Alzheimer und Demenz – die Häufigkeit von Demenzkranken in der Bundesrepublik nimmt zu. Von 1,5 Millionen zurzeit auf etwa zwei Millionen im Jahr 2025. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass ab dem Jahr 2040 neurodegenerative Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache nach Herz-Kreislauf-Leiden sein werden. Um dieser Herausforderung begegnen zu können, sind entscheidende Fortschritte in der Diagnose und Behandlung nötig.
In Göttingen ist für die Entwicklung bundesweit innovativer Forschungsansätze gegen Alzheimer und andere Demenzformen ein neues Gebäude eröffnet worden. Die niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur Gabriele Heinen-Kljajić hat gemeinsam mit Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Sprecher der Vorstands der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), und Prof. Dr. Dr. Pierluigi Nicotera, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), am Dienstag, dem 13. September 2016, das neue Forschungsgebäude auf dem Gelände der UMG eröffnet. Die Baukosten für das neue Forschungsgebäude in Höhe von rund 27,5 Millionen Euro trägt das Land Niedersachen.
In dem Neubau erforschen das Center for Biostructural Imaging of Neurodegeneration (BIN) der UMG und das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Standort Göttingen, in enger Zusammenarbeit die Ursachen von Erkrankungen des Nervensystems wie der Alzheimer Demenz. Dazu wollen derzeit etwa110 Forscherinnen und Forscher, 60 im BIN, 54 im DZNE, in dem neuen Gebäude dia-gnostische Verfahren entwickeln. Im Juni sind dazu die ersten Forscherinnen und Forscher beider Einrichtungen in das neue Gebäude in der Von-Siebold-Straße 3a eingezogen.
Alzheimer und Demenz: GEMEINSAMES GEBÄUDE BÜNDELT GEMEINSAME FORSCHUNG
Der neue Gebäudekomplex für die gemeinsame Unterbringung von BIN und DZNE am Standort Göttingen schafft moderne Voraussetzungen, um die Gebäude- und Geräteinfrastruktur synergetisch nutzen zu können. Die U-Form des Gebäudes und die gezielt eingesetzte Farbgebung, Grün für das BIN, Blau für das DZNE, stehen architektonisch als Sinnbild für das Konzept: BIN und der DZNE-Standort Göttingen wer-den als eigenständige und für sich sichtbare Einrichtungen jeweils in einem der beiden Gebäudeflügel firmieren. „Kooperationsflächen“ verbinden beide Gebäudeflügel. Hier finden sich Labore, Werkstätten, Lagerräume, Geräte- sowie Seminarräume. Diese Einrichtungen stehen den Forschern beider Einrichtungen gleichermaßen zur Verfügung. So muss keine Technik doppelt vorgehalten werden.
„Göttingen ist bei den Neurowissenschaften seit langem ein international ausgewiesener Forschungsstandort und ein wichtiger Partner im DZNE“, sagte Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka. „Ich freue mich, dass wir mit dem nun-mehr eröffneten Neubau in Göttingen die gemeinsame Erforschung neurodegenerativer Erkrankungen weiter stärken. Die Eröffnung steht exemplarisch auch für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem Bund und den Ländern in wichtigen Bereichen der Gesundheitsforschung.“
Die niedersächsische Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajić sagt: „Forschungen zur Demenz und anderen neurologischen Erkrankungen sind für eine älter werdende Gesellschaft von herausragender Bedeutung. Mit dem gemeinsamen Gebäude für das DZNE und das BIN der Universitätsmedizin Göttingen wird dafür die erforderliche Infrastruktur geschaffen. Die hervorragende Zusammenarbeit von Universitäten mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen wird durch das gemein-same Forschungsgebäude gestärkt. Dadurch wird der Standort Göttingen für den wissenschaftlichen Nachwuchs noch attraktiver.“
Für das DZNE würdigt dessen Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Dr. Pierluigi Nicotera den Neubau in Göttingen: „Neurodegenerative Erkrankungen lassen sich nicht auf eine einzelne Ursache oder einen bestimmten Prozess zurückführen, deshalb wird das gesamte translationale Forschungsspektrum benötigt. Das DZNE ist die einzige Forschungseinrichtung, die neurodegenerative Erkrankungen in ihrer vollen Bandbreite – von der Grundlagenforschung bis hin zu klinischen Studien, Bevölkerungsstudien sowie Versorgungsforschung abdeckt. Der Standort Göttingen zeigt beispielhaft, wie diese Strategie gelebt wird – als Teil eines deutschlandweit agierenden Zentrums mit der engen Kooperation hervorragender Neurowissenschaftler vor Ort. Der Neubau wird diese Kooperationen noch weiter stärken.“
Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Sprecher des Vorstands der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) unterstreicht den Sinn der engen räumlichen Zusammenarbeit: „Mit dem Gebäudekonzept konzentriert sich die hohe Expertise neurowissenschaftlicher Forschung am Göttingen Campus zu Fragen der Bildgebung im Bereich der Neurowissenschaften. Hier liegt ein expliziter Schwerpunkt. Die gemeinsame Unterbringung des DZNE-Standortes Göttingen mit den Arbeitsgruppen der Universitätsmedizin, der Universität und der Max-Planck Gesellschaft in einem Haus, mit einer gemeinsamen Nutzung von Funktionsräumlichkeiten, symbolisiert diese enge Kooperation. Sie bündelt die Ressourcen und schafft kurze Wege.“
Den Wissenschaftlern stehen in dem vier-geschossigen Gebäude insgesamt 3.443 Quadratmeter Nutzfläche und etwa 200 Räume zur Verfügung. 59 Prozent der Fläche werden künftig vom BIN und 41 Prozent vom DZNE genutzt.
CENTER FOR BIOSTRUCTURAL IMAGING OF NEURODEGENERATION (BIN)
Das Center for Biostructural Imaging of Neurodegeneration (BIN) der UMG befasst sich mit der funktionellen molekularen Bildgebung der den neurodegenerativen Krankheiten zugrunde liegenden Ursachen und der Neuentwicklung intelligenter Bildgebungstechniken. Um die am Standort Göttingen vorhandenen universitären und außeruniversitären Expertisen interdisziplinär zu vernetzen, wird ein universitärer multidisziplinärer Forschungsverbund gebildet. Für diesen werden Speziallabore in dem neuen Gebäude des Center for Biostructural Imaging in Neurodegeneration (BIN) eingerichtet, bereits existierende Labore sollen dorthin verlagert werden. Das BIN stellt so unter anderem die bildgebenden Verfahren sicher, die auch für den DZNE-Standort Göttingen gebraucht werden. In das BIN werden acht Forschergruppen nach und nach einziehen. Sie kommen aus der UMG, der Universität Göttingen und den Max-Planck-Instituten für biophysikalische Chemie und für Dynamik und Selbstorganisation. Vorstandssprecher des BIN ist Prof. Dr. Silvio Rizzoli, Direktor des Instituts für Neuro- und Sinnesphysiologie an der UMG.
DEUTSCHES ZENTRUM FÜR NEURODEGENERATIVE ERKRANKUNGEN (DZNE), STANDORT GÖTTINGEN
Der Standort Göttingen des bundesweit tätigen Deutschen Zentrums für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) besteht seit September 2011. Aktuell arbeiten dort 54 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der DZNE-Standort Göttingen ist weltweit das erste Institut, das sich explizit mit der „Epigenetik“ von Hirnerkrankungen befasst. Die Göttinger Forscherinnen und Forscher untersuchen unter anderem, wie Umweltfaktoren das Risiko, eine Alzheimer Demenz zu entwickeln, beeinflussen. Schon jetzt lieferten ihre Arbeiten erste Ansätze für die frühe Diagnose und Therapie.
Der Göttinger DZNE-Standort arbeitet besonders eng mit der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), der Georg-August-Universität und den Max-Planck-Instituten in Göttingen zusammen. Gemeinsame Berufungen und die Nutzung einer gemeinsamen Infrastruktur führen zu einem Mehrwert für die Forschung. Im Trakt des DZNE Göttingen werden fünf Forschergruppen aktiv sein.
Der Neubau für das BIN/ DZNE-Forschungsgebäude ergänzt die Kooperation optimal und stärkt weiter den Schwerpunkt Neurowissenschaften am Standort Göttingen. Letztlich soll diese Kooperation den Patienten zugutekommen. Die Zusammenarbeit zwischen UMG und DZNE stellt die schnelle Überführung von Ergebnissen der Grund-lagen in die klinische Forschung sicher. Sprecher des DZNE-Standorts Göttingen ist Prof. Dr. André Fischer.
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