nun ein Zustand, der in einer gewissen Zahl von Fällen direkt in die Krebserkrankung mündet. Hierbei gelten folgende Faustregeln: 10 % der Bevölkerung haben gelegentliches Sodbrennen, davon entwickeln 10 % eine Entzündung der Speiseröhre mit nachweisbaren Veränderungen, 10 % davon entwickeln wiederum einen Barrett-Ösophagus und 10 % dieser Gruppe entwickeln dann einen Speiseröhrenkrebs.
8. Was ist ein Helicobacter-Bakterium?
In der Medizin vollziehen sich heutzutage nur noch wenige echte Revolutionen. Die Entdeckung, dass sich im ungemütlichen Milieu des Magens ein Bakterium namens Helicobacter pylori aufhalten kann, hat hingegen die Fachwelt überrascht. Noch größer war das Erstaunen, als herauskam, dass eben dieser Schädling für eine große Anzahl der auftretenden Magengeschwüre verantwortlich zu sein scheint. Und nicht nur das: auch gewisse Krebserkrankungen können auf sein Konto gehen. In der Vorstufe dieser schwereren Erkrankungen kann zu Beginn der Infektion eine Phase mit unspezifischen Magenbeschwerden vorausgehen, die auch Sodbrennen beeinhalten können. Helicobacter pylori wird an dieser Stelle besonders betont, weil seine Behandlung mit Antibiotika zur Beseitigung bestehender Beschwerden führen kann.
9. Ist es schwierig, es nachzuweisen?
Eine einfache Methode, Helicobacter nachzuweisen, besteht im sogenannten Atemtest. Hierzu ist nicht einmal eine Magenspiegelung erforderlich. Hierzu wird über eine trinkbare Lösung ein spezielles Isotop des Kohlenstoffes, in Form des 13C-Harnstoff zugeführt, die normalerweise im Körper nicht vorkommt. Ein Enzym des Helicobacter kann nun diesen Stoff spalten, so dass der Kohlenstoff aufgenommen werden kann und im Körper normal verwendet wird, und dann auch in der Atemluft als „besonderes“ Kohlendioxid auftaucht. Der Beweis des Vorhandenseins des Helicobacter besteht also im Nachweis des besonderen Kohlenstoffs nach Durchwanderung verschiedener körperlicher Schleusen.
10. Wo finde ich die Experten für Magen- und Darmerkrankungen?
Ein guter Ausgangspunkt ist die Website der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Auch die Seite der Gastro-Liga e.V. bietet eien Fülle von Informationen zum Thema.