Lungenentzündung

Die Lungenentzündung ist eine der häufigsten tödlich endenden Infektionserkrankungen in den Industrieländern. Allein in Deutschland werden circa 200.000- 250.000 Neuerkrankungen jährlich gezählt. Die Symptome einer Lungenentzündung hängen ganz entscheidend vom Allgemeinzustand des Patienten und der Art des Erregers ab. So zeigt ein junger Patient mit gutem Immunsystem, der an einer bakteriellen Lungenentzündung meist durch Pneumokokken erkrankt, häufig einen typischen Krankheitsverlauf, das heißt er erkrankt plötzlich mit hohem Fieber, während sich ein Patient nach einer schweren Operation über mehrere Tage in seinem Zustand verschlechtert, bis dann schließlich Fieber und Husten auftreten.

Lungenentzündung – 10 Fragen und 10 kurze Antworten

  1. Wie wird eine Lungenentzündung ausgelöst?
  2. Was sind Risikofaktoren?
  3. Wie äußert sich eine Lungenentzündung?
  4. Was sind Komplikationen einer Lungenentzündung?
  5. Wie werden Lungenentzündungen eingeteilt?
  6. Wie erfolgt die Diagnostik?
  7. Wie wird eine Lungenentzündung behandelt?
  8. Wie ist die Prognose einer Lungenentzündung?
  9. Wie kann man einer Lungenentzündung vorbeugen?


1. Wie wird eine Lungenentzündung ausgelöst?
Lungenentzündungen werden meistens durch Bakterien, seltener durch Viren oder Pilze ausgelöst. Bei Patienten mit funktionierendem Immunsystem heilen virale Formen meist komplikationslos aus (eine Ausnahme ist das 2003 erstmals beschriebene, im asiatischen Raum vorkommende, durch Coronaviren bedingte SARS). Schwere Krankheitsverläufe sind jedoch bei primär bakterieller Ursache oder einer bakteriellen Aufpfropfinfektion auf eine bestehende virale Erkrankung möglich. Durch Pilze ausgelöste Lungenentzündungen treten nur bei stark abwehrgeschwächten Personen und daher eher selten auf.


2. Was sind Risikofaktoren?
Ein erhöhtes Risiko für eine Lungenentzündung haben Menschen mit folgenden Merkmalen oder Erkrankungen:
Vorhandensein einer zugrunde liegenden Lungenerkrankung, wie zum Beispiel einer chronischen Bronchitis, einem Asthma oder einer Mukoviszidose.
eine allgemeine Abwehrschwäche, wie zum Beispiel bei einer HIV-Infektion, Chemotherapie, Krebserkrankung, Zuckerkrankheit oder Alkoholismus.

  • Allergien
  • Hohes Alter
  • Kleine Kinder
  • Verschlucken von Magensäure, Speiseresten, Öl, Wasser oder Fremdkörpern
  • Bettlägerigkeit ( durch die flache, behinderte Atmung)
  • Strahlenexposition
  • Lungenembolie
  • Lungenkrebs
  • Herzmuskelschwäche


3. Wie äußert sich eine Lungenentzündung?
Die Symptome einer Lungenentzündung hängen ganz entscheidend vom Allgemeinzustand des Patienten und der Art des Erregers ab. So zeigt ein junger Patient mit gutem Immunsystem, der an einer bakteriellen Lungenentzündung meist durch Pneumokokken erkrankt, häufig einen typischen Krankheitsverlauf, das heißt er erkrankt plötzlich mit hohem Fieber, während sich ein Patient nach einer schweren Operation über mehrere Tage in seinem Zustand verschlechtert, bis dann schließlich Fieber und Husten auftreten. Aufgrund des hohen gesellschaftlichen Anteils alter und anfälliger Menschen treten heute atypische Krankheitsverläufe häufiger auf als typische.

Typische Lungenentzündung:
Plötzlicher Beginn mit Schüttelfrost, hohem Fieber, Luftnot und erhöhtem Puls, eher selten Husten und Auswurf. Bei atemabhängigem Brustschmerz ist von einer begleitenden Lungenfellentzündung auszugehen: der Schmerz verschwindet, sobald Flüssigkeit nachläuft, die aufgrund der Entzündung am Ort des Geschehens gebildet wird. Erreger dieser Form der Lungenentzündung sind meist Pneumokokken, die mit einer früh einsetzenden Antibiotikatherapie behandelt werden.

Atypische Lungenentzündung:
Grippeähnlicher langsamer Beginn mit Kopf- und Gliederschmerzen und meist nur leichtem Fieber, eventuell Reizhusten (meist ohne Auswurf). Erreger sind meist andere Bakterien, wie zum Beispiel Mykoplasmen, Legionellen oder Chlamydien.


4. Was sind Komplikationen einer Lungenentzündung?
Durch eine Keimverschleppung innerhalb des betroffenen Gewebes oder über die Blutbahn kann es zu einer begleitenden Mittelohrentzündung, Hirnhautentzündung sowie einer Blutvergiftung mit anschließendem Schock kommen. Bei bestimmten Bakterien kommt es auch seltener zu Abszessen innerhalb der Lunge. Häufiger ist ein so genannter Pleuraerguss, bei dem durch die Entzündung entstehende Flüssigkeit zwischen Lungenblatt und Brustwand läuft. Außerdem kann es bei allen Formen einer Lungenentzündung zu Störungen im Elektrolythaushalt kommen.


5. Wie werden Lungenentzündungen eingeteilt?
Für die Einschätzung des Erregerspektrums, diagnostische Erwägungen, die weitergehende Therapie und den weiteren Verlauf kommt der Einteilung nach dem Infektionsort und den Vorerkrankungen eine entscheidende Bedeutung zu.

Einteilung nach Vorerkrankungen:

  • Lungenentzündung ohne Vorerkrankung (primäre Lungenentzündung)
  • Lungenentzündung aufgrund einer bestehenden Vorerkrankung (sekundäre
  • Lungenentzündung) wie zum Beispiel chronischer Bronchitis oder Mukoviszidose
  • Lungenentzündung bei stark immungeschwächten Patienten (opportunistische Lungenentzündung) mit selteneren Erregern wie zum Beispiel Pilzen

Einteilung nach Infektionsort:

  • Ambulant erworbene Lungenentzündung („zu Hause erworben“): Verläuft meist komplikationslos und hat die beste Prognose
  • Nosokomiale Lungenentzündung („im Krankenhaus erworben“): Betroffen sind vor allem Patienten im hohen Alter mit vielen Erkrankungen. Erreger sind häufiger Antibiotika-resistent und benötigen daher eine aggressivere Behandlung.


6. Wie erfolgt die Diagnostik?
Die Diagnostik dient zum einen der Sicherung der Diagnose, zum anderen der Einschätzung des Schweregrads und damit der Prognose. Außerdem können ursächliche Erkrankungen aufgedeckt werden (zum Beispiel Herzmuskelschwäche, Immunschwächen oder Lungenkrebs).

Die Diagnostik folgt den folgenden strategischen Schritten:

Besteht eine Einschränkung in der Atmung?
Wie bei den meisten Lungenerkrankungen ist dies die vordringlich zu beantwortende Frage. Sie kann mittels Abhören der Lunge und der Blutgasanalyse, bei der unter anderem Sauerstoff- und Kohlendioxidspiegel bestimmt werden, beantwortet werden.

Liegt tatsächlich eine Lungenentzündung vor?
Häufig kann dies mit einfachen Mitteln geklärt werden: Klingende Rasselgeräusche bei der Atmung mit Fieber sichern die Diagnose einer Lungenentzündung. Im Röntgenbild zeigen sich schließlich das Ausmaß der Entzündung und Hinweise auf eventuelle Begleiterkrankungen.

Gibt es Hinweise auf die Entzündungsaktivität und den Erreger?
Im Blutbild zeigt sich, dass die weißen Blutkörperchen, die Blutsenkungsgeschwindigkeit und andere Entzündungszeichen vor allem bei einer bakteriellen Lungenentzündung stark erhöht sind. Ein Erregernachweis wird vor dem Beginn der Antibiotikatherapie mit Hilfe einer Blutkultur durchgeführt, ist aber nur in 50% der Fälle möglich. Meist werden dann Pneumokokken gefunden.
Eine Untersuchung des Auswurfs unter dem Mikroskop oder eine Spülung der Bronchien wird nur noch in schweren Fällen durchgeführt.

7. Wie wird eine Lungenentzündung behandelt?
Die Therapie stützt sich auf (unspezifische) Allgemeinmaßnahmen und (möglichst spezifische) Antibiotika.

– Allgemeinmaßnahmen:
Werden je nach Beschwerdebild bei allen Formen einer Lungenentzündung veranlasst: ausreichend Flüssigkeit, gegebenenfalls Sauerstoffgabe, bei hohem Fieber Bettruhe und Thromboseprophylaxe. Fiebersenkung eventuell mit fiebersenkenden Medikamenten wie zum Beispiel Paracetamol.

– Antibiotische Therapie:
Oft ist der Erreger bei Therapiebeginn unbekannt, sodass das Antibiotikum zunächst in der Regel „blind“ gegeben wird. Ist der Erreger bekannt, so wird gezielt, also „so eng wie möglich“ behandelt. Die Wahl des Medikamentes wird von der Abwehrlage des Patienten und der Art der Lungenentzündung beeinflusst.


8. Wie ist die Prognose einer Lungenentzündung?
Die Prognose ist in hohem Grade abhängig von der Einteilung. Die Sterblichkeit bei einer ambulant erworbenen Lungenentzündung liegt bei weniger als 0,5%, wenn keine Risikofaktoren vorliegen. Bei einer schweren Grunderkrankung und weiteren Risikofaktoren beträgt sie jedoch bis zu 30%. Im Krankenhaus erworbene Lungenentzündungen machen circa 70% der im Krankenhaus erworbenen Infektionen aus. Die Einführung der Antibiotika hat die Sterblichkeit nicht gesenkt. Die dramatisch verbesserte Prognose bei jungen Patienten (Sterblichkeit unter 0,5% im Vergleich zu 95% um 1900) ist durch eine erhöhte Erkrankungsrate und Sterblichkeit bei alten Patienten mehr als ausgeglichen worden.


9. Wie kann man einer Lungenentzündung vorbeugen?
– Patienten mit vielen Risikofaktoren und vor allem alte und immungeschwächte Menschen sollten sich gegen Pneumokokken und eventuell Haemophilus Influenza impfen lassen.

Für Personen über dem sechzigsten Lebensjahr oder mit berufsbedingtem Kontakt zu vielen Menschen (Pflegepersonal, Kindergartenpersonal, Verkäufer) ist die jährliche Grippeimpfung zu empfehlen.

Optimale Behandlung von Risikoerkrankungen wie zum Beispiel einer chronischen Bronchitis, Mukoviszidose oder einer Zuckerkrankheit.

Verzicht auf das Rauchen

Konsequentes Tragen von Atemmasken bei Berufen mit Staubexposition

10. Weitere Informationen:
Ständige Impfkommission: Pneumokokken- und Grippeimpfung
Robert Koch Institut
Robert Koch Institut II

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