„Die öffentliche Diskussion der letzten Jahre hat gezeigt, wie wichtig es ist, sich mit dem Thema Kindeswohlgefährdung zu beschäftigen. Fachkräfte, die im beruflichen Kontext mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, müssen flächendeckend über zielgruppenspezifische webbasierte Lernplattformen informiert und qualifiziert werden“, sagt Prof. Dr. Hertha Richter-Appelt vom Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie am UKE.
Mit der Verabschiedung des Kinder- und Jugendhilfeweiterentwicklungsgesetzes wurde im Jahr 2005 der Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung konkretisiert. Werden demnach Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe gewichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung des Wohles eines Kindes oder Jugendlichen bekannt, so sieht der Gesetzgeber deren professionelles Handeln vor. Dazu Claudia Maria Schmidt, Initiatorin und Leiterin des Projekts: „ Jede Fachkraft der Kinder- und Jugendhilfe muss demnach zumindest Anzeichen von Kindeswohlgefährdung erkennen können und im Fall eines Verdachts die vorgesehenen Handlungsschritte kennen“.
Unter www.lernwerkstatt-kinderschutz.de wird somit in Form von Texten, Grafiken, 3D-Animationen und Experteninterviews grundlegendes Basiswissen vermittelt. Für die praktische Umsetzung des Schutzauftrags werden Inhalte zum Erkennen von Kindeswohlgefährdung sowie zum Handeln im Verdachtsfall aufgegriffen. Darüber hinaus sorgt eine umfassende Datenbank mit Hilfsangeboten und -einrichtungen im akuten und konkreten für Unterstützung.
Die Kroschke Stiftung für Kinder engagiert sich in Norddeutschland für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und fördert unter anderem Projekte mit präventivem Charakter. Es ist das Anliegen der Stiftung, neue Wege zu gehen, um Kinder zu schützen und sie gesund groß werden zu lassen. „Der Vorstand der Stiftung ist vom Konzept der webbasierten Lernplattform überzeugt. Deshalb haben wir das innovative Projekt „Lernwerkstatt Kinderschutz“ mit einer Anschubfinanzierung in Höhe von 20.000 Euro gefördert“, sagt Margret Matthies, Geschäftsführerin und Vorstandsmitglied der Kroschke Stiftung.
Die Freie und Hansestadt Hamburg hat seit der Verabschiedung des § 8a SGB VIII zahlreiche Kinderschutzfachkräfte zertifiziert und auch Fortbildungsveranstaltungen zum Thema angeboten. Aufgrund der hohen Anzahl an Fachkräften der Kinder-und Jugendhilfe können diese Fortbildungsangebote jedoch nicht flächendeckend umgesetzt werden. Deshalb wurde die Projektidee einer „Lernwerkstatt Kinderschutz“ von der Hamburger Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration sehr positiv aufgenommen. „Hamburg kann mit dieser neuen Internetplattform zum Vorreiter für alle anderen Bundesländer werden. Mit der Lernwerkstatt Kinderschutz wird in unserer Stadt eine Lücke in der Prävention von Kindeswohlgefährdung geschlossen und einer wichtigen Forderung im Kinderschutz Rechnung getragen“, sagt Dr. Dirk Bange von der Hamburger Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration.
Die Lernwerkstatt Kinderschutz wird unter der Trägerschaft des Freundeskreises Kinderschutz e.V. fortgeführt und weiterentwickelt.