Angelina Jolie hat mit der Veröffentlichung ihrer persönlichen Brustkrebs-Geschichte eine Debatte über Gentests und vorsorgliche Brustamputationen entfacht. Doch wie wird das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, erkannt und wie hoch ist das Risiko für die jeweiligen Betroffenen?
Welche Gene beeinflussen das Brustkrebsrisiko?
Angelina Jolie – fast jeder kennt sie. Laut „Forbes“ ist sie die einflussreichste Schauspielerin der Welt. Mit ihrem Mann Brad Pitt ist sie auf unzähligen Titelbildern abgebildet und als sechsfache Mutter berühmt. Dabei ist ihr Körper ihr Kapital. Trotzdem hat sie den mutigen Schritt gewagt und sich aus Angst, an Brustkrebs zu erkranken, beide Brüste entfernen lassen.
Denn niemand konnte Jolie mit Bestimmtheit sagen, ob sie zu den 13 Prozent der glücklichen Frauen gehören wird, die trotz „Brustkrebsgen“ keinen Krebs entwickeln oder eher zu den 87 Prozent gehören würde, die doch erkranken. Jolie nutzt ihren Bekanntheitsgrad, um eine generelle Debatte über die Möglichkeiten der Gendiagnostik und die Folgen einer vorsorglichen Brustamputation zu entfachen.
Das extrem erhöhte Brustkrebsrisiko wurde Angelina Jolie durch einen Gentest bescheinigt. Nach der Brustamputation von Angelina Jolie lassen auch in Deutschland immer mehr Frauen diesen Test durchführen.
Erwiesenermaßen erkranken Frauen deutlich häufiger an Brustkrebs, wenn einer von den zwei BRCA1- und BRCA2 DNA-Abschnitten defekt ist. Die Bezeichnung dieser Gene stammt aus der englischen Bezeichnung für Brustkrebs, „breast-cancer“. Diese sind zuständig für die Herstellung wichtiger Reparaturproteine des Körpers. Der menschliche Körper trägt immer zwei Varianten der Gene in sich. Dabei wird eines von der Mutter und das andere vom Vater vererbt. Trägt nun ein Elternteil ein mutiertes BRCA1 Gen oder BRCA2 Gen in sich, kann sich nun entweder das defekte Gen oder das gesunde Gen weitervererben. Daher beträgt das Risiko, ein defektes Gen zu erben, immerhin 50 Prozent.
Sind Erbgutteile beschädigt, kann die Funktion nicht mehr ausgeübt werden. Je größer der Schaden, um so unkontrollierter können die Zellen beginnen, sich zu teilen. Durch die auf diese Weise entarteten Zellen kann Krebs entstehen. Besitzen Frauen nun defekte BRCA1 oder BRCA2 Gene, ist die Gefahr, an Krebs zu erkranken, massiv erhöht. Oftmals tritt der Krebs bereits in jungen Jahren auf. Etwa zehn Prozent der Frauen erkranken im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs.
Wie kann das Brustkrebsrisiko gesenkt werden?
Eine Einflussnahme auf das genetische Risiko ist nicht möglich. Allerdings raten Experten dazu, vor und nach den Wechseljahren das Gewicht im normalen Bereich zu halten. Auch das Stillen von Kindern reduziert das Risiko. Das Risiko zur Erkrankung ist zudem auch von der Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln und von Hormontherapien nach den Wechseljahren abhängig.
Nur ein Gentest kann Auskunft darüber geben, ob Genvarianten vorhanden sind, die das Krebsrisiko steigern. Gentests werden ausdrücklich dann von Ärzten empfohlen, wenn in der näheren Verwandtschaft Personen bereits früh an Krebs erkrankt sind.
Doch wann wird überhaupt eine prophylaktische Brustamputation empfohlen?
Auch nach dem deutschen medizinischen Standard wäre Jolies Entscheidung für eine vorbeugende Amputation nachvollziehbar. Ausdrücklich empfohlen wird dieser Schritt in der aktuellen Leitlinie allerdings nicht. Eine Amputation kann zudem das Risiko nicht 100%ig senken. Eine Entfernung der Eierstöcke und Eileiter jedoch reduziert das Erkrankungsrisikos um die Hälfte.
Auch eine Brustamputation ist, wie jede andere Operation, mit einem Risiko verbunden. Dies gilt selbstverständlich auch für den Wiederaufbau der Brüste. Denn der Eingriff muss unter Vollnarkose durchgeführt werden und es kann zu Blutungen, Blutverlust, Infektionen, Wundheilungsstörungen und Belastungen von Herz und Kreislauf sowie Nerven- und Muskelschäden kommen.
Nichtsdestotrotz dürfte es vielen Frauen eine gewisse Sicherheit geben, dass Eingriffe dieser Art möglich sind und sie ihren Genen nicht wehrlos ausgeliefert sind.