Ein Glaukom – auch „Grüner Star“ genannt – ruft zunächst keine wahrnehmbaren Beschwerden hervor. Denn die Sehnervenfasern gehen unbemerkt und ohne Schmerzen nach und nach zugrunde. Unbehandelt führt das Glaukom aber bis hin zur Erblindung und ist weltweit die zweithäufigste Erblindungsursache. In Deutschland leiden etwa zwei bis vier Prozent der über 65-Jährigen an Glaukom, jährlich erblinden hier über 1000 Menschen. Damit handelt es sich beim Glaukom um eine Volkskrankheit, die mit Diabetes mellitus durchaus vergleichbar sei, erklärt Professor Dr. med. Franz Grehn, Direktor der Universitäts-Augenklinik Würzburg.
Glaukom frühzeitig erkennen
Durch eine gezielte Untersuchung des Sehnervs am Augenhintergrund lässt sich ein Glaukom frühzeitig erkennen. Indem der Augenarzt zusätzlich den Augeninnendruck misst, entdeckt er auch den wichtigsten Risikofaktor für die Augenerkrankung. Zusammen mit der mikroskopischen Untersuchung der vorderen Anteile des Auges sind diese Untersuchungen Bestandteil der Glaukomvorsorge. Augendruck senkende Medikamente können das Fortschreiten eines Glaukoms verhindern und damit Sehvermögen retten. Dass eine wirksame Glaukomvorsorge Erblindungen verhindert, sei durch große randomisierte Therapiestudien belegt, so die DOG.
Ein Glaukom lässt sich sicher nur durch eine augenärztliche Untersuchung des Sehnervs diagnostizieren, betont Grehn. „So kann der Augenarzt Schäden am Sehnerv, die ein Glaukom kennzeichnen, frühzeitig erkennen – zum Beispiel die charakteristische Aushöhlung des Sehnervenkopfes.“ Die Messung des Augeninnendrucks an der Hornhaut sei als Vorsorgeuntersuchung allein nicht ausreichend, so der DOG-Experte. „Denn obwohl ein erhöhter Augeninnendruck den wichtigsten Risikofaktor für das Glaukom darstellt, sind erhöhter Augendruck und Glaukom nicht immer streng verknüpft“, so Grehn. Ein erheblicher Teil an Glaukomerkrankungen entstehe bei statistisch normalem Augeninnendruck. Umgekehrt gibt es Menschen mit erhöhtem Augeninnendruck, die kein Glaukom entwickeln.
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Augeninnendruck-Messung mit der Sehnerv-Untersuchung kombinieren
Es sei deshalb unbedingt notwendig, die Augeninnendruck-Messung mit der Sehnerv-Untersuchung zu kombinieren – beispielsweise auch, um das Erkrankungsrisiko abzuschätzen. Die Augendruck-Messung dient aber auch zur Kontrolle der Therapie. „Es ist wissenschaftlich belegt, dass Augentropfen, die den Augeninnendruck senken, das Fortschreiten der Glaukomerkrankung stoppen oder zumindest verlangsamen und damit Sehvermögen retten“, erklärt Grehn. Dies gelte auch für jene Glaukomfälle, bei denen der Augeninnendruck im Bereich der Werte gesunder Menschen liegt. „Auch bei solchen Normaldruckglaukomen kann die medikamentöse Absenkung des Augeninnendrucks auf niedrigere Werte die Krankheit aufhalten“, so DOG-Experte Grehn.
Hat der erhöhte Augeninnendruck den Sehnerv noch nicht geschädigt, hilft eine Drucksenkung ebenfalls. Dies hat auch die amerikanische „Ocular Hypertension Treatment Study“ (OHTS) nachgewiesen. Mit einem medikamentös gesenkten Augeninnendruck sinkt auch die Gefahr, dass sich ein Glaukom entwickelt, auf weniger als die Hälfte: über einen Zeitraum von fünf Jahren von 9,5 auf 4,4 Prozent. Pro mmHg Drucksenkung reduziert sich das Risiko um etwa zehn Prozent, wie die „European Glaucoma Prevention Study“ (EGPS) bestätigte.
Regelmäßige Kombi-Kontrolle von Augeninnendruck und Sehnerv
… Prof. Dr. med. Dr. h.c. F. Grehn, Direktor der Würzburger Augenklinik: „Wer eine effektive Vorsorge beim Grünen Star gewährleisten will, sollte auf eine regelmäßige Kombi-Kontrolle von Augeninnendruck und Sehnerv achten.“ Früherkennung und Diagnose seien dabei allein Aufgabe des Augenarztes. Die DOG empfiehlt Menschen mit bestehendem Risiko, ab dem 40. Lebensjahr alle drei Jahre zur Kontrolle zu gehen, ab dem 65. Lebensjahr alle ein bis zwei Jahre.
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6000 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.
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